Wenn Mazedonisch Bulgarisch sein soll dann sind Ukrainisch und Weißrussisch nur russische Dialekte. Tschechisch und Slowakisch sind dann wahrscheinlich nur polnische Dialekte und Kroatisch, Serbisch, Bosnisch sind auch nur eine Sprache, oder ist es gar ein Slowenischer Dialekt? Ganz ehrlich Leute, ihr kennt euch Nüsse aus wen es um slawische Sprachen geht. Lieber mal zumindest eine dieser Sprachen lernen, dann bemerkt ihr das es da ein Dialektkontinuum giebt.
Und was das Thema hier angeht ([h=1]
Makedonische Minderheit in GR fordert Einführung der makedonischen Sprache)[/h]habe ich einen zwar etwas älteren aber dennoch interessanten Bericht der NZZ gefunden den ihr euch mal durchlesen könnt. Ist ziemlich gut recherchiert. Hier der Link dazu:
Vielschichtige ethnische Identitäten im Norden Griechenlands: Die nicht anerkannte mazedonische Minderheit fordert von Athen kulturelle Rechte - Nachrichten - NZZ.ch
"[h=1]Vielschichtige ethnische Identitäten im Norden Griechenlands[/h][h=5]Griechische Staatsbürger im Norden des Landes, die sich ethnisch als slawische Mazedonier definieren, fordern seit Jahren kulturelle Rechte. Athen verweigert ihnen jedoch den Status einer nationalen Minderheit.[/h]
Florina, Ende September
«Alle sprechen hier Mazedonisch», sagt ein Bewohner des nordgriechischen Dorfes Meliti, das nahe an der Grenze zur Republik Mazedonien liegt. Dann wendet er sich abrupt ab und geht weiter. Die Frage, welche Sprache die Leute hier sprechen, ist ihm sichtlich unangenehm. Andere Dorfbewohner nennen ihre Sprache einfach «Hiesig» (Griechisch: dopika) oder auch «Slawisch». Manche bezeichnen sich selber nicht als slawische Mazedonier, sondern als «Hiesige» (dopioi) – in Abgrenzung von den im Zuge des erzwungenen türkisch-griechischen Bevölkerungsaustausches von 1923 in Meliti angesiedelten Griechen aus Kleinasien und deren Nachkommen. Insgesamt fanden damals mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Türkei im Norden Griechenlands eine neue Heimat; rund 400 000 Muslime mussten in die Türkei auswandern. Die Bevölkerungsstruktur in der ethnisch gemischten nordgriechischen Region Mazedonien wurde dadurch grundlegend verändert. Die Zugezogenen hatten ein ausgeprägtes griechisches Nationalbewusstsein und galten als Hüter der aus der Sicht Athens gefährdeten Nordgrenze.
[h=4]Ein verwirrendes Bild[/h]
«Ich bin ethnisch ein Mazedonier», betont ein alter Mann. Er sagt es auf Griechisch. Mit «denen dort drüben» – gemeint ist der seit 1991 unabhängige Staat Mazedonien – habe er allerdings nichts zu schaffen. Er lebe hier, in Griechenland. Zu Hause mit den Eltern sprächen die Kinder mehr Mazedonisch als Griechisch; so werde die Sprache von einer Generation zur nächsten weitergegeben. «Unsere Eltern sprechen Mazedonisch, wir verstehen es, aber wir reden untereinander Griechisch», meinen einige junge Mädchen, die durch das Dorf schlendern. Es gebe zwar auch Jugendliche, die Mazedonisch sprächen, doch ihr, so meint eines von ihnen, gefalle die Sprache nicht. In einer der Tavernen reden an den Tischen die meisten Gäste Griechisch.
Das Dorf Psarades liegt weiter westlich am Prespa-See, nahe der Grenze zur Republik Mazedonien und zu Albanien. Der Ort ist kleiner als Meliti. Auch hier bezeichnen die einen ihre Sprache als Mazedonisch, andere als «Slawisch» oder als «Hiesig». Auch in Psarades betonen jene, die sich ethnisch als Mazedonier definieren, sie hätten mit der Republik Mazedonien – manche verwenden sogar die von Griechenland durchgesetzte abstruse Bezeichnung «Former Yugoslav Republic of Macedonia» (Fyrom) – nichts zu tun. Ein 90-jähriger Mann, der einen Kanister mit Olivenöl mit sich schleppt, sagt zwar, er spreche Mazedonisch. Er weigert sich aber, mit dem Besucher in dieser Sprache zu reden. «Ich will mit dir nicht Mazedonisch sprechen, sonst beleidige ich den Staat, in dem ich lebe. Wir leben in Griechenland, also sind wir Griechen und Schluss.»
