Chef de Cuisine
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Hallo in die Runde,
der Krieg (so darf man ihn ja hier durchaus nennen) dauert ja nun mehr als einen Monat an. Also Zeit, ein paar Parallelen zum Konflikt in der SFRJ zu ziehen.
Historischer Vergleich: Sowohl die UdSSR als auch Jugoslawien bestanden aus Teilstaaten (Republiken, Autonomen Gebieten, wie man es auch immer nennen mag) in denen die Grenzen auf historischer, fremdherrschaftlicher oder teils willkürlicher gezeichnet hat. In beiden Gebilden war jeweils eine Volksgruppe dominant, was nicht selten dazu führte die anderen Volksgruppen durch gezielte Umsiedlung / Zwangsumsiedlung quasi "zu befrieden", oder in dem entsprechenden Bereich eine Mehrheit zu schaffen. Wer glaubt das Kommunistische Parteien nicht frei von Nationalismus waren, liegt falsch.
Zerfall: Trotz sinnleerer Verfassungskonstruktionen ("konstitutive Völker"), zerbrachen beide Gebilde in genau jene Grenzen, die bislang "innerstaatlich" waren. Für jene Völker die eine Abspaltung anstrebten, waren diese Grenzen Grundlage für die neue Staatsbildung. Für andere Völker waren sie nicht anerkennentswert, weil das eigene Volk nun auf andere Staaten verteilt wurde.
Russland: Bislang "staatstragendes Volk" auf dem Gebiet der UdSSR, wurde nun Minderheit in den baltischen Staaten.
Serbien: Serben fanden sich nun in gleich mehreren Staaten als Minderheit wieder (Slowenien, Kroatien)
Ausbruch von Konflikten:
In beiden Fällen kam es bereits zu Zeiten des funktionierenden Staates zu ethnischen Konflikten
Russland: Basmachi-Rebellion oder Berg-Karabagh
Serbien: 74-er Konflikt in Kroatien und Kosovo
Mit Zerfall des Staates brachen die Konflikte z.T. mit eskalierender Gewalt vollständig aus.
Schüren von Konflikten:
Sowohl Russland als auch Serbien haben die Konflikte, durch gezielte Propaganda und Beeinflussung, geschürt.
Kriegsgründe und Relativierungen Serbiens und Russlands:
Serbien: Negation eines Existenzrechts von Nachfolgestaaten, insbesondere BiH. Bosniaken wurden als Islamisten diffamiert. Sprache & Kultur wurden negiert. Entsprechende Objekte waren Ziel planvoller Zerstörung.
Russland: In Teilen der Bevölkerung Russlands ist die Negation der Ukraine als Staat fest etabliert. Ukrainer werden nur so lange als "Brudervolk" bezeichnet, wie sie den russischen Normen entsprechen. In allen anderen Fällen sind es schlicht Nazis. Die Existenz einer ukrainischen Sprache und Kultur wird ebenfalls geleugnet.
In beiden Fällen wurden militärische Interventionen durch externe Gefahren begründet:
Serbien: Der Westen wollte einen Zerfall, allem voran Deutschland
Russland: Die NATO macht sich breit.
Bei näherer Betrachtung sind diese Begründungen völliger Quatsch. Der Westen hatte lange Zeit kein Interesse an einem Zerfall Jugoslawiens, was Dokumente des US-Aussenministeriums dieser Zeit ebenso belegen, wie die sehr zögerliche Haltung bei der Anerkennung. Im Falle Russlands wird zwar mit der NATO argumentiert. Tatsächlich befinden sich an den russischen Grenzen keine aktiven Kampftruppen der NATO oder größere Militärbasen die für einen Angriffskrieg nutzbar wären.
Tatsächliche Ziele
Meiner Meinung nach sind die Ziele Russlands und Serbiens vergleichbar. In beiden Fällen ging und geht es um das Thema hegemonialer Ansprüche und Revisionismus. Russland setzt hier sogar einen drauf: Hier geht es nicht "nur" um die Ukraine, sondern ganz offensichtlich ist es der Versuch seine Einflusssphäre auf Europa auszudehnen mit dem Ziel der Etablierung einer illiberalen Regierungsform unter russischer Führung, so wie man es den USA unterstellt.
Mit anderen Worten: Von Russland geht nichts anderes aus, als eine abgewandelte Form des Faschismus. Und hier ist zumindest der eine Unterschied zur SFRJ. Letztere Konflikte waren eher ein Thema der Neuordnung Jugoslawiens und der inneren Grenzen, während Russland klar darauf abzielt, eine neue Weltordnung zu etablieren. Selbst wenn Putin seine Ziele in der Ukraine, Transnistrien und anderen von ihn über Jahre geförderten Konfliktherden erreicht, wird er nicht Halt machen. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Volk mit Hegemonialanspruch bis zum Äußersten gehen wird, d.h. entsprechende Führern huldigt.
