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Minderheiten in Griechenland *für absolut-relativ*

Also ...mir fehlen die Worte...



Einfach ins Meer geworfen

Der mörderische Umgang mit Flüchtlingen gehört im EU-Mitgliedsland Griechenland zum Standard der Grenzsicherung
Heike Schrader, Athen


Mindestens sechs Menschen sind in einer Meerenge zwischen der Türkei und Griechenland ertrunken. Sie mußten sterben, weil Beamte der griechischen Küstenwache sich Anfang der Woche entschieden, rund 40 Menschen, die sie vor der Insel Chios aufgegriffen hatten, ins Meer zu werfen. Es war eine tödliche Abschreckung, die inzwischen auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zu Ermittlungen bewogen hat. Nach Angaben des ­UNHCR-Sprechers Metin Corabatir sollen im Rahmen der Nachforschungen auch die Überlebenden der Tragödie befragt werden.

Dies scheint auch notwendig, denn sowohl Griechenland wie auch die Türkei nutzen den Zwischenfall vor allem politisch, indem sie der jeweiligen Gegenseite die Schuld zuschieben. Nach Angaben des Kommandeurs der türkischen Küstenwache, Can Erenoglu, ist dies kein Einzellfall. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP erklärte der Konteradmiral, seine Offiziere hätten schon zuvor zwei Fälle gemeldet, bei denen die griechische Küstenwache Flüchtlinge auf See ausgesetzt habe. Der erste entsprechende Bericht stamme aus dem Jahr 2004, der andere vom Mai dieses Jahres.

Die Antwort aus Athen kam umgehend: Die Türkei halte sich nicht an ein Abkommen, das sie dazu verpflichte, illegal aus der Türkei eingereiste Flüchtlinge wieder aufzunehmen. In den vergangenen vier Jahren habe Griechenland 22000 Rückführungsanträge gestellt, »und nur 1400 wurden angenommen«, sagte Außenamtssprecher Giorgos Koumoutsakos am Donnerstag. Auch die Küstenwache wies die Vorwürfe kategorisch zurück: »Für das Marineministerium gilt das Recht auf Leben gleichermaßen für alle Menschen«.

Die Vorwürfe kommen aber nicht nur aus der Türkei. Auch Bewohner der vor der türkischen Küste gelegenen griechischen Inseln bezeugen seit Jahren, daß die griechische Wasserpolizei Schiffe und Boote daran hindert, ihre Hoheitsgewässer zu erreichen. Selbst völlig überladene Schlauchboote würden bei schwerem Wetter zur Umkehr in die Türkei gezwungen. Im April 2005 hatten die Bewohner der Insel Chios durch Proteste eine solche Aktion verhindert. Fischer hatten das schon dicht an die Küste gelangte Boot sowie die Manöver der Wasserpolizei bemerkt.

Andere Flüchtlinge kommen beim Durchqueren der Minenfelder an der Nordgrenze Griechenland ums Leben. Obwohl die Regierung in Athen gesetzlich verpflichtet ist, diese Minenfelder, die noch aus dem Konflikt mit der Türkei stammen, abzubauen, ist dies bis heute nicht geschehen. Nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" starben seit 1994 mindestens 55 Menschen durch diese Minen, mindestens 46 wurden verletzt.

In der öffentlichen Diskussion stehen jedoch nicht nur in Griechenland weder die Flüchtlinge noch ihre Fluchtgründe im Zentrum, sondern die Abschottung der EU-Grenzen. Ein Ring aus »sicheren Drittstaaten« ermöglicht der EU seit Jahren die rücksichtslose Abschiebung von Migranten. Auffanglager in Nordafrika verhindern, daß die Menschen nach Europa gelangen.

Tatsache bleibt, daß nach übereinstimmenden Angaben von Flüchtlingsorganisationen seit 1992 mindestens 10000 Menschen auf der Flucht aus ihrer Heimat im Mittelmeer ertrunken sind. Weitere wurden Opfer der illegalen Verminung der griechischen Nordgrenze. Die Empörung darüber ist gering.


Man wirft einfach Flüchtlinge ins Meer...
 