Das Bild ist verwirrend. Die Bezeichnungen für die ethnische Zugehörigkeit und für die Sprache wechseln von Person zu Person. Die ethnischen Selbstdefinitionen sind oft verschwommen. Das ist wohl auch eine Folge der Vereinnahmung der Slawisch sprechenden Bevölkerung durch Serben, Bulgaren und Griechen, die bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzte. Unterschiedlich ist auch der Grad der Assimilierung. Vor allem in Dörfern in der Gegend um die Stadt Florina gibt es meist ältere Leute, die sich ethnisch als Mazedonier fühlen. Nicht alle, die ihre Sprache als Mazedonisch bezeichnen, betrachten sich jedoch als Angehörige einer solchen Minderheit. Während die einen gesprächig sind, wenden sich andere auf die Frage nach ihrer ethnischen Identität ab oder antworten sichtlich unwillig; und dies, obschon sie alle betonen, jeder könne heute so sprechen, wie er wolle, und sie hätten auch keine Angst, ausserhalb der Dörfer ihre mazedonische Muttersprache zu verwenden.
Das war früher ganz anders. Die Slawisch sprechenden Bewohner Nordgriechenlands galten in Athen lange als Handlanger irredentistischer Kräfte in Belgrad und Sofia, als Gefahr für die Sicherheit des Landes. Nach den Balkankriegen von 1912/1913, die das Ende der osmanischen Herrschaft in der geografischen Region Mazedonien brachten, kam es zu einer Aufteilung. Ägäis-Mazedonien (51 Prozent des Territoriums) fiel an Griechenland, Pirin-Mazedonien (10 Prozent) an Bulgarien. Vardar-Mazedonien wurde Serbien zugeschlagen; es bildet heute das Territorium der Republik Mazedonien. Athen betrieb gegenüber den slawischen Bewohnern Ägäis-Mazedoniens eine rigide Assimilations- und Unterdrückungspolitik. Alle slawischen Orts- und Personennamen mussten durch griechische ersetzt werden; der Gebrauch der Sprache – damals nannte man sie Bulgarisch – wurde verboten. Noch heute tragen alle «Slawophonen» die ihnen aufgezwungenen griechischen Namen. Aufschriften mit kyrillischen Buchstaben gibt es nirgends.
[h=4]Nur eine lokale Angelegenheit?[/h]
Die Slawisch sprechende Landbevölkerung Nordgriechenlands entfremdete sich zunehmend vom griechischen Staat. Erst die diskriminierende Minderheitenpolitik und die Assimilationsbestrebungen Athens verschärften das Bewusstsein ethnischer Verschiedenheit. Im griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949 kämpften viele «Slawophone» auf der Seite der Kommunisten; sie erhofften sich mehr Rechte oder gar ein vereinigtes Mazedonien unter der Vorherrschaft Belgrads. Nach der Niederlage der von Jugoslawien unterstützten Kommunisten flohen Zehntausende von slawischen Griechen oder wurden vertrieben. Die Zurückgebliebenen behandelte man, vor allem in der Zeit der Militärherrschaft (1967–1974), wie Staatsfeinde. Erst in den frühen achtziger Jahren sei es besser geworden, meint der alte Mann im Dorf Psarades. Er könne sich noch gut erinnern, wie Polizisten um die Häuser geschlichen seien und an den Fenstern gelauscht hätten, ob Mazedonisch gesprochen werde. Jeder, den sie erwischt hätten, sei ins Gefängnis gesteckt worden.
Im Informationsministerium in Athen wird betont, dass sich jeder so definieren könne, wie er wolle. Die Zahl der «Slawophonen» sei jedoch sehr gering. Bei jenen, die als Fürsprecher einer angeblichen mazedonischen Minderheit aufträten, handle es sich um Einzelpersonen, die nur sich selber verträten und ihre eigenen Interessen verfolgten. Der stellvertretende Aussenminister Giannis Valinakis räumt ebenfalls ein, dass es in Nordgriechenland einige Leute slawischen Ursprungs gebe. Doch das sei lediglich eine lokale Angelegenheit, von einer Minderheit könne nicht die Rede sein. Offiziell anerkannt ist in Griechenland nur eine einzige Minorität, nämlich – ohne ethnische Spezifizierung – die sogenannte muslimische in Westthrakien. Dazu gehören die Türken, die Pomaken und die muslimischen Roma. Grundlage dafür ist der nach dem Griechisch-Türkischen Krieg im Jahre 1923 in Lausanne abgeschlossene Friedensvertrag.
[h=4]Wiederbelebung der Sprache[/h]
Die Angaben über die Zahl jener, die sich als Mazedonier, als «Slawophone» oder als «Hiesige» bezeichnen, gehen weit auseinander. Je nach Gesprächspartner und Quelle sind es einige hundert, einige tausend, einige zehntausend oder gar mehrere hunderttausend. Statistisch erfasst wurde in Griechenland eine slawische Minderheit letztmals bei der Volkszählung von 1951, bei der auch nach der ethnischen Zugehörigkeit gefragt wurde. Damals deklarierten sich 41 000 Personen als «Slawophone»; ein Bekenntnis, das zu jener Zeit einigen Mut erforderte.
