Jetzt aber, er war nie Wunschkandidat seiner Kürzlichkeit
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"Im Interview mit Armin Wolf sagte Roland Weißmann drei Mal, dass er niemals der „Wunschkandidat des Kanzlers“ gewesen sei. Hier outete sich der „parteilose“ Mann als geeichter Christdemokrat: Drei mal verleugnete er seinen Herrn, bevor ein Hahn danach krähte, um dann aber die Kirche für ihn zu bauen. ((Mk 14,27–31 EU; Mt 26,31–35 EU; Lk 22,31–34 EU; Joh 13,36–38 EU).
Bibelfeste Christdemokraten wissen auch, dass die Analogie so köstlich, so amüsant weiter trägt. Zuvor soll der Leugner laut Joh 18,10 zum Schwert gegriffen und dem Diener des Hohepriesters ein Ohr abgeschlagen haben. Ja, seither hört Kogler schlecht. Dass in der Bibel der Herr und der Hohepriester nicht so wie im modernen christdemokratischen Österreich identisch sind, ist nicht so wichtig. Österreichische Karrieristen wissen situationselastisch, vor wem sie zu knien haben.
In seiner ersten Stellungnahme konnte Roland „Du-bist-der-Schwamm-auf-dir-will-ich-meine-Kirche-bauen“ Weißmann zur Zufriedenheit des Herrn das Wort „Demut“ fehlerfrei von einem Blatt ablesen. Wer das im ORF gesehen hatte, hatte ein Wunder erlebt: Man hörte das Wort Demut und sah es zugleich bereits unter Anführungszeichen. Das war die Verwandlung von Wein, mit dem in der Parteizentrale angestoßen wurde, in gepredigtes Wasser.
Nett, wenn der Herr dann noch Wasserträger hat, grün hinter den Ohren, türkis bei ihren Fingerabdrücken.
Im Interview sagte Weißmann auch noch, dass es nicht wahr sei, dass er den Grünen zwei Direktoren-Posten versprochen habe, damit sie für ihn stimmen. Er habe ihnen keine Zusage gemacht, nicht die geringste. Aber gemäß dem grünen Evangelium nach Sigi Maurer dürfen die Grünen nun sozusagen zwei Apostel nominieren, insistierte Wolf. Falsch, ganz falsch, der Leugner vor dem Herrn bestand darauf: es gab keine Zusagen an die Grünen.
Das wird jetzt für Exegeten der österreichischen Innenpolitik interessant: bekommen die grünen Wasserträger zwei Direktoren im ORF, ist Weißmann augenblicklich als Lügner entlarvt. Dann haben wir als Chef des wichtigsten Informationsmediums des Landes einen Lügner.
Bekommen die Grünen aber die beiden Posten wirklich nicht, und Weißmann hatte also wahr gesprochen, dann sind die Grünen noch naiver, als die Trotteln gehofft und die Freunde befürchtet hatten.
(Und da reden wir noch gar nicht darüber, ob Grün-Sympathisanten es wirklich wollten, dass ihre Partei so einen Vintage-Deal macht: Zustimmung zur Wahl eines designierten Zerstörers des öffentlich rechtlichen Rundfunks, im Tausch für zwei Posten… „um Schlimmeres zu verhindern“ – nach dem bewährten Prinzip: zuzustimmen, dass in Österreich geborene Kinder abgeschoben werden, und dass Kinder, die hier zur Schule gehen, aber nicht wie Frau Edtstadler österreichische Eltern haben, abgeschoben werden, oder dass dringend benötigte fleißige Lehrlinge, die nicht aus dem Meidlinger Waldviertel stammen, abgeschoben werden, „um Schlimmeres zu verhindern“, oder dass Menschen, die vor einem Krieg geflüchtet sind, in den Krieg zurück geschickt werden, „um Schlimmeres zu verhindern“, oder dass der Untersuchungsausschuss abgedreht und parlamentarische Kontrolle der Regierung blockiert wird, „um Schlimmeres zu verhindern“… )"
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"Im Interview mit Armin Wolf sagte Roland Weißmann drei Mal, dass er niemals der „Wunschkandidat des Kanzlers“ gewesen sei. Hier outete sich der „parteilose“ Mann als geeichter Christdemokrat: Drei mal verleugnete er seinen Herrn, bevor ein Hahn danach krähte, um dann aber die Kirche für ihn zu bauen. ((Mk 14,27–31 EU; Mt 26,31–35 EU; Lk 22,31–34 EU; Joh 13,36–38 EU).
