Tito-Truppen wüteten auch im Grenzland
Die Details der Nachkriegsverbrechen im Bergwerk bei Lasko, Slowenien, erinnern an den größten Massenmord in der Steiermark.
Hunderte Leichen wurden im Bergwerk bei Lasko, Slowenien gefunden
Foto: Zurnal24
Noch deutlich sind die Umrisse des ehemaligen Massengrabes im Kaarwald südlich von Leibnitz zu sehen. Daneben steht eine Fichte, in die ein Kreuz geschnitzt ist. "Hier waren sie verscharrt, die vielen Leichen. 20 wurden gefunden - und da vorne waren noch einmal vier vergraben!" Altbauer Franz Prechtler erinnert sich noch ganz genau an den größten Massenmord in der Steiermark nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Verbrechen, das nie geklärt werden durfte. Ein Massaker, das den 83-jährigen Mann heute noch belastet.
Besonders jetzt, nachdem hunderte Leichen im Bergwerk bei Lasko, Slowenien, gefunden wurden, sind die Gräueltaten der Tito-Partisanen im südsteirischen Raum wieder allgegenwärtig. Auch bei Franz Prechtler. "Gut möglich, dass in diesem Bergwerk auch Steirer umgebracht wurden", schließt der Altbauer nicht aus. Denn Dutzende Opfer, die damals nach Kriegsende verschleppt wurden, konnten bis heute nicht gefunden werden.
Rückblick ins Jahr 1945: Der Krieg ist vorbei. Die Rote Armee zieht durch die Südsteiermark, dann die Bulgaren und schließlich kommen die Tito-Truppen und übernehmen im Raum Leibnitz das Kommando. Die Bevölkerung ist eingeschüchtert, sie hat Angst vor "Vernaderung". Auch ehemalige Nazis, die während des Krieges im Hinterland ein sicheres Leben geführt und zu angesehenen Geschäftsleuten aufgestiegen waren und Aufträge der deutschen Wehrmacht erhalten hatten, wechseln nun die Seiten. Mit einem Schlag werden sie zu "Marxisten", die "Säuberungen" zum eigenen Vorteil unterstützen. Das Leibnitzer Bezirksgericht ist voll mit Häftlingen - und die wenigsten sind schuldig. Die meisten sind Opfer gehässiger Denunziationen.
Gerichtsverfahren. Der ehemalige Kreisleiter von Leibnitz, Josef Tomaschitz, wartet seit zwei Monaten im Kerker auf ein Gerichtsverfahren. "Ich stelle mich, ich habe nichts angestellt", hatte er zwei Monate vorher einer Bäuerin versichert. Er hat sich gestellt, einen Prozess wird er - wie alle anderen Häftlinge - aber nicht bekommen.
Vermisst. Am 25. Juni 1945 öffnet sich um fünf Uhr Früh die Gefängnistür und der Kerkermeister tritt ein. Er hält eine lange Liste in der Hand, die Einheimische den Tito-Truppen übergeben haben. "Tomaschitz, Albustin, Kellner, Minauf . . . - fertigmachen und heraustreten."
Spurlos verschwunden. Tomaschitz, Albustin, Kellner, Minauf, Gendarmerie-Postenkommandant Freidl, der Gendarm Haibinger, der Lehrer Stift, der Schlosser Mörth, der Sodawassererzeuger Henke, Tischlermeister Fischer, der Angestellte Pölzgutter, der Pensionist Grohmann, der Eisenbahner Praßnitz, Koroschetz, Strasser, der SA-Führer Tögl, und, und, und . . . Sie alle werden mit Lastwagen abtransportiert und verschwinden spurlos, insgesamt 45 Personen.