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Kurdische Kultur Thread

  • Ersteller Ersteller Gelöschtes Mitglied 13322
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Sprachwissenschaftliche Untersuchungen der deutschen Sprache stoßen bei uns allenfalls in Germanistenkreisen auf Interesse.
Kurdische Sprachwissenschaft hingegen ist ein Politikum. In vielen Ländern, in denen Kurden leben, ist sie verboten. Selbst die sprachwissenschaftlich nicht zu widerlegende Erkenntnis, dass Türkisch und Kurdisch zwei verschiedenen Sprachfamilien angehören,wird in der Türkei durch den Separatismusparagraphen sanktioniert.
Die kurdische Sprache gehört wie Hindustani, Persisch, Russisch, Französisch oder Deutsch zur indoeuropäischen Sprachgruppe. Die indoeuropäische Sprachfamilie wird wiederum in verschiedene Untergruppen aufgeteilt. Das Kurdische zählt zur Untergruppe der iranischen Sprachen, daneben gibt es die Untergruppe der slawischen, romanischen, germanischen u.a. Sprachen.

Von den offiziellen Sprachen, die in den Staaten, in denen Kurden leben, gesprochen werden, hat das Kurdische nur zum Persischen eine Verwandtschaft.
Das Türkische sowie das Arabische gehören anderen Sprachfamilien an. Türkisch wie Kasachisch oder Mongolisch gehört zur Gruppe der ural-altaischen Sprachen. Arabisch gehört wie auch Hebräisch zur afro-asiatischen Sprachgruppe und darin zur Untergruppe der semitischen Sprachen.
Neben der Grammatik weist auch die kurdische Lexik Ähnlichkeiten mit indoeuropäischen Sprachen auf.

Bruinessen und andere Autoren unterscheiden drei verschiedene Dialektgruppen: eine Nord-, eine Süd- und eine Südostgruppe. Andere Wissenschaftler unterteilen das Kurdische in zwei Hauptund mehrere Nebendialekte. Der eine Hauptdialekt deckt sich mit den als Nordgruppe bezeichneten Dialekten. Er wird auch Nordwestgruppe oder Nordkurmanci (Zaradachet 1982) und im Alltagsgebrauch einfach Kurmanci genannt. Der andere Hauptdialekt stimmt mit den als Süd- bzw.Mittelgruppe bezeichneten Dialekten überein. Er wird auch Mittelkurmaci (ebd.) oder Südkurmanci (Al-Dahoodi 1987) genannt. Gewöhnlich wird er als Sorani bezeichnet, obwohl dies sprachwissenschaftlich gesehen verwirrend ist, da Sorani nur einer der Dialekte dieser Gruppe ist.
In dieser Arbeit werden die Begriffe Kurmanci und Sorani für die beiden kurdischen Hauptdialekte benutzt, weil sie im überwiegenden Teil der Literatur so verwendet werden. Sowohl Kurmanci als auch Sorani verfügen seit langem über eine weitgehend vereinheitlichte Schriftsprache.
Das Kurmanci wird v.a. in der Türkei, in Syrien und im Nordirak, das Sorani v.a. im Irak und Iran gesprochen. Die südöstlichen Dialekte (die dritte von Bruinessen benannte Dialektgruppe), die im äussersten Süden der kurdischen Gebiete im Iran vorkommen, weisen keine gemeinsame Literatursprache auf.

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Neben diesen beiden Hauptdialekten gibt es noch weitere mit dem Kurdischen verwandte Sprachen deren genaues Verhältnis zum Kurdischen umstritten ist wie etwa das Dimili (das in der Türkei benutzt wird) und das Gorani (das im Iran gesprochen wird)

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Kurdische Sprache könnte man also unter fünf Gruppen zusammenfassen.

1) Kurmanci (Kurmandji)
2) Sorani
3) Dımıli ( Zazaki, Kırmancki, Kırdki)
4) Gorani (Hewrami)
5) Luri

Kurmanci :