Insofern ist die Prognose für die Zukunft düster.
der Krieg (so darf man ihn ja hier durchaus nennen) dauert ja nun mehr als einen Monat an. Also Zeit, ein paar Parallelen zum Konflikt in der SFRJ zu ziehen.
Historischer Vergleich: Sowohl die UdSSR als auch Jugoslawien bestanden aus Teilstaaten (Republiken, Autonomen Gebieten, wie man es auch immer nennen mag) in denen die Grenzen auf historischer, fremdherrschaftlicher oder teils willkürlicher gezeichnet hat. In beiden Gebilden war jeweils eine Volksgruppe dominant, was nicht selten dazu führte die anderen Volksgruppen durch gezielte Umsiedlung / Zwangsumsiedlung quasi "zu befrieden", oder in dem entsprechenden Bereich eine Mehrheit zu schaffen. Wer glaubt das Kommunistische Parteien nicht frei von Nationalismus waren, liegt falsch.
Zerfall: Trotz sinnleerer Verfassungskonstruktionen ("konstitutive Völker"), zerbrachen beide Gebilde in genau jene Grenzen, die bislang "innerstaatlich" waren. Für jene Völker die eine Abspaltung anstrebten, waren diese Grenzen Grundlage für die neue Staatsbildung. Für andere Völker waren sie nicht anerkennentswert, weil das eigene Volk nun auf andere Staaten verteilt wurde.
Russland: Bislang "staatstragendes Volk" auf dem Gebiet der UdSSR, wurde nun Minderheit in den baltischen Staaten.
Serbien: Serben fanden sich nun in gleich mehreren Staaten als Minderheit wieder (Slowenien, Kroatien)
Ausbruch von Konflikten:
In beiden Fällen kam es bereits zu Zeiten des funktionierenden Staates zu ethnischen Konflikten
Russland: Basmachi-Rebellion oder Berg-Karabagh
Serbien: 74-er Konflikt in Kroatien und Kosovo
Mit Zerfall des Staates brachen die Konflikte z.T. mit eskalierender Gewalt vollständig aus.
Schüren von Konflikten:
Sowohl Russland als auch Serbien haben die Konflikte, durch gezielte Propaganda und Beeinflussung, geschürt.
Kriegsgründe und Relativierungen Serbiens und Russlands:
Serbien: Negation eines Existenzrechts von Nachfolgestaaten, insbesondere BiH. Bosniaken wurden als Islamisten diffamiert. Sprache & Kultur wurden negiert. Entsprechende Objekte waren Ziel planvoller Zerstörung.
Russland: In Teilen der Bevölkerung Russlands ist die Negation der Ukraine als Staat fest etabliert. Ukrainer werden nur so lange als "Brudervolk" bezeichnet, wie sie den russischen Normen entsprechen. In allen anderen Fällen sind es schlicht Nazis. Die Existenz einer ukrainischen Sprache und Kultur wird ebenfalls geleugnet.
In beiden Fällen wurden militärische Interventionen durch externe Gefahren begründet:
Serbien: Der Westen wollte einen Zerfall, allem voran Deutschland
Russland: Die NATO macht sich breit.
Bei näherer Betrachtung sind diese Begründungen völliger Quatsch. Der Westen hatte lange Zeit kein Interesse an einem Zerfall Jugoslawiens, was Dokumente des US-Aussenministeriums dieser Zeit ebenso belegen, wie die sehr zögerliche Haltung bei der Anerkennung. Im Falle Russlands wird zwar mit der NATO argumentiert. Tatsächlich befinden sich an den russischen Grenzen keine aktiven Kampftruppen der NATO oder größere Militärbasen die für einen Angriffskrieg nutzbar wären.
Tatsächliche Ziele
Meiner Meinung nach sind die Ziele Russlands und Serbiens vergleichbar. In beiden Fällen ging und geht es um das Thema hegemonialer Ansprüche und Revisionismus. Russland setzt hier sogar einen drauf: Hier geht es nicht "nur" um die Ukraine, sondern ganz offensichtlich ist es der Versuch seine Einflusssphäre auf Europa auszudehnen mit dem Ziel der Etablierung einer illiberalen Regierungsform unter russischer Führung, so wie man es den USA unterstellt.
Mit anderen Worten: Von Russland geht nichts anderes aus, als eine abgewandelte Form des Faschismus. Und hier ist zumindest der eine Unterschied zur SFRJ. Letztere Konflikte waren eher ein Thema der Neuordnung Jugoslawiens und der inneren Grenzen, während Russland klar darauf abzielt, eine neue Weltordnung zu etablieren. Selbst wenn Putin seine Ziele in der Ukraine, Transnistrien und anderen von ihn über Jahre geförderten Konfliktherden erreicht, wird er nicht Halt machen. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Volk mit Hegemonialanspruch bis zum Äußersten gehen wird, d.h. entsprechende Führern huldigt.
Insofern ist die Prognose für die Zukunft düster.