Bibelfeste Christdemokraten wissen auch, dass die Analogie so köstlich, so amüsant weiter trägt. Zuvor soll der Leugner laut Joh 18,10 zum Schwert gegriffen und dem Diener des Hohepriesters ein Ohr abgeschlagen haben. Ja, seither hört Kogler schlecht. Dass in der Bibel der Herr und der Hohepriester nicht so wie im modernen christdemokratischen Österreich identisch sind, ist nicht so wichtig. Österreichische Karrieristen wissen situationselastisch, vor wem sie zu knien haben.
In seiner ersten Stellungnahme konnte Roland „Du-bist-der-Schwamm-auf-dir-will-ich-meine-Kirche-bauen“ Weißmann zur Zufriedenheit des Herrn das Wort „Demut“ fehlerfrei von einem Blatt ablesen. Wer das im ORF gesehen hatte, hatte ein Wunder erlebt: Man hörte das Wort Demut und sah es zugleich bereits unter Anführungszeichen. Das war die Verwandlung von Wein, mit dem in der Parteizentrale angestoßen wurde, in gepredigtes Wasser.
Nett, wenn der Herr dann noch Wasserträger hat, grün hinter den Ohren, türkis bei ihren Fingerabdrücken.
Im Interview sagte Weißmann auch noch, dass es nicht wahr sei, dass er den Grünen zwei Direktoren-Posten versprochen habe, damit sie für ihn stimmen. Er habe ihnen keine Zusage gemacht, nicht die geringste. Aber gemäß dem grünen Evangelium nach Sigi Maurer dürfen die Grünen nun sozusagen zwei Apostel nominieren, insistierte Wolf. Falsch, ganz falsch, der Leugner vor dem Herrn bestand darauf: es gab keine Zusagen an die Grünen.
Das wird jetzt für Exegeten der österreichischen Innenpolitik interessant: bekommen die grünen Wasserträger zwei Direktoren im ORF, ist Weißmann augenblicklich als Lügner entlarvt. Dann haben wir als Chef des wichtigsten Informationsmediums des Landes einen Lügner.
Bekommen die Grünen aber die beiden Posten wirklich nicht, und Weißmann hatte also wahr gesprochen, dann sind die Grünen noch naiver, als die Trotteln gehofft und die Freunde befürchtet hatten.
(Und da reden wir noch gar nicht darüber, ob Grün-Sympathisanten es wirklich wollten, dass ihre Partei so einen Vintage-Deal macht: Zustimmung zur Wahl eines designierten Zerstörers des öffentlich rechtlichen Rundfunks, im Tausch für zwei Posten… „um Schlimmeres zu verhindern“ – nach dem bewährten Prinzip: zuzustimmen, dass in Österreich geborene Kinder abgeschoben werden, und dass Kinder, die hier zur Schule gehen, aber nicht wie Frau Edtstadler österreichische Eltern haben, abgeschoben werden, oder dass dringend benötigte fleißige Lehrlinge, die nicht aus dem Meidlinger Waldviertel stammen, abgeschoben werden, „um Schlimmeres zu verhindern“, oder dass Menschen, die vor einem Krieg geflüchtet sind, in den Krieg zurück geschickt werden, „um Schlimmeres zu verhindern“, oder dass der Untersuchungsausschuss abgedreht und parlamentarische Kontrolle der Regierung blockiert wird, „um Schlimmeres zu verhindern“… )"