Dieser Dialekt wird im türkischen, syrischen, irakischen, iranischen Kurdistan, in Armenien, Khorasan (Nordost-Iran), Libanon und in einigen alten Sowjet-Staaten gesprochen.
Kurmanci wird hauptsächlich auf dem Territorium der Türkischen Republik gesprochen, wo seit über sechzig Jahren eine legale Verbreitung und Pflege oder gar ein Studium der kurdischen Sprache staatlicherseits unmöglich gemacht wird. Nicht nur ist dadurch eine mögliche Annäherung der vielen Mundarten – etwa durch den Einfluss über Radio und Zeitungen verbreiteten hochkurdischen Schriftsprache – unterblieben, schlimmer noch: Die radikalen Umbrüche der neueren Gesellschaftsentwicklung gingen fast spurlos an den nordkurdischen Dialekten vorüber, was dazu führte, dass sie weder von ihrer lexikalischen noch der strukturellen Spannweite her die sozi-politischen Realitäten des modernen gesellschaftlichen Lebens angemessen ausdrücken können. Ab 15. Jh. findet man geschriebene Literaturstücke in diesem Dialekt. Einige ganz wichtige Werke von diesen sind z.B. Elîyê Herîrî (1425-1495), Feqîyê Teyran (1590-1660), Melayê Cizîrî (1570-1640) und Ehmedê Xanî (1650-1707).

Sorani
:

Diesen Dialekt nennt man auch Kırmancî Xwarû und wird von vielen Kurden aus Iran und Irak gesprochen. Es gibt sehr viele Schriftstücke in diesem Dialekt. Sorani ist durch markante Unterschiede von Kurmanci und Dımıli getrennt. Das zeigt sich vor allem im Wegfall von Kasus und Genus bei Substantiven und Pronomina im Sorani-Dialekt, Formen, die sich in Kurmanci und Dımıli erhalten haben. Man unterscheidet dort weiterhin zwischen Femininum und Maskulinum und verzichtet auf die im Sorani geläufigen Pronominal- Suffixe, wie auch auf eine gesonderte Passivkonjugation der Verben. Dafür existiert im Kurmanci zumindest eine Futurform, eine Zeitstufe, die im Sorani vollständig fehlt.

Dımıli:

Dieser Dialekt wird in türkischem Kurdistan in den Städten wie Dersim, Çewlig (Bingöl), Xarpêt (Elazig), Diyarbekir, Ezırgan (Erzincan), Sêwreg (Siverek), Gimgim (Varto), Sêvaz (Qoçgiri), Hinis, Motki gesprochen. Im Dersim-Gebiet nennen diese Kurden den gesprochenen Dialekt als Kırmancki, in Siverek als Dımıli, in den übrigen Gebieten wie Gimgim(Varto) und Çewlig als Zazaki. Der berühmte Turkologe Ziya Gökalp, der selbst ein Zaza-Kurde war, schrieb in seinem Buch:
„Diese (Zazas) nennen sich als „Kirt“. Sie nennen kurmanci sprechende Kurden als kürdasi oder kırdasi. Die Türken haben den Namen ‘Kurde’ für Gurmançs (kurmanc) benutzt. Wenn man sagen will ‘ist dieser Mann Kurde oder Zaza’ meint man mit Kurde die Gurmançs (kurmanc). Den Namen Zaza haben den Dımılis wiederum die Türken gegeben. Das Wort Zaza wird weder von Zazaki-Sprecher noch von Gurmanç-Sprecher benutzt.” (1910 Kürt Aşiretleri hakkında Sosyolojik Tetkikler, Ziya Gökalp)

In diesem Dialekt trifft man sehr oft die Aussprache von „z“ was im Deutschen „s“ in „Sonne” entspricht. Daher wurden diese Kurden auch als Stotterer verspotttet und vermutlich auch von Türken als Zaza genannt. Das älteste literarische Werk ist die religiöse Schrift (Mewlıd) aus dem Jahr 1898 von Ehmedê Xasi. Dieses Werk wurde 1899 mit dem arabischen, 1984 mit dem lateinischen Alphabet verfasst. Ein weiteres Schriftwerk ist Biyîşê Pêxemberî (Mewlûda Nebî) aus dem Jahr 1903 von Usman Efendîyo Babıj. Dieses Buch wurde 1933 in Damaskus mit dem arabischen Alphabet veröffentlicht.

Gorani:

Dieser Dialekt wird manchmal auch Hewrami genannt und steht zu Zazaki (Dımıli) sehr nah. Der Gorani-Dialekt wird im Provinz Kermanschah und in den Hewraman Gebirgen von einer kleinen Gruppe gesprochen. In diesem Dialekt gibt es die ältesten literarische Schriftstücke der Kurdischen Sprache. Viele Sprecher dieses Dialektes gehören zu der religiösen Gruppierung Ehl-e Hakk. Es gibt sehr viele religiöse Schriftstücke die in diesem Dialekt geschrieben sind. Gorani wurde bis zum 19. Jh. von vielen Kurden in Iran und Irak benutzt aber später mehr und mehr vom Sorani-Dialekt verdrängt. Vermutlich wurde Sorani durch die sunnitischen Einflüsse wichtiger und dadurch wurde dieser Dialekt auch stärker. Man kann es heute auch ganz klar sehen, dass Gorani-Dialekt überwiegend von Ehl-e Hakk Kurden gesprochen wird.