[h1] Antifaschisten vor Gericht! [/h1]
Am 14. Oktober fand in Athen ein Prozess gegen drei Mitglieder des Zentralrats E.K.K.E. ("Revolutionäre Kommunistische Bewegung Griechenland") Petros Christos Stangos , Christos S. Bistis und Anna Filini sowie gegen den 17jährigen Schüler Andonios P.Schulze , A.A.S.P.E.-Mitglied statt.
Letzterer war angeklagt, wegen "Zerstörung fremden Eigentums und Beschimpfung einer Behörde". Er war am 21. April 1975 in der US-Botschaft verhaftet worden und soll einen Knüppel in der Hand, den Polizeidirektor Karathanassis mit den Worten "Faschist Karathanassis , damit wirst du sterben" bedroht haben! Obwohl der Schüler dies abstritt und der Bulle keine weiteren Zeugen nennen konnte, würde P. Schulze zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt! Die Genossen der E.K.K.E. erhielten 18 Monate Gefängnis, das sie in einem Flugblatt die Aktionen gegen die US-Botschaft unterstützten!
Wie kam es zu dem Prozeß: Am achten Jahrestag des Putsches fand in Athen eine Massendemonstration Hunderttausender unter Beteiligung aller demokratischer Organisationen (aber auch der "JU"- Griechenlands, der O.N.N.E., Jugendorganisation der Karamanlis-Partei "Neue Demokratie") statt.
Als der Zug an der US-Botschaft vorbeizog, drangen einige Genossen ein, verzierten die Eingangshalle mit roten Eiern und säuberten die Räumlichkeiten von diversen Kitsch - Porzellan. Die Polizei antwortete mit einer Massenknüppelei - der 17jährige Schüler P. Schulze wurde als einziger in der Botschaft verhaftet. Ihm wird der Gesamtschaden angelastet!
Die E.K.K.E. hatte in einem Flugblatt den Sturm auf die US-Botschaft als "Ausdruck des gerechten Volkszorns" bezeichnet. Diese Meinungsäußerung war dann Anlass zur Verhaftung der E.K.K.E- Genossen, die sie damit ja die Urheberschaft an den "Ereignissen" auf sich genommen hätten. Im Einzelnen wird ihnen vorgeworfen:
"moralische Täterschaft" (" Tithikji aftoujia ") aller "Vergehen"

Verletzung von 24 Polizisten und Bürgern (letztere Opfer des Polizeiterrors!)
" Amtsbeleidigung , Beschädigung fremden Eigentums, mit besonderer Frechheit" (die roten Eier offensichtlich)
Dafür erhielten die drei E.K.K.E - Genossen 18 Monate und zehn Tage (!) Gefängnis! (Zur Demonstration hatte die E.K.K.E., aufgerufen, als "symbolischer Akt", die US-Flagge vom Botschaftsgebäude zu entfernen, weil sie "auf Griechischen Boden eine besondere Provokation" darstellt - angesichts der Rolle des US-Imperialismus und des CIA in Griechenland (seit dem Putsch eine korrekte Sache).
Weitere reaktionäre Urteile gab es am 17.09.1975 vor dem Landgericht in Thessaloniki, als die Studenten K. Mitropoulu und K. Kjirtazoghlou wegen "Schürung des politischen Leidenschaften" gemäß Notstandsgesetz zu je zehn Tagen Haft verurteilt wurden. Sie hatten im Februar auf die Treppen der polytechnischen Fakultät geschrieben: "Vereintes unabhängiges Zypern!", "Tod dem Faschismus".
Zur gleichen Zeit wurden in Athen zwei Flugblattverteiler der ESAK zu zwei Tagen Gefängnis verurteilt. Sie hatten Aufrufe für die 1. Mai-Demonstration verteilt.
Diese " papadopoulos´schen Urteile entlarven denn auch das demagogische Demokratie - Gefasel der reaktionären Karamalis - Clique: die Putschisten und Faschisten des 21. April 1967 werden für ihre grausamen Verbrechen, Morde, bestialischen Foltereien an Demokraten, Antifaschisten und Kommunisten großenteils freigesprochen und begnadigt. Hingegen werden Antifaschisten wegen lächerlichster und unbewiesener (in der Sache allemal gerechtfertigter) Aktionen gegen den US - Imperialismus und deren faschistischer Lakaien in Griechenland zu Höchststrafen verknackt. Das ist die bürgerliche Demokratie.
 