Pavlos Voskopoulos ist einer der Präsidenten der politischen Partei Vinozito (Regenbogen) mit Sitz in Florina. Sie wurde 1994 offiziell registriert und errang im gleichen Jahr bei den Wahlen in das EU-Parlament über 7300 Stimmen. «Wie können die in Athen behaupten, es gebe keine mazedonische Minderheit». ereifert sich Voskopoulos. «Ich fühle mich ethnisch als Mazedonier, und ich bin zugleich ein griechischer Staatsbürger. Ich gehöre einer Minderheit an, die es offiziell nicht gibt. Aber ich stehe vor Ihnen, und wie Sie sehen, existiere ich.» Die Proklamation der Unabhängigkeit der Republik Mazedonien im Jahre 1991 hat jenen, die sich ethnisch als Mazedonier fühlen und sich für Minderheitenrechte einsetzen, zweifellos Auftrieb gegeben. Mit der Republik Mazedonien hätten sie aber nichts zu tun, sagt Voskopoulos und betont, sie verstünden sich als mazedonische Minderheit in Griechenland. Keiner von ihnen wolle sich Mazedonien anschliessen.
Die Führungsmitglieder von Vinozito fordern das Recht auf ethnische Selbstbestimmung, die offizielle Anerkennung der mazedonischen Minderheit durch Athen sowie kulturelle Rechte, vor allem das Recht auf Unterricht in mazedonischer Sprache in den Grundschulen. Es gehe, so meint einer von ihnen, um die Wiederbelebung der mazedonischen Sprache in Nordgriechenland, die von der jungen Generation kaum noch gesprochen werde. Doch sei sie nicht, wie in Athen behauptet werde, auf natürlichem Weg verloren gegangen, sondern als Folge jahrzehntelanger staatlicher Zwangsmassnahmen. Seit den neunziger Jahren bemüht sich Vinozito vergeblich um die Registrierung einer Kulturorganisation, die das Adjektiv «mazedonisch» im Namen trägt. Derzeit liegt der Fall beim Obersten Gericht in Athen.
[h=4]Abstruse Verschwörungstheorien[/h]
Die Forderungen nach Minderheitenrechten stossen in der Hauptstadt auf taube Ohren. Das hat verschiedene Gründe. Die offizielle Anerkennung einer slawisch-mazedonischen Minderheit, und sei sie noch so klein, würde bedeuten, dass Griechenland auch die Existenz einer mazedonischen Nation im nördlichen Nachbarland Mazedonien anerkennen müsste. Griechenland sieht darin aber nichts anderes als eine politisch motivierte Erfindung der jugoslawischen Kommunisten im Zweiten Weltkrieg. Der Name Mazedonien ist aus der Sicht Athens ein Teil des griechischen historischen und kulturellen Erbes. Eine slawische Minderheit im eigenen Land, die sich mazedonisch nennt, kann es also nicht geben. Deshalb wird offiziell – unter Vermeidung einer ethnischen Spezifizierung – der Begriff «slawophone» Griechen verwendet.
Das Gleiche gilt für die mazedonische Sprache. Sie wird «Slawisch» genannt, obschon die sogenannten Slawophonen eindeutig einen mazedonischen Dialekt sprechen. Mit der Anerkennung einer mazedonischen oder auch ganz allgemein einer slawischen Minderheit würde, wie ein griechischer Historiker betont, der sorgsam gepflegte Mythos von der ethnischen Homogenität Griechenlands erschüttert.
Andere argumentieren, Athen könne eine mazedonische Minderheit im eigenen Land nicht anerkennen, weil es eine grosse Zahl von griechischen Mazedoniern gebe, von ethnischen Griechen mit einer regionalen und kulturellen mazedonischen Identität also, die nichts zu tun hätten mit der slawisch-mazedonischen Minderheit in Nordgriechenland oder mit den slawischen Mazedoniern jenseits der Grenze. Dies ist auch einer der Gründe, warum Athen auf einer Änderung des Staatsnamens Republik Mazedonien in Form einer geografischen Präzisierung beharrt.
Hinzu kommen tiefsitzende, historisch bedingte Ängste. Die traumatischen Erfahrungen des Bürgerkriegs, als Griechenland von Norden her ernsthaft bedroht wurde, wirken noch immer nach. Ethnische Minderheiten werden auch heute oft als eine potenzielle Gefahr für den griechischen Staat betrachtet. Viele Griechen befürchten, der Führung in Skopje könnte die Existenz einer mazedonischen Minderheit als Rechtfertigung für territoriale Ansprüche auf den griechischen Teil Mazedoniens dienen. Manche gehen noch weiter und behaupten sogar, der Westen und vor allem die Vereinigten Staaten, welche die Republik Mazedonien unterstützten, hätten dann einen Hebel in der Hand, um Griechenland nach dem Muster Jugoslawiens und Serbiens zu zerschlagen.