Die wichtigsten Schriftwerke sind:

874-Seitige Shîrîn u Xusrew aus dem Jahr 1975 von Xanay Qûbadi (gelebt 1700-1759). Veröffentlicht wurde es in Bagdad.

789-Seitiger Diwan im 19. Jh. vom Dichter Feqe Qadiri Hemewend.

Der Koran in Gorani im 19.Jh. von Haci Nuri Eli Ilahi (Nuri Eli Shah).

Luri (klein):

Zu dieser Gruppe gehören Kermanshahi, Lürri, Laki, Fayli, Kelhuri und Xaneqînî Mundarten.

Die Einordnung der sogenannten Gross-Luri zur kurdischen Sprache ist bestritten aber die oben aufgezählten Mundarten werden eindeutig zur kurdischen Sprache eingeordnet. Die Sprecher dieser Mundarten sind Schiiten daher wurden sie sehr oft von Persern wegen der gemeinsamen Religionszugehörigkeit ausgenutzt und beeinflusst.

1596 schrieb Serefhan, Fürst von Bitlis in seinem Geschichtswerk "Serefname" (Pracht der kurdischen Nation):

„Kurden werden kulturell und sprachlich in vier Gruppen aufgeteilt: Kurmanc, Lur, Kelhur und Goran.“
 
...Das Kurdische zählt zur Untergruppe der iranischen Sprachen, daneben gibt es die Untergruppe der slawischen, romanischen, germanischen u.a. Sprachen....Bruinessen und andere

Wenn schon, denn schon, Doc: Es gehört zur Gruppe der nordwestlichen iranischen Sprachen...:emir:

Das Buch von Bruinessen hab ich durch, sehr empfehlenswert, da hab ich auch folgendes gefunden:

„Wenn es nur Eintracht gäbe unter uns,
wenn wir nur einem zu gehorchen hätten,
würde er zu Knechten machen
die Türken, Araber und Perser allesamt.
Wir würden unsere Religion und unsern Staat vollenden
Und Wissenschaft und Weisheit erlangen…“


Ehmede%20Xani.jpg
E
Ehmedê Xanî (‏Aḥmad-e Ḫānī) (1651 bis 1707)
 
Wenn schon, denn schon, Doc: Es gehört zur Gruppe der nordwestlichen iranischen Sprachen...:emir:

ja das stimmt. Danke Papodidi

„Wenn es nur Eintracht gäbe unter uns,
wenn wir nur einem zu gehorchen hätten,
würde er zu Knechten machen
die Türken, Araber und Perser allesamt.
Wir würden unsere Religion und unsern Staat vollenden
Und Wissenschaft und Weisheit erlangen…“

Der Mann hatte Ambitionen.:emir:
Das Problem sind die vielen Glaubensrichtungen innerhalb der Kurdischen Gemeinschaft.
Zudem gibt es gravierende Unterschiede in der Struktur der Stämme.
 
sind zazas eigendlich auch kurden? und verstehen kurden ja ich weiss gibts verschiedene dialekte
farsi oder dari? also wörter jetzt.

Das ist die große Frage. Zweifellos sind sie miteinander verwandt. Im Rahmen des kurdischen Nationalismus wurden sie zu den Kurden gezählt. Die Sprachen sind sich sehr ähnlich. Aber das gilt auch für das Farsi.
Das Kurmanci Kurdisch zum Beispiel weist große Parallelen mit dem persischen Farsi auf.

Die Eigen- und Sprachbezeichnungen der Zazas variieren regional. Sie sind stärker konfessionell oder ethnisch als national geprägt. Während sich die Sprecher in der Region Koçgiri und Karabel generell als Zaza, ihre Sprache als Zazaki bezeichnen, so findet sich in der älteren Generation auch die Bezeichnung Ma „wir“ und Zonê Ma „unsere Sprache“.