Hungerstreik in Untersuchungshaft in Athen

Kurz vor der Begin der G8 Gipfelkonferenz in Heiligendamm, und unter den neuen bedrohlichen und erstickenden Antiterrorgesetzten gegen jede Widerstands- und Ungehorsamkeitsform im „demokratischen Europa“, befinden sich zwei Genossen aus Griechenland in Hungerstreik, ihre letzte Widerstandsformmöglichkeit.
Gerasimos Kyriakopoulos (seit 14. Dezember) und Tarasio Sardonosni aus der Ukraine (seit 29. November) wurden im Mai 2006 bei der Sozialforum - Demonstration in Athen festgenommen. Momentan befinden sich beide unter Lebensgefahr im Krankenhaus.
Ihre Festnahmen sind auf die Aussagen von Bullen gestützt. Kyriakopoulos wurde, ungefähr 5 Kilometer von der Demo entfernt festgenommen und Sardonosni nach Ende der Veranstaltung in einem Café. Von den 17 Leuten, die wegen verschiedener Anzeigen (Schädigung von staatlichem Eigentum, Angriff auf Staatsorgane, usw.) festgenommen wurden, sitzen drei immer noch ohne einen festen Prozesstermin in Untersuchungshaft! Die befinden sich in Hungerstreik um auf Bewährung frei zu kommen. Der Staat lehnt so was ab und die Medien, ohne was dazu zu sagen, stimmen schweigend zu.
Die Aussagen der Bullen sind widersprüchlich soweit es den Ort der Festnahmen betrifft. Die Anwältin von Sardonosni hat, bei einer Rundfunkkonferenz, von konstruierten Aussagen gegen einen politisch aktiven Flüchtling gesprochen. Einer sozialdemokratischer Abgeordneter, der selbst Arzt ist, besuchte die zwei Gefangener und meinte dass sie im Lebensgefahr befinden. Zwei nie vorbestrafte junge Menschen sitzen in Untersuchungshaft, obwohl große Kriminelle die wegen riesiger Wirtschaftsskandale verurteilt sind, frei herum laufen.
Dem letzten medizinischen Bericht nach befindet sich die Gesundheit der zwei Gefangenen in einen gefährlichen Zustand. Sie haben 16 Kilo abgenommen, sie leiden an Muskelnschwächung und sind in ständigem Schlafzustand. Beides sind Zeichen einer Störung der Gehirnfunktion, die entweder immanent werden kann oder das gesamt Nervensystem und das Herz schädigen. Kyriakopoulos, hat bei einem früheren Verkehrunfall eine Niere und seine Milz verloren, was durch den Hungerstreik, seine Gesundheit noch mehr belastet.
Ihr Recht auf Kontakt mit medizinischem Personal und telephonische Kommunikation wird ständig verweigert.
Seit dem 13. Januar besetzen anarchistische Genossen der beiden hungerstreikenden Gefangenen die Technische Universität von Athen. Es wird ständig versucht die Öffentlichkeit in ganz Griechenland zu informieren. Mikrophonanlagen wurden organisiert, zwei Motorraddemonstrationen haben statt gefunden, beiden wurden von der Polizei angegriffen. Am ersten Februar demonstrierten 1500 linksgerichtete Leute und Anarchisten für ihre Freilassung. Außerdem äußerte sich die Solidarität mit den Gefangenen durch einen Angriff am 28. Januar 2007 auf das Gesundheitsministerium.
Die Ermordungen von politischen Gefangenen durch den Staat gehen weiter in Europa. Nur die Prozesse sind verfeinert geworden. Die griechische Behörde wissen, dass ihr Freispruch sicher ist und deswegen werden sie auf Grund ihre politische Einstellungen bestraft.
Wir fordern die sofortige Freilassung der sich im Hungerstreik befindenden Gefangenen.
Der Kampf geht weiter.
Kontrainformation
Hungerstreik von:
Tarasio Sardonosni (67 Tage) und
Gerasimos Kyriakopoulos (50 Tage)
Im Untersuchungshaft seit 6. Mai 2006, nach den Ereignissen der Europäischen Sozialforum – Demonstration
Aus den Nikaia - Krankenhaus wo wir uns immer noch befinden, schicken wir unsere warmen Grüße an das Plenum der Athener TU Besetzung und der immer breiteren Solidaritätsbewegung mit unserem Fall. Der Staatsanwalt und die freilassungszuständige Behörde haben immer noch nicht getagt. Sie beweisen noch einmal: Wer für Freiheit und Würde kämpft, ist für die Macht ein zu vernichtender Feind.
Wir sind keine Helden, wir lieben das Leben. Aber Leben, ohne Freiheit und Würde ist nicht möglich. Mit unserem Leben fordern wir nicht nur unsere sofortige und direkte Freilassung, sonder die von K. Kotsadouras. Das weitere Verbleiben von uns dreien in der Untersuchungshaft, ist sogar illegal nach den Gesetzen der heuchlerischen Macht.
Unser Kampf kann nicht aufhören. Es ist eine Einbahnstraße bis uns Recht getan wird. Die verschiedenen Machtspiele, die die Macht probiert, betreffen uns nicht, weil unser Bewusstsein und unsere Träume sich nicht unterwerfen lassen. Sie werden sich einfach nicht durchsetzen und ihre Maske wird für die ganze Gesellschaft sowieso runterfallen.
Der kollektive Kampf geht weiter.
 
