Prüfungen
Jede Seele wird den Tod kosten, und euch wird euer Lohn am Tag der Auferstehung vollständig gegeben; und wer da vom Feuer ferngehalten und ins Paradies geführt wird, der soll glücklich sein. Und das Leben ist nichts als ein trügerischer Nießbrauch. (185) Wahrlich, ihr sollt geprüft werden in eurem Gut und an euch selber, und wahrlich, ihr sollt viele verletzende Äußerungen von denen hören, welchen die Schrift vor euch gegeben wurde und von denen, die Allah Gefährten zur (Seite) setzen. Wenn ihr jedoch geduldig und Gottesfürchtig seid – dies gehört wahrlich zu den Dingen der Entschlossenheit. (186) (Sura 3 (Das Haus Imran) ; Aya 185-186 )
Zunächst einmal möchte ich auf das obige Koranzitat eingehen. Denn dort wird unmissverständlich ein wahres Wort gesprochen. Einige Prüfungen des Diesseits werden hier erwähnt. Die Menschen werden oft geprüft indem ihr Vermögen (hier Gut genannt) auf einmal enorm geschmälert wird (z.B. Konkurs gehen) oder umgekehrt kann man plötzlich zu enormen Reichtum gelangen (z.B. eine Erbschaft), denn auch enormer Reichtum kann einen Prüfung sein. Man muss lernen, mit dem Geld verantwortungsbewusst und richtig umzugehen. Wird der Charakter dadurch verdorben, oder vergisst man die Menschen, die einen brauchen, nicht? Manche Menschen werden von schwerer Krankheit oder von Schicksalsschlägen getroffen. Da all dies nach islamischen Verständnis Prüfungen sind, sollte man diese Prüfungen mit Glaube und Geduld bewältigen.
An einer anderen Stelle im oben genannten Koranzitat wird von Menschen gesprochen, denen die Schrift vorher gegeben wurde. Damit sind die Menschen jüdischen und christlichen Glaubens gemeint. Ihnen wurde die Thora (durch Moses) und das Evangelium (durch Jesus) gegeben. Beide Schriften stammen im ursprünglichen Original von Allah und sind Offenbarungsschriften. Im Übrigen, wie schon an anderer Stelle in diesem Buch erwähnt, müssen wir Muslime diese Schriften als Offenbarung Allahs anerkennen. Jedoch nur in ihrer Originalform. Diese Schriften wurden jedoch von den Menschen verfälscht, und die Originale existieren nicht mehr. Welches die Notwendigkeit einer weiteren, unverfälschbaren Offenbarungsschrift, aufs deutlichste aufzeigt. Tatsächlich ist es so, dass die Menschen anderen Glaubens, immer wieder verletzende Äußerungen an uns richten. So stellen weibliche Muslimas hierfür ein besonders geeignetes Ziel dar, da sie schon rein äußerlich sofort als Muslime erkannt werden. Bringt es den Muslimas doch Respekt und Anerkennung innerhalb der muslimischen Gemeinde ein, so wird es in der nichtislamischen Gesellschaft oft missverstanden und fehlinterpretiert. Aufgrund der Unkenntnis und Fehlinformationen, kommt es dann zu Anfeindung und Beleidigungen. Viele Muslimas kennen diese Tatsache schon, entscheiden sich aber dennoch für das tragen eines Kopftuches. Die Liebe zu Allah und der tiefe Wunsch, Allah diese Liebe zu beweisen, indem sie SEINE Gebote achten, ist schlussendlich größer, als die Angst vor den Menschen. Sehr viel Belohnung wird die Frauen für das Bestehen dieser Prüfung erwarten, inscha’Allah (so Allah will). Und für das Scheitern dieser Prüfung? Solange diese Frauen, die noch nicht die Kraft aufgebracht haben das Kopftuch anzulegen, noch am Leben sind, solange haben sie die Möglichkeit umzukehren und dem richtigen Weg zu folgen. Jeden Morgen, wenn sie die Augen öffnen, haben sie wieder eine Chance von Allah bekommen, ihre Situation zu verbessern und sich für den Dienst an Allah anstatt für den Dienst an den Menschen zu entscheiden. Doch wissen sie, ob sie am nächsten Morgen eine erneute Chance bekommen, oder ob sie vielleicht doch der Tod ereilen wird?
