Ich bin prinzipiell bei vielen Sachen über die du geschrieben hast zwischenmenschlich auf deiner Seite. Wie Hellenic aber schon bereits schrieb, kulturell soviel unsere Völker auf dem Balkan und der Türkei auch gemeinsam haben, soviel gibt es auch was uns unterscheidet und uns unsere Identität als entsprechende Ethnie gibt.
Die Makedonen in Griechenland möchten eigentlich nur eine Sache und zwar eine klare Differenzierung zwischen sich und euch. Nicht zu dir als Individuum sondern zu den Menschen aus deinem Land die diesen auch von dir ablehnenden Antikisierungswahn voran treiben und somit Leute radikalisiert werden, die dadurch auch zugleich eine falsche Geschichtsauffassung besitzen. Wo wir wieder zurück auf das Beispiel meines vorigen Posts kommen. Griechenland ist FYROM entgegen gekommen und hat den Namen Mazedonien mit einen geographischen Zusatz akzeptiert. FYROM hingegen hat diesen Vorschlag abgelehnt und dies nicht weil er schlecht war, sondern weil diese Antikisierung viele von euch in einem regelrechten Wahn versetzt hat. Viele in deinem Land halten sich wirklich für Nachfahren von Alex und den antiken Makedonen. Anstatt sich mit den historisch belegten Gegebenheiten auseinander zu setzen werden neue hinzugedichtet um eine Pseudokontinuität zu konstruieren. Natürlich haben die Makedonen in Griechenland im Wissen dessen was in FYROM passiert, Angst ihre kulturelle Identität zu verlieren. Wie du selbst schriebst, in jeder Region Griechenlands haben die Griechen untereinander auch verschiedene kulturelle Eigenarten unter denen sie sich auch unterscheiden. Ich kann dir als Beispiel den Unterschied zwischen einen Bayer und einen Sachsen nennen, beides Deutsche aber beide weisen signifikante Unterschiede auf mit denen man beide deutsche Gruppen von einander unterscheiden kann. So kann man sich dies auch unter den Griechen vorstellen und jeder ist stolz auf seine kulturellen Eigenarten. Nun wird aber ihr Makedonentum und alles was dazu gehört, mit allen Eigenarten die sie haben und auf die sie stolz sind, von den Slawen aus FYROM untergraben, so dass die Makedonen nicht nur ihres Namen sich beraubt fühlen sondern auch ihrer Geschichte und somit auch ihrer Kultur.
Ansonsten wünsche ich dir und deiner zukünftigen alles gute und viele glückliche Jahre zusammen....
@ Hellenicki Pridekovski ;-) und Aetentstilosovic
"Huch, schau mal her ... unsere Musik ist fast identisch mit der unseres Nachbarn,
also haben wir Anspruch auf ihre Kultur" das war nicht meine Intention.
Es ist vielmehr so, dass diese Menschen die Kultur leben und kulturell so gestrickt sind. Sie haben sie ja nicht von heute auf morgen künstlich so gestrickt. Die Folklore zb. überliefert ne Menge, so wie sie auch Identifikation birgt. Und zwar schon lange vor Tito`s Zeiten, das kannst du mir glauben. Du weißt, ich bin kein Nationalist und ich kritisiere die Politik und den Antikisierungswahn und ich finde, dieser Antikisierungswahn ist in jeglicher Hinsicht noch mal ne spezielle Geschichte. Und es schürt ein destruktives Spannungsverhältnis.
Ein weiterer Punkt ist der, dass es allein durch die Sprache abhängig gemacht wird, ob jemand Makedonier ist oder nicht. Das will mir nicht so recht in den Kopf, da man es mit der kulturellen Entwicklung mit der Sprache und den historischen Begebenheiten, der Verbreitung der Sprache etc. ergänzen, erklären und analysieren kann. Wir haben auf der einen Seite die Politik und Nationalismus , auf der anderen Seite haben wir eine historisch-geographisch und soziale Entwicklung. Nur weil jemand slawisch makedonisch spricht, heißt es , er oder sie , sei kein Makedonier oder keine Makedonierin. Das kann so nicht stimmen und entspricht nicht der Realität. Die Realität sieht so aus, dass tausende Familien in Ägäis-Makedonien gewohnt und über (wieviel Jahrhunderte oder Generationen?) gelebt haben. Ich meine damit jetzt auch nicht nur die slawisch sprechenden Makedonier. Ich meine damit alle Bevölkerungen, die dort über mehrere Jahrhunderte in diesen Regionen verwurzelt sind und waren.
Die Bevölkerungen aus der Antike, die schon da waren, die wurden verdrängt oder vermischten sich mit den Neuankömmlingen.
Byzanz war Meltingpot, "alle" hat es dorthingezogen. Wer Byzantiner (Römer) war, der war privilegiert. Wieviel Sprachen wurden damals in Byzanz gesprochen? Die ersten beiden Sprachen waren bestimmt griechisch und latein. Slawisch kam sicherlich auch dazu. Das bestätigen die vielen Siedlungsräume der Slawen in der Ägäis. Vor nicht all zu langer Zeit wurden sehr viele Ortsnamen umgeändert. Ist ja kein Geheimnis.
Deswegen sollten wir differenzieren, was die Politik und die Ideologie hinter dem Nationalismus bewirken oder erwirken will und was uns die Geschichte lehrt.
Nur mal so nebenbei. Es gibt Menschen in Griechisch-Makedonien, die sprechen griechisch und würden sie nicht erwähnen, dass sie auch das ägäisch-makedonisch, welches man zB. auch in Florina etc. spricht, dann würde man nicht denken, es seien keine Griechen.
Sie fühlen sich als Makedonier und bezeichnen sich auch so und einige von ihnen fühlen oder bezeichnen sich auch als Griechen.
Es kommt immer ganz darauf an. Und das hat nichts mit einem Nationalgründungsmythos zu tun. Diese Menschenleben schon so lange dort und viele von ihnen wurden vertrieben oder sie wurden ermordet. Diese Menschen wollen weder die griechische Kultur und Identität okkupiern, stehlen und verfälschen, noch wollen sie sich sagenlassen wer oder was sie sind, das wissen sie selbst am besten. Und zwar jenseits von Politik, Doktrin und Bevormundung.
Ich kann es euch nur so vermitteln. Meine Familie kommt aus Kavala, ihre Wurzeln liegen dort, schon immer. Und wenn ich schreibe; "schon immer" , dann meine ich damit weder die Antike, noch berufe ich mich darauf irgendein Nachfahre von Alexanders Sippe zu sein. Das ist ja eh keiner von uns. Aber ich kann sagen und das ist die Wahrheit. "Unsere" kulturelle Identität ist genauso an diese Region gebunden und ist verwurzelt mit ihr, wie sie die "Eure" ist. Da gibt es keinen Zweifel.
Deswegen ist es zb. auch so absurd vom "Namensklau" etc. zu reden. Die Region Makedonien wurde zerstückelt und auf der anderen Seite wurden Staatengebildet. Das ist Fakt. Niemand hat das alleinige Anrecht sich als Makedonier zu betiteln und es den anderen zu verwähren, weder ihr noch wir haben das Recht dazu.
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, ich argumentiere nicht aus der Sicht des Staates. Desweiteren heben meine Argumente Staatskonstrukte und Grenzen auf. Das heißt nicht, dass ich prinzipiell gegen eine Art von Staat bin, der für die Menschen da ist.
Kulturelle Regionen sind viel mehr als künstlich geschaffene Staaten.
Respekt!