Fuat
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Die Stimme des Volkes bekommt man am besten bei den Wahlen zu Gesicht.also je mehr ich dazu lese desto unsicherer werde ich ... einerseits leben 10 - 15 oder mehr Millionen Kurden in TR, von denen offanbar einige mit der Situation unzufrieden sind. Andererseits erlebt man keine wirklich massiven Proteste, sie könnten leicht eine Million oder mehr Menschen mobilisieren, da hat Capo wohl nicht ganz unrecht.
Wie viele Kurden sind nun wirklich unzufrieden in der Türkei? Ist es die Mehrheit oder eher paar Tausend? Häufig ist es so, dass eine laute Minderheit deutlich mehr auffällt als die schweigende Mehrheit.
Hat jemand einen seriösen Überblick/Quellen über die breite kurdische Meinung dazu? Vorher vermag ich da keinen Ansatzpunkt für eine Beurteilung zu sehen.
Auch die Kurden wollen Brot und demokratische Rechte. Den ökonomischen Anschluss an die boomende Türkei bekommen auch sie langsam mit. Ein sattes Volk rebelliert in der Regel nicht. Und das tun die Kurden in ihrer breiten Mehrheit auch nicht.Die meisten Kurden wählten AKP
Premier Erdogan hängte im Südosten sogar kurdische Parteien ab.
ISTANBUL (keet). Das interessanteste Resultat der Wahlen am vergangenen Sonntag war das gute Abschneiden von Reçep Tayyip Erdogans AKP in den hauptsächlich von Kurden bewohnten Gebieten im Südosten und Osten der Türkei. Im Südosten hat die AKP ihren Stimmenanteil gegenüber November 2002 mehr als verdoppelt. Mit 53 Prozent feierte die AKP hier ihren türkeiweit größten Triumph.
Das Resultat ist umso bemerkenswerter, als es für kurdische Wähler eine Alternative gab. Die prokurdische „Partei der demokratischen Gesellschaft“ (DTP) wollte diesmal die hohe Zehn-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament umgehen. An dieser Hürde waren prokurdische Parteien in der Vergangenheit regelmäßig gescheitert. Die DTP schickte deshalb „unabhängige“ Kandidaten ins Rennen, die Direktmandate erobern sollten.
Der Trick gelang, die DTP wird 22 Kandidaten aus dem Osten und eine Kandidatin aus Istanbul – die wegen angeblicher PKK-Mitgliedschaft in Untersuchungshaft sitzende Sebahat Tuncel – ins Parlament nach Ankara entsenden. Trotzdem blieb die DTP im Südosten weit hinter den Ergebnissen prokurdischer Parteien bei früheren Wahlen zurück.
Dass die dezidiert türkische Opposition aus Deniz Baykals „Republikanischer Volkspartei“ (CHP) und Devlet Bahçeli „Partei der nationalistischen Bewegung“ (MHP) in den Kurdengebieten keinen Fuß auf den Boden bekommen würde, war abzusehen. Dass die AKP aber auch die DTP weit überrundet hat, gibt zu denken.
Hoffen auf ökonomische Hilfe
Der Erfolg der AKP hat in den meist bettelarmen kurdischen Provinzen wie im ganzen Land auch ökonomische Gründe. Die AKP kann etwas verteilen, die DTP nicht. Doch man kann das Verhalten der Wähler zumindest zum Teil auch als Antwort auf die verschiedenen Ansätze zur „Lösung“ der „Kurdenfrage“ deuten. Der von der MHP und auch von der CHP geschürte türkische Nationalismus kommt im Südosten nicht gut an. Erdogan hingegen steht für die Aufhebung des Ausnahmezustandes, für demokratische Reformen, und er hat dem Drängen der Armee nach einem Einmarsch im kurdischen Nordirak widerstanden. Selbst in den Reihen der DTP hat er damit Anerkennung geerntet. Demgegenüber hat der kurdische Separatismus Früchte nur in der Welt des Traumes zu bieten.
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Die Partei Erdogans (AKP) ist zur Zeit die einzige Partei in der Türkei, die positive Ziele formuliert, deshalb ohne immer wieder zu beschwörende Feindbilder in den eigenen Reihen auskommt.
Die anderen Parteien bilden allesamt, sogenannte one issue Bewegungen:
-DTP (Kurdenfrage)
-CHP (nationalistischer Laizismus)
-MHP (türkischer Nationalismus)