Troy ich würd gerne deine Meinung dazu lesen...


Also zu den Flüchtlingen...die man einfach ins Meer wirft.
 
[h1] Guantanamo auf Griechisch [/h1]
Widerstand gegen "Sonderhaftbedingungen" für politische Gefangene formiert sich Die Suche nach den Verantwortlichen, die am Pfingstsamstag eine Bombe im Gerichtsgebäude der griechischen Stadt Larisa zur Explosion gebracht haben, läuft auf Hochtouren. Allerdings gibt es bislang keine Hinweise auf die Täter. Zumindest wurde nichts in dieser Hinsicht bekannt - die griechische Polizei hält sich zu den Ermittlungen bedeckt. Offensichtlich will man keine neuen Diskussionen über die Sicherheitslage vor Olympia aufkommen lassen.

Der aus Campinggaskartuschen gebaute Sprengkörper hatte nur Sachschaden angerichtet. Da die Täter die Bombe nach Schließung der Büros zündeten, gab es keine Verletzten. Obwohl sich bisher niemand zu dem Anschlag bekannte, vermuten die Behörden einen Zusammenhang mit dem Bau des neuen Hochsicherheitstraktes im Gefängnis von Larisa . In diesem Fall wäre der Anschlag der bisher drastischste Ausdruck des Widerstandes gegen das Vorhaben und die geplante Verlegung politischer Gefangener in den Isolationstrakt von Larisa .

Fensterlose Zellen, meterhohe Mauern und blickdichter Maschendraht beim Hofgang, Besuche nur hinter Trennscheibe, lückenlose Überwachung durch Kameras und Mikrofone, Besuchsverbot und vollständige Isolierung von allen Mitgefangenen sind schon jetzt die Haftbedingungen für die Gefangenen aus dem Prozeß gegen mutmaßliche Mitglieder der "Revolutionären Organisation 17. November" (17N). Auch die seit mehr als anderthalb Jahren inhaftierten Angeklagten im derzeit laufenden Prozeß gegen mutmaßliche Mitglieder des "Revolutionären Kampfes" (ELA) sind diesen Haftbedingungen unterworfen.

Im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Koridallou , einem Stadtteil von Piräus, sitzen bereits 17 Menschen ein, die ersten politischen Gefangenen in Griechenland seit dem Ende der Militärdiktatur vor 30 Jahren. Vierzehn der Häftlinge, die in den unterirdischen Verliesen des Koridallou-Gefängnisses eingesperrt sind, wurden zu langjährigen Haftstrafen von bis zu 21mal lebenslänglich verurteilt. Den Angeklagten im laufenden Prozeß gegen mutmaßliche Mitglieder des ELA droht ebenfalls lebenslanges Gefängnis. Wahrscheinlich nach Beendigung des für 2005 geplanten Berufungsverfahrens im Fall 17N soll auch ein Teil dieser Gefangenen in das Isolationsgefängnis Larissa verlegt werden.

