[h=3]Überblick[/h] Die Türkei hat in den vergangenen zwanzig Jahren bei der Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bürger große Fortschritte erzielt. Dennoch schneidet sie im Vergleich zu anderen Ländern des Better Life Index nur in wenigen Teilbereichen gut ab. In puncto Zivilengagement liegen ihre Werte über dem Durchschnitt, sonst jedoch liegen sie darunter, so etwa in Bezug auf Gesundheit, soziale Bindungen, Bildung, Beschäftigung, subjektives Wohlbefinden, Umwelt, Work-Life-Balance und Wohnen.
Geld allein macht zwar nicht glücklich, trägt aber entscheidend zum Lebensstandard bei. In der Türkei liegt das durchschnittliche bereinigte verfügbare Pro-Kopf-Haushaltsnettoeinkommen unter dem OECD-Durchschnitt von 25 908 US-$ pro Jahr.
Die Betrachtung der Beschäftigungslage ergibt, dass in der Türkei 50% der 15- bis 64-Jährigen einer bezahlten Beschäftigung nachgehen. Das ist der niedrigste Wert in der OECD, wo der Durchschnitt bei 65% liegt. Rund 69% der Männer sind erwerbstätig, gegenüber 30% der Frauen. Rund 41% der abhängig Beschäftigten haben sehr lange Wochenarbeitszeiten – so viele wie nirgends sonst in der OECD (13%). Bei den Männern arbeiten 45% sehr lang, bei den Frauen sind es 31%.
Ein gutes Bildungsniveau ist eine wichtige Voraussetzung dafür, einen Arbeitsplatz zu finden. In der Türkei verfügen 34% der Bevölkerung im Alter von 25-64 Jahren über einen Abschluss des Sekundarbereichs II, deutlich weniger als im OECD-Durchschnitt (75%) und der niedrigste Wert unter den OECD-Ländern. Dies trifft in höherem Maße auf Männer zu als auf Frauen, da 38% der Männer, aber nur 29% der Frauen den Sekundarbereich II erfolgreich abgeschlossen haben. Bei der Messung der Bildungsqualität anhand der Internationalen Schulleistungsstudie der OECD (PISA) erzielten die türkischen Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften durchschnittlich 462 Punkte, weniger als im OECD-Durchschnitt (497 Punkte). Die Mädchen schnitten in der Türkei im Durchschnitt um 16 Punkte besser ab als die Jungen, womit dieser Leistungsabstand größer war als im OECD-Durchschnitt (8 Punkte).
Was die Gesundheitsindikatoren betrifft, beträgt die Lebenserwartung bei der Geburt in der Türkei 75 Jahre. Das sind 5 Jahre weniger als im OECD-Durchschnitt, einer der schlechtesten Werte. Die Lebenserwartung der Frauen beträgt 77 Jahre, die der Männer 72 Jahre. Die atmosphärische Konzentration von Feinstaub PM10 – winzigen Luftschadstoffpartikeln, die klein genug sind, um in die Lunge einzudringen und diese zu schädigen – liegt mit 35,1 Mikrogramm pro Kubikmeter in Ballungszentren deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 20,1 µg/m[SUP]3[/SUP]. Auch bei der Wasserqualität liegen die Ergebnisse der Türkei unter dem OECD-Durchschnitt: 62% der Bevölkerung sind laut eigenen Angaben mit der Wasserqualität zufrieden, im Vergleich zu 81% im OECD-Durchschnitt.
Das öffentliche Leben ist in der Türkei durch moderaten Gemeinsinn und hohes zivilgesellschaftliches Engagement gekennzeichnet. Eigenen Angaben zufolge kennen 86% der Bevölkerung jemanden, der ihnen im Notfall Beistand leisten würde, während dieser Anteil im OECD-Durchschnitt mit 88% höher ist. Die Wahlbeteiligung, ein Gradmesser dafür, wie stark sich die Bürger in das politische Geschehen einbringen, betrug bei den letzten Wahlen 88% und lag damit über dem OECD-Durchschnitt (68%). In den obersten 20% der Bevölkerung liegt die Wahlbeteiligung bei geschätzten 89%, in den untersten 20% bei geschätzten 84%. Damit ist dieser Abstand wesentlich geringer als im OECD-Durchschnitt, wo er sich auf 13 Prozentpunkte beläuft.
Die Türken sind im Allgemeinen mit ihrem Leben weniger zufrieden als der Durchschnitt der OECD-Bürger. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten sie ihre Lebenszufriedenheit mit 5,6. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 6,6.
Weitere Informationen zu Schätzungen und Referenzjahren finden Sie im FAQ-Bereich und in der BLI-Datenbank.