Celle:
[h=1]Massenschlägerei in Celle mit Jesiden und Muslimen[/h] In Celle gehen Muslime und Angehörige der jesidischen Minderheit aufeinander los. Was noch niemand bestätigen will, ist längst Gewissheit: Der Krieg der IS-Terroristen erreicht auch Deutschland.
Bei einer Massenschlägerei im niedersächsischen Celle mit bis zu 100 Beteiligten sind sechs Menschen verletzt worden, einer davon so schwer, dass er im Krankenhaus bleiben musste. Lebensgefahr besteht aber nicht. Nach ersten Angaben der Polizei vom Dienstagmorgen traf aus bislang unbekannten Gründen am Rande der Innenstadt eine Gruppe von Muslimen und eine von Jesiden aufeinander. Es kam zu Fausthieben, Fußtritten und Schlägen mit diversen Gegenständen, nach Angaben lokaler Medien seien auch Baseballschläger zum Einsatz gekommen. Anwohner alarmierten am Montagabend die Polizei, die mit mehreren Streifenbesatzungen aus dem Stadtgebiet und dem Landkreis und rund 70 Beamten anrückte und die Gruppen voneinander trennten.
[h=2]Beamte aus dem ganzen Landkreis im Einsatz[/h]Nach Angaben eines Behördensprechers sind die Hintergründe der Auseinandersezung derzeit noch unklar. Dies müsse ermittelt werden. Nach bisherigem Kenntnisstand leben die Beteiligten in Celle und Umgebung. Es seien wohl direkt die beiden größeren Gruppen aufeinandergetroffen; um eine vorhergehende Auseinandersetzung zwischen einzelnen Streitenden, die dann Unterstützung herbeitelefonierten, habe es sich wohl nicht gehandelt. Noch im Laufe des Abends habe es in den sozialen Medien Kommentare gegeben, die die Schlägerei mit den Kämpfen zwischen den Kurden und islamistischen Milizen in Syrien und dem Irak in Verbidung brachten.
In den Monaten Juli und August 2014 flohen Tausende der in der nordirakischen Stadt Sindschar lebenden Jesiden vor den Terror-Kämpfern des Islamischen Staats, nachdem es zuvor zu Gräueltaten gegen die religiöse Minderheit in vom IS eroberten Dörfern gekommen war.
[h=2]Große jesidische Gemeinde in Celle[/h]Die jesidische Exilgemeinde in der Bundesrepublik konzentriert sich in Norddeutschland. Von den rund 100.000 Angehörigen der Volksgruppe in Deutschland wohnen die meisten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, Celle gilt als Stadt mit den zweitmeisten Jesiden nach Shingal im Nordirak. In Bremen leben etwa 3000 Jesiden, in Celle sind es noch einige Tausend mehr. Seitdem die Kämpfer des Islamischen Staates im Nordirak einmarschiert sind, sind Zehntausende Jesiden auf der Flucht.
Dass der Irak-Konflikt auch nach Deutschland getragen wird, zeigte sich
Anfang August im ostwestfälischen Herford, als Jesiden und Islamisten von mehreren Hundertschaften der Polizei getrennt werden mussten. Anlass war eine Demonstration hier lebender Jesiden gegen die Verfolgung durch die IS-Terroristen im Irak, bei der Jesiden hingerichtet, Frauen und Mädchen vergewaltigt und auf Basaren verkauft werden. Mit Messern hatten Salafisten und andere Islamisten Jesiden in Herford attackiert und gedroht: "Wir töten euch im Irak, wir töten euch auch hier!"
Gegen die Beteiligten der Auseinandersetzung in Celle leitete die Polizei Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise schweren Landfriedensbruchs ein. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Straßenschlacht dauerten an, sagte der Behördensprecher, der vor Spekulationen in sozialen Netzwerken warnte, um die Stimmung nicht zusätzlich anzuheizen.