Eine von den Angehörigen der politischen Häftlinge initiierte Kampagne zur Solidarität mit den Gefangenen zeigt inzwischen erste Erfolge. Mehr als 1 000 Unterschriften gegen ein "griechisches Guantanamo " und für die Aufhebung der Sonderhaftbedingungen wurden bisher gesammelt. Unterzeichnet haben auch bekannte Journalisten, Intellektuelle, Bürgermeister und Distriktbürgermeister. Auf einer Demonstration in Larissa am 8. Mai protestierten zudem Hunderte Menschen gegen die Inbetriebnahme des Hochsicherheitsgefängnisses. Sie forderten die sofortige Schließung der "weißen Zellen" und die Aufhebung der "Sonderhaftbedingungen" für politische Gefangene.
 
Die Barbarei wird legalisiert

Unterdrückung

Jeder weiß, was im Krankenhaus Evangelismos vor sich gegangen ist. Ein Standardspruch, ein Ausdruck, der an sich das Gesetz des Schweigens auferlegt. Aber wir werden nicht anhand unseres Wissens, sondern anhand unserer Taten bewertet.
Wir können uns nicht mit dem Argument zurücklehnen, dass es sich bei den Verhören auf der Intensivstation um einen ganz besonderen Fall handelte oder dass die Angelegenheit nur den Betroffenen angeht und nur er verpflichtet ist, dagegen zu kämpfen. Die Vorgänge im Evangelismos lassen sich nicht auf einen Streit zwischen mir und dem Krankenhaus reduzieren, noch sind sie eine Angelegenheit zwischen Arzt und Patienten. Hier steht vielmehr die unkontrollierte Gewalt des Staates auf der einen denjenigen, die sie bekämpfen, auf der anderen Seite gegenüber. Als Praxis reihen sie sich in das Schema einer generellen Unterdrückung ein, die in letzter Zeit an allen Fronten verstärkt und ausgebreitet wird. Der Staat ist milde zu den Uninteressierten, kritisch zu den Bewussten, unnachgiebig und rächend zu denen, die Widerstand leisten und natürlich erkenntlich denen gegenüber, die ihn unterstützen.
Heute, wo „Frieden und Sicherheit“ Synonyme für globale Diktatur geworden sind und die Unterdrückung dem Aufstand zuvorkommt, werden ihre Ziele jeden Tag aufgedeckt, während gleichzeitig jedes Hindernis gegen neue reaktionäre Maßnahmen und Gesetze zum Wohle der gesetzlichen Ordnung aus dem Weg geräumt werden. Jeder ist ein potentieller Verdächtiger, nicht aufgrund seines Wesens, sondern aufgrund der Paranoia der Verfolgungsbehörden, wie das Beispiel des Brasilianers de Menezes gezeigt hat.
Unter solchen Gegebenheiten hätte sich jeder an meiner Stelle auf der Intensivstation wiederfinden können. Aber auch, wenn es das Evanglismos nicht gegeben hätte, wäre es augenblicklich eingerichtet worden, da weit und breit kein Hindernis in Sicht ist, das so etwas verhindern könnte. Die Untätigkeit ist ihr bester Verbündeter.
Terrorgesetzgebung