Allahs Gesandter hat gesagt: „ Das Diesseits ist ein Gefängnis für den, der glaubt, und ein Paradies für den, der nicht glaubt.“ ( Muslim )
Viele Vorurteile beherrschen momentan das bestehende Bild über den Islam, traurigerweise kommt kaum ein Nichtmuslim auf die Idee, einmal mit einem „leibhaftigen“ Muslim zu sprechen, um Fehlinformationen abzubauen. Ebenso betrifft es auch zahlreiche andere Bereiche des Islams. Systematisch wird in den Medien und anderswo gegen den Islam vorgegangen und bewusst falsche Informationen verbreitet und völlig unbegründete Angst geschürt. Auf diese Weise denken die Menschen, sie wüsten alles über den Islam und forschen nicht mehr aus eigenen Stücken. Diese Tatsache (Anfeindung im Allgemeinen) ist eine Prüfung Allahs (Allah weiß es am besten). Die Muslime müssen damit umgehen lernen. Sie müssen lernen, den Menschen offen und ehrlich, wie einst der Prophet Mohammed (s.a.s.), entgegen zu treten. Wir müssen die Menschen aufklären, und ihnen den Islam näher bringen (Da’wa), sodass Feindschaft und Missverständnisse verschwinden. Allah prüft unsere Standhaftigkeit und unseren Willen. Wie viel Anfeindung und Unrecht können wir ertragen? Was tun wir, um uns zu wehren? Verlieren wir die Beherrschung, und schaden dem Islam umso mehr, oder bleiben wir ruhig und besonnen, und zeigen somit den wahren Islam, mit all seiner Schönheit. Wenn die Anfeindungen jedoch zur Feindschaft werden, so beginnt die ganze Angelegenheit sich in eine schwerwiegende Lage zu verwandeln. Durch Feindschaft entsteht offener Hass, welcher alsbald in Gewalt enden wird. Wenn die Menschen gejagt werden, aufgrund dessen dass sie Muslime sind, wie zurzeit in Palästina oder auch im Libanon,Syrien etc., so besteht höchste Lebensgefahr und ein geregeltes Leben ist oft nicht mehr möglich. Insbesondere dann, wenn es Frauen und Kinder betrifft, welche man zu schützen versucht. In diesem Fall ist es legitim und gut den Ort des Übels zu verlassen. Und auch dieses ist eine Prüfung von Allah, denn es ist sehr schwierig und hart des Glaubens wegen verfolgt zu werden und/oder aus diesen Gründen seine Heimat und gewohnte Umgebung zu verlassen. Denn es gibt durchaus Menschen deren Glauben auf diese Weise verloren geht. Sie werden schwach und wählen die angenehmen Seiten des Diesseits (Dunja) anstelle des Paradieses im Jenseits. Sie gehorchen den Menschen und widersetzen sich auf diese Weise dem Willen Allahs. Zur Zeit des Propheten Muhammad gab es eine solche Auswanderung (Hidjra). Die Gläubigen, die dem Propheten folgten wurden geschmäht, ausgelacht, ausgegrenzt, verfolgt und getötet. Man vergriff sich an ihrem Eigentum und Leben und man versuchte sie vom Glauben abzubringen. Für den Fall, dass sie dem Glauben abschwörten, so gewährte man ihnen Frieden. Doch dieses Angebot wollte niemand annehmen. Sie hielten fest an ihrem Glauben an Allah, auch dann, wenn das Messer schon an ihrer Kehle saß! So sehr liebten sie Allah und den Propheten Muhammad. Als es unerträglich wurde für die Leute, wurde vom Propheten die Auswanderung von Mekka nach Medina befohlen. In Medina erwartete die Menschen ein sicheres Leben, da dort bereits der größte Teil der Menschen zum Islam übergetreten war. Sie wurden also von Brüdern und Schwestern im Glauben erwartet und empfangen. Diese Auswanderung um Allahs Willen wegen war ein solcher Meilenstein in der Geschichte der Muslime, das mit diesem Ereignis die islamische Zeitrechnung beginnt. Das Kürzel hinter einer islamischen Jahreszahl „n.Hd.“bedeutet „nach der Hidjra“. Das wichtige hierbei ist auch, das die Muslime diese schwere Reise (zu Fuß ca. 400 km durch die Wüste) nur für Allah unternahmen. Nichts anderes war der Grund. Und daher wurde ihnen diese Reise auch von Allah angerechnet. Hätten sie es der schönen Landschaft wegen getan (als Beispiel) so hätten sie keinen Lohn von Allah zu erwarten.
