Der Angriff gegen das türkische Generalkonsulat ist völlig überzogen und kontraproduktiv. Aber türkische Flaggen haben am albanischen Unabhängigkeitstag und dem Tag der Albaner, der aufgrund der kosovarischen Verfassung - so wie der Tag der Serben, Tag der Türken, Tag der Roma, etc - verfassungsrechtlich garantiert wird, nichts zu suchen. Auf der anderen Seite, wenn die Türken in Mamusha (eine kleine türkische Gemeinde nahe Prizren) den Tag der Türken feiern, ist keine einzige albanische Flagge an den Masten zu sehen.
Das Problem beginnt für mich nicht beim Niederriss der türkischen Flaggen, sondern an ihrem Aufhängen Seite an Seite mit der albanischen Flagge.
Und wenn jemand hier behauptet, das seien Nationalisten gewesen: sag einmal einem Türken in der Türkei, er solle die albanische Flagge neben der türkischen Flagge am türkischen Unabhängigkeitstag hissen. Da will aber mal sehen was los ist.
Das hat nichts mit Nationalismus zu tun, sondern mit Respekt. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Unabhängigkeit Albaniens vom Osmanischen Reich gefeiert wird, wirkt das wie ein Schlag ins Gesicht und ist Verhöhnung unserer Opfer für unseren Unabhängigkeitskampf vom Osmanischen Reich.
Aber noch einmal zum Angriff auf das Konsulat der Türkei im Kosovo: wie eben gesagt, das ist feige und mit nichts zu rechtfertigen. Allerdings denke ich, dass das nicht die türkisch-albanischen Beziehungen behindern wird. Denn es gab durchaus schwerwiegendere Skandale zwischen der Türkei und dem Kosovo, die die Beziehungen aber nicht zerstört haben. Ich erinnere da an den Aufruf der Türkei alle Gülen-nahen Institutionen im Kosovo zu schließen, dem das Kosovo nicht nachgekommen ist; den Aufruf der Türkei anti-Erdogan Journalisten wegen angeblicher Hetze gegen ihn zu verurteilen, dem das Kosovo ebenfalls nicht nachgekommen ist; den Einreiseverboten für kosovarische Handelsleute in der Türkei, weil sie angeblich Gülen Institutionen zu nahe standen; usw.usf.
Das Kosovo ist auf die türkischen Investitionen angewiesen, aber auch die Türkei braucht diese Investitionen im Kosovo als Sprungbrett für weitere Märkte. Gerade Kosovo, Mazedonien, Bosnien und Herzegowina und Albanien sind in dieser Hinsicht immens wichtig für die Türkei, so dass ein Angriff auf ein Konsulat selbstverständlich formell verurteilt wird, in Wirklichkeit wird das jedoch aufgrund der engen wirtschaftlichen Interessen beider Seiten kaum Auswirkungen haben.
Wie dem auch sei, ich verurteile hier nicht die Türkei, denn die sind ja nicht schuld daran (zumindest nicht öffentlich, denn hinter den Kulissen muss jemand eine Stange Geld geboten haben, um sie aufzuhängen, um die Präsens der Türkei zu unterstreichen) ich verurteile aber die Verwaltung in Prizren, die darauf eingegangen ist. Die Verantwortlichen müsste man an den Eiern am Shadervan Platz kopfüber aufhängen bis sie austrocknen, dafür dass sie 1. so dumm sind und 2. den Frieden und die Beziehungen sowohl unter den Ethnien als auch die staatlichen Interessen im Kosovo gefährden mit solchen Aktionen.