"Euro-Mehmet" bringt Seniorinnen mutmaßlich um Millionen – wohl mithilfe der türkischen Polizei
Seine vermutlichen Handlanger rauben gezielt Pensionistinnen aus, die Türkei scheint für ihn ein sicherer Hafen: Warum Ermittler Mehmet Kerim Y. seit Jahren nicht zu fassen bekommen
Die schwarze Matte lässig nach hinten gegelt, ein schelmisches Grinsen im Gesicht, die Luxusuhr am Handgelenk: Mehmet Kerim Y., so lässt es ein Bild auf Telegram zumindest vermuten, genießt sein Leben im pompösen Istanbuler Exil. Dabei wollen ihn Österreichs Korruptionsjäger und Polizisten am liebsten im Gefängnis sehen. Und zwar besser heute als morgen.
Der 35-jährige Dornbirner mit türkischem Pass, auch "Euro-Mehmet" gerufen, gilt als Kopf einer umtriebigen Bande, die seit Jahren mit einem perfiden Trick viele Millionen von Seniorinnen in Österreich ergaunert haben soll. Seine Ermittlungsakte, die dem STANDARD vorliegt, ist tausende Seiten dick. Mehr als 40 ehemalige Mitstreiter fassten in Wien vor Gericht bereits hohe Haftstrafen aus, manche bis zu sieben Jahren.
Als "Bauer Franz", "Johann Ebner" oder "Christian Weber" etwa brachten die verurteilten Betrüger von Y. bisher 410 Opfer im Glauben, ihr Erspartes sei in Gefahr, um riesige Geldbeträge und wertvolle Gegenstände wie Goldschmuck. Diese erfundenen Namen standen auf gefälschten Polizeiausweisen. Sie sollten den Männern, die als sogenannte Abholer stets zivil gekleidet an den Türen ihrer Opfer klopfen, etwas Seriosität verleihen.
"Hat bestimmt 50 Millionen verdient"
Gesteuert wird das lukrative Geschäft der falschen Polizisten von einem Callcenter in Istanbul – fernab der österreichischen Strafverfolgung. Und es läuft so gut, dass Mehmet Kerim Y. das Hauptquartier anscheinend erst jüngst in eine renovierte Villa verlegen ließ. "Mit dieser Masche (der falschen Polizisten, Anm.) hat er bestimmt schon 50 Millionen verdient", sagte ein verhafteter Mitwisser, ein 26-jähriger Wiener, in einer brisanten Einvernahme vor Polizisten aus. Durch diese Geschäfte soll Y. in der Türkei auch legale Einnahmequellen geschaffen haben: eine Mietwagenfirma und ein Abschleppunternehmen, die zur Geldwäsche dienen könnten. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Seine vermutlichen Handlanger rauben gezielt Pensionistinnen aus, die Türkei scheint für ihn ein sicherer Hafen: Warum Ermittler Mehmet Kerim Y. seit Jahren nicht zu fassen bekommen
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