Und denjenigen, die um Allahs willen ausgewandert sind, nachdem sie unterdrückt worden waren, werden Wir sicherlich eine schöne Wohnstatt in der Welt geben; und wahrlich, der Lohn des Jenseits ist (noch) größer, wenn sie es nur wüßten(41); (es sind) diejenigen, die geduldig geblieben sind und auf ihren Herrn vertrauen.(42) ( Sura 16 ; Ayat 41 – 42 )
Allahs Gesandter hat gesagt: „ Ein Zeitalter wird über die Menschen kommen, in dem geduldig im Glauben zu sein so ist, als wenn man glühende Kohle hielte.“ (Hadith:Tirmidhi)ür
Abdullah Ibn Umar berichtete : „ Der Gesandte Allahs nahm mich bei meiner Schulterseite und sagte : > Sei auf dieser Welt wie ein Fremder oder wie derjenige, der sich auf einer Durchreise befindet.> und Ibn Umar pflegte zu sagen : > Wenn der Abend kommt, erwarte nicht den Morgen, und wenn der Morgen kommt, erwarte nicht den Abend. Nimm von Deiner Gesundheit für deine Krankheit und von deinem Leben für deinen Tod.>“ ( Buchari )
Allahs Gesandter hat gesagt : „ In der (gleichen) Lage wie die schlechtesten Menschen wird am Tage der Auferstehung derjenige sein, der sein Jenseits zugunsten des Diesseits eines anderen vertan hat.“ ( Ibn Madscha )
Es entspricht der Wahrheit, dass die Muslime oft beleidigt und beschimpft werden, obwohl hierfür kein triftiger Grund vorliegt. Es handelt sich hierbei zumeist um Vorurteile, zu deren Richtigstellung es wohl nie gekommen ist. Im jetzigen Zeitalter spielen die Medien, wie gerade erwähnt, eine sehr große Rolle, da sie aus unerfindlichem Grund, Unwahrheiten in Massen produzieren und veröffentlichen. Wird hier vielleicht versucht, eigene Missstände zu vertuschen und stellvertretend dafür, auf jemand anderem herumgehackt?
Solcherart Prüfungen treffen kollektiv die gesamte Gemeinde der Muslime (Umma). Jedoch geht jeder einzelne anders damit um.
Kab Ibn Ajad berichtete: „ Ich hörte Allahs Gesandten sagen: Für jede Umma gibt es eine Prüfung. Die Prüfung für meine Umma ist der Reichtum.“ (Hadith: Tirmidhi )
Und dann gibt es natürlich auch noch individuelle Prüfungen, die den Menschen im speziellen treffen. Sie sind sozusagen „Maßgeschneidert“. Dazu muss man erst einmal verstehen, dass jeder Mensch anders denkt, fühlt und empfindet. Da der Mensch im Einzelnen also anders ist als jemand anderes, so bekommt er auch seine „Eigene“ Prüfung. Ist eine Prüfung für den Einen unerträglich, so ist sie für den anderen nicht mal der Rede wert. Täglich stellt Allah unsere Geduld auf die Probe. Jeder Wutausbruch, den wir um Allahs Willen vermeiden, ist für uns gut. Allah wird Seine Diener dafür belohnen, wenn sie eine Geduldsprobe bestehen. Und wie kann, man sie bestehen?
Man kann sie bestehen, indem man sich immer wieder vor Augen hält, dass wir uns hier lediglich im Diesseits befinden, und das diese Welt irgendwann ein Ende haben wird. Wir befinden uns hier nur auf der Durchreise. Die Liebe zu Allah macht es uns möglich, jegliche Prüfungen zu bestehen, und seien sie noch so hart.
Abdullah Ibn Umar berichtete: Allahs Gesandter packte meine Schultern und sagte: „Lebe in dieser Welt, als ob du ein Fremder oder jemand auf der Durchreise wärest.“ (Hadith: Buchari )
Ausschlaggebend hierbei ist nur Allah und die Tatsache, dass wir zu IHM zurückkehren werden. Dieses hilft dem Muslim über viele schwierige Tage hinweg. Das folgende Koranzitat gibt einen kurzen Überblick darüber, was einen im Leben an Prüfungen treffen kann. Die Arten der Prüfungen sind natürlich unzählbar, aber sie passen doch alle irgendwie in einer der unten genannten Kategorien.
Und gewiss werden Wir euch prüfen durch etwas Angst, Hunger und Minderung an Besitz, Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Geduldigen eine frohe Botschaft (155), die wenn sie ein Unglück trifft, sagen: „ Wir gehören Allah und zu ihm kehren wir zurück.“(156) Auf diese lässt ihr Herr Segnungen und Barmherzigkeit herab und diese werden rechtgeleitet sein. (157) ( Sura 2 ( Die Kuh ); Ayat 155-157)
Der Prophet hat gesagt: „ Der größte Lohn (kommt) mit der größten Prüfung, und wenn Allah, der Erhabene, Leute liebt, setzt Er sie Prüfungen aus, und wer sich damit zufrieden gibt, dem wird Allahs Wohlgefallen zuteil, und wer damit hadert, dem wird Allahs Missfallen zuteil.“ ( Hadith: Tirmidhi )
Folgendes sollte der Muslim bedenken, wenn ihn eine Prüfung trifft.