Die Gerichte die folgten, richten einerseits wie wir alle wissen auf Befehl und nach politischen Entscheidungen. Während versucht wird den Anschein der Legalität des, wie sie es nennen, Gerichtsverfahrens aufrechtzuerhalten, unterstützt und legalisiert man unermüdlich Folter. In nur einer Nacht wurden Rechte abgebaut, die mit Kämpfen und Blut gewonnen wurden.
In Kürze wird das Berufungsverfahren abgeschlossen sein und die ihm vorausgegangenen Rechtsbrüche in die Rechtswissenschaft eingehen. Jedes Gericht wird sich bei der Auslegung von Gesetzten auf das Urteil des fünfköpfigen Berufungsgerichtes berufen können und dessen damals und heute angewandte Pseudoargumentation verwenden. Gleichzeitig hat man sich das Ziel gesetzt, die Aufhebung grundlegender Rechte in die Terrorgesetzgebung aufzunehmen, indem beispielsweise möglich gemacht wird, einen Verdächtigen 15 bis 65 Tage in den Händen der Antiterroreinheiten zu halten, mit Verhören in Isolation, ohne dass Indizien oder Anklagepunkte vorhanden sein müssen. Wer dann aufgrund der Terrorgesetzgebung gerichtet wird, hängt von den herrschenden Bedürfnissen ab und unterliegt der Entscheidung einzig und allein der Ermittlungsbehörden. Die absolute Zentrierung der Macht ist in der Terrorgesetzgebung deutlich erkennbar. Rechtsverstöße werden gebilligt, Rechte abgeschafft und für die Urteile reichen die Stimmen von 5 Richtern, zweier in erster Instanz und dreier in zweiter Instanz, um den Bestimmungen der Terrorgesetzgebung Geltung zu verschaffen, auf dass sie in Zukunft freigiebig und ungeprüft angewendet werden können.
(Anmerkung des Übersetzers zum Verständnis: Vor in Kraft treten der Terrorgesetzgebung wurden in Griechenland schwere und insbesondere politische Verbrechen vor einem Schwurgericht verhandelt, in dem die Schöffen die Mehrheit hatten. Bei Verfahren nach der Terrorgesetzgebung dagegen richten lediglich Berufsrichter und zwar in erster Instanz drei Richter – eine Mehrheit von zwei Stimmen ist ausreichend – und in der Berufungsinstanz fünf Richter – eine Mehrheit von drei Stimmen ist ausreichend. Der 17N Prozess in erster Instanz war das erste Verfahren, in dem die Terrorgesetzgebung Geltung hatte. Es folgten die beiden erstinstanzlichen Prozesse gegen mutmaßliche Mitglieder der Stadtguerillaorganisation „Revolutionärer Volkskampf“, ELA, und das laufende Berufungsverfahren im Fall 17N.)
Mit dem Abschluss des Berufungsverfahrens werden die Gesetze abgeschafft, die uns vor dem Absolutismus der Macht schützten und die Verfassung wird außer Kraft gesetzt werden. Es liegt nicht in meiner Absicht, die heute gültige Rechtsprechung zu schützen, aber ich habe die Verpflichtung für all diejenigen zu kämpfen, die unter der in Zukunft gültigen Rechtsprechung zu leiden haben werden.
Sonderhaftbedingungen

