Die vergessene Minderheit Myanmars
Veröffentlicht am
Juli 14, 2012
Während die Medien immer wieder über Menschenrechtsverbrechen auf der ganzen Welt, vor allem in islamischen Ländern, berichten und Politiker sich als “Hüter der Menschenrechte” verkaufen, indem sie mit dem Finger auf arabische Diktatoren zeigen, wird das traurige Schicksal der Rohingya in Myanmar (Burma) völlig ausgeblendet.
Die Rohingya, eine muslimische Minderheit, die in Myanmar an der Grenze zu Bangladesch lebt, werden seit eh und je vom hauptsächlich buddhistischen, myanmarischen Staat diskriminiert. Schon in der Vergangenheit kam es immer wieder zu Konflikten und nun ist es wieder so weit. Wer sich Zeit nimmt und im Internet nach entsprechenden Material sucht, wird fündig. Man sieht grausame Bilder von verbrannten Babyleichen sowie andere erschütternde Bilder. Trotzdem liest man nahezu nichts über diese Verbrechen in den großen Zeitungen und auch die Nachrichten im Fernsehen zeigen sich unwissend.
1948 feierten die Menschen in Myanmar ihre Unabhängigkeit. Die Unterdrückung Großbritanniens war vorbei und damit begann die Unterdrückung der Rohingya. Seit der myanmarischen Unabhängigkeit waren sie neunzehn großen Militäroperationen hilflos ausgesetzt. Permanent wurde gegen Menschenrechte jeglicher Art verstoßen, doch niemand protestierte. Die Rohingya sind staatenlos, die myanmarische Staatsbürgerschaft wird ihnen verwehrt, rund 1,5 Millionen von ihnen leben im Exil, in Myanmar erwartet sie Zwangsarbeit, sexueller Missbrauch, Vertreibung und Mord. Sogar vor Rohingya-Babys wird nicht halt gemacht, sie werden nicht nur auf der “Schwarzen Liste” geführt, sondern auch getötet, wie Bilder zeigen.
Die myanmarische Regierung ist der Meinung, dass es sich bei den Rohingya um illegale, bengalische Einwanderer handelt, die abgeschoben werden müssen. Bangladesch wiederum, ein muslimisches Land, will von den Rohingya ebenfalls nichts wissen. Der myanmarische Großkonsul in Hongkong sprach einst der muslimischen Minderheit die myanmarische Zugehörigkeit ab und bezeichnete sie als “hässlich wie Kobolde” im Gegensatz zu den hellhäutigen Birmanen.
Nachdem eine junge Buddhistin angeblich von drei Muslimen vergewaltigt und getötet wurde, kam es in den letzten Wochen erneut zu Gewaltexzessen seitens der buddhistischen Bevölkerung. Obwohl die drei mutmaßlichen Täter verhaftet wurden und ihre Schuld noch nicht einmal bewiesen wurde, begann eine Welle der Gewalt, die bis dato vielen Menschen und eben vor allem sehr vielen Rohingya das Leben kostete.
Auch im Internet wird in und außerhalb Myanmars gegen die Rohingya gehetzt. Für viele Menschen ist es plötzlich schockierend und überraschend, dass die als friedfertig geltenden Buddhisten so intolerant und grausam sein können. Natürlich soll dies kein Angriff auf die buddhistische Religion an sich sein, denn es kommt immer darauf an, wie die Menschen ihre Religion praktizieren. Wäre die Mehrheit Myanmars muslimisch und wären die Verfolgten buddhistisch, würden wir sicher mehr in den Medien darüber erfahren, da bin ich mir ziemlich sicher. Es würde dann auch wieder heißen, dass dies alles auf den “barbarischen Islam” zurückzuführen sei.
Solange jedoch die Muslime Opfer und nicht Täter sind, wird nur mäßig oder einfach gar nicht darüber berichtet. Komischerweise hat die myanmarische Politikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die einst fünfzehn Jahre lang unter Hausarrest war und sich für eine gewaltlose Demokratisierung ihres Landes einsetzte, in dieser Hinsicht nichts zu sagen. Auch von der höchsten Instanz der Buddhisten, dem Dalai Lama, konnte man zu diesen traurigen Ereignissen nichts hören, obwohl er sonst immer auf Welt-Tournee ist, Frieden predigt und sich über die unterdrückenden Chinesen beschwert.
Nun haben die Vereinten Nationen die Rohingya offiziell als am meisten verfolgte Minderheit der Welt eingestuft. Vergangenen Freitag wurden zehn UNHCR-Mitarbeiter in Myanmar festgenommen. Das zeigt nur, dass die myanmarische Regierung ihre ethnische Säuberungen weiterhin fortsetzen will, ohne gestört zu werden.
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