In Dersim (im heutigen Sinne Tunceli,Mamekiye), Erzincan und Bingöl-Yayladere und -Yedisu bezeichnen sich die alevitischen Zazas als Kırmanc, ihre Sprache als Kırmancki, unter der älteren Generation ist auch Dımılki bekannt, sie bezeichnen die sunnitischen Zazas der Nachbargebiete als Zaza, die sunnitischen Kurden als Khurr, die alevitischen Kurden als Kırdas, das Kurdische als Kırdaski.
Die alevitischen Kurden in Dersim bezeichnen die alevitischen Zazas als Lacek (wörtl. „Junge“) oder Dêsman „Dersimer“,
ihre Sprache als Dêsımki „Dersimisch“ oder Dımıli. In den Gebieten Kiğı, Adaklı und Karlıova zu Bingöl, sowie Varto, Hınıs und Tekman hingegen bezeichnen sich die alevitschen Zazas als Şarê Ma „unser Volk“ oder Elewi „Alevit“, ihre Sprache als Zonê Ma, die sunnitisch kurdischen Nachbarn (manchmal auch Sunniten generell) als Khurmanc, die sunnitischen Zazas als Zaza oder
Dılmıc. In Varto/Hınıs bezeichnen die Kurden das Zazaki nach den Zaza-Stammesnamen Loli oder Çareki. Die Eigenbezeichnungen der alevitischen Zaza wären am besten mit „alevitischer Zaza” oder „Alevit” zu übersetzen, zumal auch die ältere Generation im Türkischen sich als Angehörige des „alevitischen Volkes” ausgibt. Von politischen Bewegungen beeinflusste, insbesondere unter
der jüngeren Generation existieren zum Teil polarisierende Identifizierungen wie „Zaza, Kurde, Türke, Alevit, Dersimer”. In Dersim und Erzincan wird die Bezeichnung Tırk primär für sunnitische Türken, sekundär auch für alle Sunniten gebraucht.

Die besonders in Deutschland vorgenommenen Forschungen ermöglichen es, zu bestimmten Resultaten über die historische Stellung des Zazaki innerhalb der etwa vierzig Sprachen umfassenden neuiranischen Gruppe zu gelangen. Das schriftlich überlieferte Altindische (Veda und Sanskrit), das Avesta und das Altpersische der altiranischen Ära, das Parthische,
Mittelpersische und Soghdische der mitteliranischen Ära stützen diese als Sprachen mit reichem Korpus. Das Zazaki steht sprachhistorisch dem Parthischen (3. Jh. v. – 3. Jh. n. Chr.) nahe, besitzt jedoch einige archaische Aspekte.15 Trotz einiger konservativer Eigenschaften kann es nicht direkt auf die altiranische Sprache Avestisch zurückgeführt werden. Die heutigen iranischen Sprachen
waren vor etwa viertausend Jahren Dialekte des Uriranischen, zwischen denen möglicherweise
auch Verständigung möglich war. Auch das Vedische als das Altindische glich in der Grammatik zu 80% dem Avestischen. Sprachgenetisch ist das Zazaki unter den neuiranischen Sprachen mit dem zur hyrkanischen Gruppe Balōčī, Gorani, Sangesarī und dem Kaspischen gehörende Gruppe Mazandarānī, Āẕari,Semnānī, Tālešī und Gīlakī am nächsten verwandt. Die lauthistorische und morphologische Nähe zu diesen Sprachen spricht für die Dailam-Theorie bzw. die Abstammung des Zazaki aus dem Norden Irans

Auch wenn Lerch, ohne einen Grund dafür zu nennen, das Zazaki als kurdischen Dialekt auffasste, fiel ihm bereits auf: „Das Zaza blieb dem Kurmancî bis auf einzelne Wörter unverständlich“ (Bd. I, S.
XXII).

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Deutsch Zazaki Kurdisch Türkisch
sagen vatene gotin demek
essen werdene xwarin yemek
du ti/tu tu sen
 
Das ist die große Frage. Zweifellos sind sie miteinander verwandt. Im Rahmen des kurdischen Nationalismus wurden sie zu den Kurden gezählt. Die Sprachen sind sich sehr ähnlich. Aber das gilt auch für das Farsi.
Das Kurmanci Kurdisch zum Beispiel weist große Parallelen mit dem persischen Farsi auf.







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Deutsch Zazaki Kurdisch Türkisch
sagen vatene gotin demek
essen werdene xwarin yemek
du ti/tu tu sen

interessant.danke hört sich spannend an.
 