Vier Jahre in völliger Isolation. In einem Untergeschoss, drei Meter unter der Erde. Mit vergitterten Dachfenstern, die den Blick auf einen engen Graben freigeben. Ein Graben, der vermutlich auf Höhe des Erdbodens mit einem Gitter bedeckt ist. In unmittelbarer Nähe brummen Tag und Nacht die Kühlhäuser der Gefängnisküche und die Klimaanlagen des Gerichtsgebäudes. Die stählerne Zellentür, mit einer Luke, gerade groß genug, dass das Essenstablett durchpasst und der Wärter jede unserer Bewegungen kontrollieren kann. Die Zellen führen auf einen fensterlosen Flur, der als Gesellschaftsraum dient. Es gibt auch so etwas wie einen Hof. Wer ihn von außen gesehen hat, hält ihn im Vergleich mit dem Hof eines Wohnhauses für geräumig. Keiner aber denkt darüber nach, dass er für uns die ganze Welt bedeutet.
Der Ort spielt seine eigene Rolle bei der Vernichtung der Gesunden. Und eine schlimmere bei jemanden, der verborgene und offensichtliche Gesundheitsprobleme hat. Dazu trägt auch die verborgene Art des Umgangs damit bei.
Ohne dass ich mich selbst versorgen könnte – die verstümmelte Hand ist noch das kleinste Problem – bleibe ich mehr als dreizehn von vierundzwanzig Stunden am Tag in meiner Zelle eingeschlossen. Erst kürzlich wurde ich zum zwölften Male operiert. Mehr als die Hälfte der Operationen wurden aufgrund der besonderen Haftbedingungen durchgeführt oder wiederholt. Weil sich die Bedingungen ständig ändern, andere Präferenzen, Besonderheiten, Vernachlässigung, Bürokratie...
Mit einer derartigen Häufung an gesundheitlichen Problemen wäre in anderen Fällen die Strafe von mindestens fünf Gefangenen ausgesetzt worden, wenn man meine Gesundheitsschäden auf sie verteilt hätte. Gefäßverletzungen im Schädel werden nicht untersucht, obwohl ich durch sie gezwungen werde, fast immer in meiner Zelle zu liegen. Keiner wird wohl behaupten, dass der Aufenthalt in einer unterirdischen Zelle geeignet ist, um ein Asthmaleiden zu kurieren oder zu lindern. Der Gehörverlust – der einzige Schaden, der zumindest teilweise rückgängig gemacht werden könnte – verbietet mir die Teilnahme an Treffen oder Diskussionen mit anderen. Seit zwei Jahren fordere ich eine Operation des Trommelfelles, um am Berufungsverfahren teilnehmen zu können und sie wird jetzt gemacht, wo sich der Prozess seinem Ende nähert. Ab und zu verfärbt sich meine Haut aus unbekannten Gründen gelbgrün, wie beispielsweise Weihnachten 2004, wo ich mit Ausschlag und Schmerzen am ganzen Körper als Notfall in die Gefängnisklinik gebracht wurde. Die Diagnose: Ödeme. Die Therapie: Starke Schmerzmittel und Wiederkommen zur Untersuchung.
Die Augen. Sieben Operationen in fünf Krankenhäusern. Es gibt keine Regelungen in der Strafvollzugsgesetzgebung, wie mit Blinden im Gefängnis umzugehen ist. Weil nicht vorgesehen ist, dass Blinde im Gefängnis sitzen. Auch eine auf die Verabreichung von erster Hilfe ausgestattete Gefängnisklinik kann einer derart komplizierten Situation nicht gerecht werden. Zeugen dafür sind schon ihre Versuche und deren Ergebnisse, meine Augen betreffend. Nach einer ersten Netzhautablösung noch während der Verhöre im Evangelismos erlitt ich eine zweite, fünf Monate später, im Gefängnis. Kurz zuvor waren durch heftige Regenfälle die Wasser aus der Kanalisation in meine unterirdische Zelle gedrückt worden, so dass diese überschwemmt wurde. Jede Netzhautablösung bedeutet zwei schwere Operationen und zusätzliche Schäden am Auge. Im März 2003 hatte ich 1/10 Sehfähigkeit auf dem linken Auge und 4/10 auf dem Rechten. Bis zum Oktober 2004 verlor ich das linke Auge ganz und auf dem Rechten verblieben 20 bis 30 Prozent Sehfähigkeit. Im Februar 2005 waren es noch 10 bis 20 Prozent.
Mein erster Antrag, die Strafe für eine Behandlung auszusetzen, brauchte 8 Monate, bis er behandelt wurde. Der Antrag wurde aus formalen Gründen abgelehnt.
Heute versuche ich es noch einmal. Mein zweiter Antrag, die Strafe für eine Behandlung auszusetzen, wurde am 29. Mai 2006 eingereicht und vier Monate lang hingehalten, obwohl die offensichtlichen Probleme eine sofortige Behandlung erfordern und nichtwiedergutzumachende Schäden drohen. Letztendlich wird mein Antrag am 10.Oktober vor dem Gericht in Piräus behandelt werden. Von Juli bis heute, also innerhalb dreier Monate, habe ich die Hälfte des mir noch verbliebenen Augenlichtes verloren. Ich habe nun weniger als 10 Prozent. Es ist offensichtlich, dass meine häufigen Besuche in Krankenhäusern die Schäden nicht reparieren können. Dort werden sie nur immer wieder festgestellt und man versucht jedes Mal in einem gewissen Maß die Schäden zu reparieren, die durch die Sonderhaftbedingungen und den Aufenthalt im Gefängnis allgemein entstanden sind.
Ich bin nicht erstaunt, ich wundere mich nicht, ich werde nicht wütend, weil ich weiß, dass dies ihre Rolle ist, weil ich keine andere Behandlung erwartet habe, da ich ihr Gesicht kannte, lange bevor sie es mir gezeigt haben. So wie der Demonstrant den Knüppel kennt, lange bevor er ihn auf seinem Rücken spürt.
Savvas Xiros
Gefängnis Korydallos
20. September 2006
Nachbemerkung des Übersetzers: Auch der zweite Antrag von Savvas Xiros wurde abgelehnt. Nach eintägiger Verhandlung entschied das Gericht am 10. Oktober, die Bedingungen, nach denen ein Gefangener zur Abwendung irreparabler Schäden aus dem Gefängnis zu entlassen sei, seien nicht gegeben. Savvas solle seine „Therapie“ vielmehr im Gefängnis fortsetzen.
 
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