Marko Perkovic
Kirche lädt kroatischen Popstar wieder aus
Zweimal ist Marko Perkovic in Stuttgart auf Einladung der kroatischen Gemeinde aufgetreten, diesmal aber ist sein Konzert abgesagt worden.
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Nach Kritik an gewaltverherrlichenden Texten schaltet sich Stadtdekan ein und sagt Konzert der muttersprachlichen Gemeinde ab
Stuttgart - Die einen halten ihn für einen gefühlsbetonten Patrioten, die anderen für einen gewaltverherrlichenden Zündler. Die katholische kroatische Gemeinde hat Marko Perkovic nach Stuttgart gebeten, der Stadtdekan lud ihn am Dienstag ganz offiziell wieder aus.
Marko Perkovic ist bekannt für sein Ritual zu Beginn seiner Konzerte. Er ruft seinen Fans zu: "Für die Heimat". Die erwidern mit dem Gruß der kroatischen Faschisten aus dem Zweiten Weltkrieg "Spremni", zu Deutsch "bereit". Und immer wieder fänden sich ein paar Anhänger, die den rechten Arm zum Nazigruß heben. Für die Politologin ist der Popstar mit seinen ultranationalistischen Texten ein für Kroatien typisches Phänomen. Für den Stuttgarter Integrationsbeauftragten Gari Pavkovic ist allein schon der gewaltverherrlichende Grundton von Perkovics Liedern problematisch. Erschwerend hinzu komme sein militaristischer Künstlername: Thompson, angelehnt an die Marke einer britischen Maschinenpistole.
Die katholische kroatische Gemeinde und ihr Pater Nediljko Brecic haben in den Auftritten des Sängers bisher kein Problem gesehen. Im Gegenteil, sie haben Perkovic zu einem Fronleichnamskonzert nach Stuttgart eingeladen, das am 21. Mai auf der Festwiese des Stadions stattfinden sollte. Der katholische Stadtdekan Michael Brock hat den Auftritt am Dienstag wieder abgesagt, nachdem die kritischen Einschätzungen bis zum Stadtdekanat vorgedrungen waren. "Wir wussten bis Dienstag nichts von gewaltverherrlichenden Texten", räumte Hermann Merkle, der Geschäftsführer des katholischen Stadtdekanats, ein. Was dem Stadtdekanat bis Dienstag ebenfalls nicht bekannt war: die kroatische Bischofskonferenz hat sich bereits im vergangenen Jahr von dem Popstar distanziert, weil sich in einigen Liedern eine Sprache des Hasses finde, die mit den Errungenschaften der christlichen Zivilisation nicht vereinbar sei.
Auf die Aussage der kroatischen Bischöfe stützte Brock Dienstagnachmittag dann aber seine Absage: "Allein schon der Verdacht, dass die Lieder als gewaltverherrlichend verstanden werden können, zwingt uns dazu, uns entschieden davon zu distanzieren." In der Pressemitteilung weisen die Verantwortlichen ausdrücklich darauf hin, dass die Entscheidung im Einvernehmen mit den kroatischen Gemeinden getroffen worden sei. Dennoch reagierte der verantwortliche Pater Brecic mit Unverständnis: "Perkovic ist auf unsere Einladung hin bereits zweimal an Fronleichnam in Stuttgart aufgetreten, ohne dass es irgendwelche Beanstandungen gab."
Der kroatische Priester hält die Texte des Popstars weder für ultranationalistisch noch für militaristisch, auch fänden sich unter Perkovics Stuttgarter Fans keine Neonazis und Ustaschaverherrlicher. "Das ist Propaganda", versicherte der Pater, der seit acht Jahren als Seelsorger in Stuttgart arbeitet. Dennoch respektiere er die Absage und werde den tausend Fans, die bereits eine Karte gekauft haben, ihr Geld zurückzahlen.
Von einer vorschnellen Reaktion spricht auch Zrinko Juric, Mitglied im Internationalen Ausschuss und Pastoralrat bei der kroatischen Gemeinde in Bad Cannstatt: "Perkovic versteht sich als Patriot, nicht als Nationalist." Für Juric hat der kroatische Superstar, der in Videos schon mal in Soldatenuniform und mit Waffe auftritt, seine kriegerische Phase hinter sich gelassen. "Der Krieg hat alle Kroaten geprägt, aber inzwischen sind die meisten wie Perkovic zu einer friedlichen Haltung zurückgekehrt", versichert Juric.
Das Ordnungsamt sieht die Absage der Kirche mit Wohlwollen. Dort wurde seit Montag nach einem Hinweis der PDS-Stadträtin Ulrike Küstler ein Verbot des Konzerts geprüft. "Dann hätte der Auftritt mit einer Straftat wie Volksverhetzung in Verbindung gebracht werden müssen, das aber ist schwierig", erläuterte Hermann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters.
Nicole Höfle
06.05.2008 - aktualisiert: 07.05.2008 15:31 Uhr
Bitteschön so denken die deutschen