Deepseek: Was am Hype um die chinesische KI wirklich dran ist
Nein, China hat nicht gerade OpenAI um sechs Millionen Dollar nachgebaut: Ein Versuch, die realen Hintergründe von vielen derzeit kursierenden Mythen zu trennen
Es fühlt sich gerade ein bisschen wie die ersten Wochen nach der Vorstellung von ChatGPT an: Eine chinesische KI namens Deepseek sorgt derzeit für viel Aufregung. Nicht nur, dass es die zugehörige App auf Platz eins der kostenlos verfügbaren Apps in Apples App Store geschafft hat, Deepseek hat damit indirekt auch einen Absturz der Kurse zahlreicher US-Tech-Konzerne ausgelöst.
Eine verlockende Erzählung
Das gängige Narrativ liest sich tatsächlich verlockend: Ein kleines chinesisches Start-up habe es geschafft, das gesamte Silicon Valley vorzuführen und so dessen Milliardeninvestitionen mit einem Schlag ad absurdum zu führen. Von einem Moment auf den anderen ist die vermeintliche Technologieführerschaft der USA nach China gewandert.
Tatsächlich glänzt Deepseek durch einige interessante Innovationen. Worum es sich dabei handelt, wie es eigentlich um die Frage der Zensur steht und warum all die aktuelle Aufregung in Summe doch reichlich übertrieben wirkt, das sind die zentralen Punkte, denen im Folgenden nachgespürt werden soll. Der Versuch einer Klärung also, um den Hype von seinem realen Kern zu trennen.
Frage: Stimmt es, dass sich Deepseek von einem Tag auf den anderen an die Spitze der KI-Entwicklung katapultiert hat?
Antwort: Tatsächlich liefern die Modelle, um die es in der aktuellen Debatte geht (Deepseek V3 und R1), in gängigen KI-Benchmarks sehr gute Werte. Ganz an der Spitze stehen sie damit allerdings nicht, es gibt noch ein paar aktuelle Modelle, die bessere Werte erzielen können. Insofern ist es fair, von der zweiten Reihe zu sprechen, was aber auch so beeindruckend ist, immerhin hängt man damit Metas Llama-Modelle ab.
Wer die zugehörige App nutzt, wird – bis auf einige ziemlich problematische Dinge, aber dazu später noch mehr – ebenfalls Ähnliches wie ChatGPT, Gemini oder Claude erleben. Gleichzeitig: Einen guten Grund für einen Wechsel gibt es aus dieser Sicht nicht.
Nein, China hat nicht gerade OpenAI um sechs Millionen Dollar nachgebaut: Ein Versuch, die realen Hintergründe von vielen derzeit kursierenden Mythen zu trennen
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