Die wahrscheinlich gängigste Form der Jugo-Nostalgie dient dem Ausdruck einer anti-nationalistischen Denkweise wie auch dem Wunsch, Jugoslawiens Leitmotto "Brüderlichkeit und Einheit" (Bratstvo i Jedinstvo) den Balkanvölkern wieder zu vergegenwärtigen. So hat der derzeit beste Tennisspieler der Welt,
Novak Djoković, kurz vor seiner Titelverteidigung bei den Australian Open 2013
ein Foto, auf dem er mit einigen Tennisspielern aus dem ehemaligen Jugoslawien abgelichtet wurde, auf Twittter verbreitet und mit "Jugoslavija, Jugoslavija!! Tako je momci" (Jugoslawien, Jugoslawien, so ist das, Burschen) kommentiert.
Djoković ist jener Prominente vom Balkan, der sicher am häufigsten mit dieser Art der Jugo-Nostalgie auffällt. Berühmt ist auch seine Aussage "Ich fühle mich wie ein Vertreter aller Völker des ehemaligen Jugoslawien". In kroatischen Medien wird er mitunter auch als "unser" (naš) bezeichnet, oder wie es der kroatische Fußballtrainer Miroslav Blažević einmal sagte: "Auch wir Kroaten sind stolz auf Djoković, denn schließlich sind wir alle vom Balkan."
Diese Form der Jugo-Nostalgie ist unter den Jugendlichen am häufigsten verbreitet. Sie zeigt sich durch das gemeinsame Feiern, durch das Besuchen der jeweils anderen Staaten, durch das Hören alter jugoslawischer Bands. Das alles spiegelt das Bedürfnis wider, den ethnozentrierten Politiken ein Ende zu setzen und das Gemeinsame wieder in den Mittelpunkt zu stellen.
Solange die Jugo-Nostalgie den Menschen alternative politische und gesellschaftliche Konzepte vergegenwärtigt, solange sie die Kritikfähigkeit der jungen Generationen nährt, so lange wird sie ihre Legitimation haben und auch en vogue bleiben. Denn schließlich besitzt sie die Kraft, zu vereinen - etwas, das am Balkan noch immer dringend notwendig ist. (Siniša Puktalović, daStandard.at, 14.2.2013)