Er sollte geduldig und standhaft bleiben. Jeder Muslim sollte dankbar sein, selbst wenn ihn etwas Schlechtes treffen sollte. Denn alles Schlechte birgt auch etwas Gutes. Auch wenn der Mensch dieses nicht erkennen kann, so weiß doch Allah in Seiner Weisheit, warum er den Menschen prüft. Das für den Menschen erkennbare Gute ist natürlich die Belohnung, die jeder Muslim für eine standhaft ertragene Prüfung zu erwarten hat.
Allahs Gesandter hat gesagt: „Gläubige Männer und Frauen werden solange Prüfungen ausgesetzt – sie selbst, ihre Kinder, ihr Hab und Gut – bis sie Allah, dem Erhabenen, entgegentreten, und sie haben Ihm gegenüber keine Sünde (mehr auf sich). (Hadith: Tirmidhi)
Erwähnenswert wäre die Tatsache, dass man Standhaftigkeit und Geduld gepaart mit unermesslichem Glauben nur bei den Muslimen antreffen kann. Dieses entspricht tatsächlich den Tatsachen. Es ist immer wieder zu beobachten, dass selbst bei den furchtbarsten Ereignissen ein Muslim, der wahrhaftig glaubt, noch die Worte: „Alhamdullillah“ (Gelobt sei Allah) auf den Lippen trägt. Zu den schrecklichsten Ereignissen zählt z.B. der Tod eines geliebten Kindes. Selbst dem Propheten Mohammed ist dieses harte Schicksal wiederfahren. Und dass nicht nur einmal, sondern gleich mehrer Male. Trauer ist hierbei völlig normal und angebracht. Doch lähmende Verzweiflung bis hin zum Verlust des Glaubens ist völlig unangebracht und gehört nicht zu den Eigenschaften eines Muslims.
Allahs Gesandter hat gesagt: Unter den Menschen gibt es keinen Muslim, dem drei (Kinder) verstorben sind, ehe sie die Reife erreicht haben, ohne dass Allah ihn aufgrund Seiner Gnade und Barmherzigkeit ihnen gegenüber das Paradies betreten lässt.
(Hadith: Buchari )
Allahs Gesandter hat gesagt: „ Wenn das Kind eines Knechtes (Allahs) stirbt, spricht Allah, der Erhabene, zu Seinen Engeln: „Habt ihr (die Seele) des Kindes meines Knechtes genommen?“ Sie antworten: „Ja“ Er spricht: „Habt ihr ihm (die allerliebste) Frucht seines Herzens genommen?“ Sie antworten: „Ja“ Er spricht: „Was hat mein Knecht gesagt?“ Sie sagen: „Er hat dich gepriesen und gesagt: Wir sind Allahs und zu Ihm kehren wir zurück.“ Dann spricht Allah, der Erhabene: „Baut meinem Knecht ein Haus im Paradies und nennt es „Haus der Lobpreisung“.“ ( Hadith: Tirmidhi )
Dieses harte Schicksal haben zurzeit sehr viele Menschen zu tragen. Zum Beispiel Palästinenser, Libanesen und Iraker, deren Kinder dahingemetzelt werden, während die Welt zuschaut. Auch dieses ist von Allah gewollt, da Er das Böse zur Prüfung der Menschheit erschuf. Und wie schon einmal erwähnt, verfallen zurzeit sehr viele Menschen dem Bösen, da es einfacher ist, sich Selbst gehen zu lassen, als dagegen anzukämpfen.
Allahs Gesandter hat gesagt: „ Klug ist, wer sich in der Gewalt hat und auf das hinarbeitet, was nach dem Tode sein wird. Dumm ist, wer seinem (eigenem) Selbst folgt und sich hinsichtlich Allahs falsche Hoffnungen macht.“ ( Hadith: Tirmidhi )
Jeder Mensch hier auf Erden trägt ein anders Schicksal als einer seiner Mitmenschen. Ein kleiner Tipp, das eigene Schicksal besser ertragen zu können, bieten die folgenden zwei Hadithe.
Allahs Gesandter hat gesagt: „ Wenn jemand von euch auf einen anderen schaut, der ihm gegenüber an Gütern und Aussehen bevorzugt ist, so soll er auf einen anderen schauen, der ihm unterliegt, und dem er selbst gegenüber bevorzugt ist.“ ( Hadith: Buchari )
Allahs Gesandter hat gesagt: „ Seht (auf) den, der unter euch ist, und nicht (auf) den, der über euch (und besser gestellt) ist, denn das ist geeigneter, damit ihr nicht Allahs Gnade (an euch) gering schätzt.“ ( Hadith: Muslim )