Tausende Êzîden wurden während des Völkermordes massakriert und flüchteten entweder nach Shingal oder zusammen mit den Christen nach Armenien und Georgien. Besonders erschütternd war für Êzîden die Beteiligung muslimischer (sunnitischer) Kurden an dem Völkermord. Die kurdische Hamidiye-Reiterei beteiligte sich aktiv auf Seiten der Osmanen/Jungtürken und tötete Armenier wie Êzîden. Schon in den Jahren zuvor – besonders im Jahr 1891 – beteiligte sich die Hamidiye-Reiterei mit dem osmanischen General Whabi Omar Pascha an einem der folgenreichsten Massaker an Êzîden in Shingal. Zu oft wird der Relativierungsversuch unternommen, die Beteiligung der Kurden auf die Hamidiye Reiterei, einer Milizionären Kraft, zu reduzieren. Wahr ist aber, dass die kurdisch-muslimischen Stämme, die die Regionen mehrheitlich besiedelten, sowohl die Hamidiye-Reiterei als auch die Jungtürken gewähren ließen und sie unterstützten – ganz im Sinne des Zeitgeistes. Später kämpften sie schließlich auf Seiten der Jungtürken für die Unabhängigkeit der Türkei, ehe sie von Mustafa Kemal hintergangen worden sind. Immer wieder erzählten uns ältere Êzîden, das kurdisch-muslimischen Zivilisten damit prahlten, Armenier ermordet zu habe. Der Großvater einer unserer Redakteure erinnert sich an einen Kurden, der angeblich „eigenhändig 300 Armenier getötet“ haben will. Wer sieben Armenier tötete, kommt ins Paradies hieß es oft. Viele Überlebende des Völkermordes haben daher die Kurden neben den Türken immer wieder für den Genozid verantwortlich gemacht. Dies ist auch der Grund für das schwer belastete Verhältnis der Armenier und muslimische Kurden. Es ist nicht unsere Absicht, das kurdische Volk zu diskreditieren, schließlich waren andere Kurden auch Opfer des Völkermordes.

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Auch die Aleviten gerieten ins Schussfeld der Türken. Weil sie die flüchtenden Armenier in der alevitisch geprägten Stadt Dersim aufnahmen, zogen sie den Zorn der Türken und muslimischer Kurden auf sich.

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Ezidi

Es gibt ein Volk auf dieser Welt, das ohne Freunde ist. Freundschaft kennt es nicht, der Feind ist sein bester Freund. Er ist immer da. Weil es von klein auf nur Schikane kennt, hat es sich zu schämen gelernt. Es will nicht erkannt werden, versteckt sich und will nicht auffallen. Folter und Gefangenschaft begleiten es sein Leben lang, frei ist es nur in seinen Träumen. Im Blut seiner Eltern ist es geboren. Getauft in den Tränen seiner Vorfahren, lebt es seit jeher auf dem Totenfeld seiner Familie. Trotz seiner Schönheit bespuckt man es. Ob seines zarten Wesens tritt man es. Zu gehen hat es nie gelernt, bei jedem Versuch trafen die Knüppelschläge seine Knie. Die Erde zeichnet sein Gesicht, zu oft schlug es auf den Boden ein. Nach Hilfe schreien kann es nicht, seine Stimme ist verstummt. Seine Zunge rausgerissen, nähte man seine Lippen zu. In seiner Verzweiflung hat es seine Wut zu oft auf sich selbst gerichtet. Trotz all dieser Qualen und all dieser Schmerzen hat es doch zu lieben nie vergessen. Die Hoffnung ist sein innerstes Gefühl, sein Glaube durch nichts zu erschüttern. Heldenhaft ist dieses Volk. 72 Mal hat man es ermorden und vernichten wollen, 72 Mal sein heiligstes Licht zu erlöschen versucht. Und dennoch: für 72 Völker dieser Welt betet es, jeden Tag. Heute hofft es auf Hilfe, in den wohl dunkelsten Tagen seiner trostlosen Geschichte. Dieses Volk sollte nicht mehr Waise sein. Es hat endlich unsere Freundschaft verdient.
 
hallo Doc, könntest du bitte auch ein paar musikalische Beispiele reinstellen. Ich finde die Stelle leider nicht mehr, wo davon die Rede war...es ging um die traditionelle Musik (ohne westlichen Einfluss) und die neueren Lieder, die Helden etc. besingen.
 
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