1. Die SFRJ war nie kapitalistisch, auch nicht in ihrer Endphase.
Doch das war sie! Eine Art Staatskapitalismus mit sozialistischen Einflüssen:
Jugoslawien hatte 1948 mit der Sowjetunion gebrochen, sich vom Ostblock abgewandt und einen eigenen Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus eingeschlagen. „Für die USA spielte Jugoslawien wegen seiner strategischen Lage am Rande des ölreichen Nahen Ostens und im Rahmen der Strategie der ´Eindämmung` des sowjetischen Einflusses als Front- und Pufferstaat eine so wichtige Rolle, dass sie dem Land die Mitgliedschaft im IWF gewährten und dafür sorgten, dass amerikanische Banken es durch großzügige Kredite unterstützten. In der Zeit des Nachkriegsbooms erlebte die jugoslawische Wirtschaft deshalb einen kräftigen Aufschwung.“[SUP]1 [/SUP]
Von 1966 bis 1979 wuchs die Industrieproduktion um durchschnittlich 7,1 % pro Jahr. Da die Produkte im Westen aber nur bedingt konkurrenzfähig waren, flossen zur Schuldentilgung zu wenige Devisen ins Land zurück. Die Auslandsverschuldung stieg daher zwischen 1966 und 1980 von 1,4 auf fast 20 Mrd. US-Dollar und damit auf ein Viertel des Nationaleinkommens an.[SUP]2 [/SUP]„Die US-Hochzinspolitik Ende der siebziger Jahre verteuerte die Rückzahlung der Kredite schlagartig und beunruhigte zusammen mit der anschwellenden Inflation die internationalen Gläubiger.“ Ein Großteil der westlichen Banken verlangte Anfang der achtziger Jahre sein Geld zurück und verweigerte weitere Kredite. „Der IWF sprang mit einem Stand-by-Kredit ein und forderte als Gegenleistung eine Steigerung des Exports, eine Drosselung der Inflation und eine Kürzung der Staatsausgaben.“ Ein weiterer Kredit von 600 Millionen Dollar wurde an die Bedingung geknüpft, dass die Regierung und damit die Steuerzahler nicht nur die Haftung für öffentliche Schulden in Höhe von 5,5 Mrd., sondern auch für private Schulden von 10,9 Mrd. US-Dollar übernahm. Außerdem wurden die Betriebe verpflichtet, ihre Auslandsschulden auch dann zu bezahlen, wenn die Auszahlung der Löhne dadurch gefährdet wurde.
„Beide Maßnahmen wurden in enger Absprache mit dem US-Finanzministeriums und den Vertretern der Wall Street getroffen und orientierten sich offensichtlich an einer Entscheidungsdirektive (…) der USA, in der ´verstärkte Anstrengungen` gefordert wurden, ´um kommunistische Regierungen und Parteien` (…) ´in eine leise Revolution` zu stürzen. Die beabsichtigten Folgen traten ein: Betriebe brachen reihenweise zusammen, die Arbeitslosigkeit schnellte in die Höhe, die Durchschnittslöhne sanken bis 1985 um 40 %. Trotz Zins- und Tilgungszahlungen bis 1988 von 30 Mrd. US-Dollar wurde Jugoslawien zum höchstverschuldeten Land Europas. 1989 gingen knapp 250 Betriebe in den Bankrott, 1990 folgten fast 900 Betriebe und eine halbe Million Menschen wurden arbeitslos. Auf Anordnung des IWF wurden Löhne auf dem Niveau vom November 1989 eingefroren, und 1993 erreichte die Inflation 1.134 %. Die Lebensbedingungen der breiten Bevölkerung sanken auf das Niveau eines Entwicklungslandes.
Durch die Verschlechterung der Lage für die einfache Bevölkerung wuchsen stark die Spannungen in den einzelnen Republiken, die vom sozialen Niedergang sehr unterschiedlich getroffen wurden, am härtesten Serbien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und der Kosovo. Dies nutzten rechte Politiker aus, die begannen, nationalistische und separatistische Töne anzuschlagen, die immer mehr Anhänger gewannen. Die ersten Rufe nach der Unabhängigkeit einzelner Provinzen ertönten. Die USA unterstützten diese Bestrebungen, durch die die Region nach dem Motto „teile und herrsche“ (man könnte mit Volker Pispers auch sagen „dividende et impera“) geopolitisch zu strategischen Bündnispartnern gemacht werden konnten.
3. Schulden sind nichts schlechtes solange man in der Lage ist, sie zurück zu zahlen. Man muss Schulden machen, wenn man vorran kommen will. Denkst du Daimler, Siemens, General Electric und alle anderen Welt-Firmen haben nie in ihrem Leben Schulden gemacht? Kredite sind essenziell fürs wirtschaften.
Schulden sind nichts schlechtes solange man in der Lage ist sie zurückzuzahlen. Das ist aber im Falle der Balkanländer und der SFRJ nicht der Fall man macht sich abhängig und am Ende ruiniert man sich komplett. Es geht hier um Kredite versus Beteiligung. Die von dir aufgezählten Unternehmen (Siemens & co.) gehören schon längst irgendwelchen privaten Personen!