Die Welt: Überhaupt sind Sie sehr pessimistisch, was die Zukunft der arabisch-islamischen Welt insgesamt angeht. Sie legen ein neues Buch vor, Ihr viertes. Mir scheint, Sie werden in Ihren Thesen immer radikaler. Würden Sie dem zustimmen?
Abdel-Samad: Nein! Ich höre oft, dass ich ein radikaler Denker und ein Querkopf sei. Ich bin nur ein vernünftig denkender Mensch, der das Kind beim Namen nennt. Das war ich immer. Ich provoziere nicht, wenn ich sage, dass der Islam faschistoide Züge hat.
Die Welt: Aber das ist doch mindestens semantisch schärfer als alles, was Sie zuvor geschrieben und gesagt haben. Der Begriff Faschismus in Verbindung mit dem politischen Islam ist jedenfalls neu...
Abdel-Samad: ...für Deutsche klingt das vielleicht plakativ und provokant. Aber was ist Faschismus? Er ist eine politische Religion, mit Wahrheiten, mit Propheten, mit einem charismatischen Führer, der mit einem vermeintlich heiligen Auftrag ausgestattet ist, die Nation zu einen und die Feinde zu besiegen. Das ist der Islam auch, haargenau. Der Faschismus teilt die Welt auf in Freund und Feind, beim Islam sind es Gläubige und Ungläubige. Die Verschwörungstheorien im Faschismus, das Gefühl der Erniedrigung und des Zukurzgekommen-Seins, diese Rachlust und die Entmenschlichung der Feinde, sind allesamt im Islam zu finden, besonders in der Sprache des politischen Islam. Die Mischung von Minderwertigkeitskomplex und dem Streben nach Weltherrschaft; zwischen Ohnmacht und Allmachtsfantasien, das verbindet Islamismus und Faschismus. Ich schreibe ja in meinem Buch über die 14 Thesen von Umberto Eco zum Ur-Faschismus. Da finden wir alles: Den Kult der Überlieferung, die Haltung zur Moderne und die Konterrevolution gegen die Aufklärung, die Verschwörungstheorien, den Machismus. Alles was den Islamisten fehlt, ist die Vernichtungsmaschinerie wie sie dem Stalinismus und dem Nationalsozialismus zur Verfügung stand. Der Islamismus erlitt mehrere Niederlagen, wurde aber nie vernichtend geschlagen – anders als der Faschismus in Deutschland und Italien. Das ist der Grund, warum sich der islamische Faschismus so in die Länge zieht.
Die Welt: Sie würden so weit gehen zu sagen, der politische, faschistische Islam würde die Welt mit einem dritten Weltkrieg überziehen, wenn er die Möglichkeit hätte, eine vernichtende Kriegsmaschinerie zu schaffen?
Abdel-Samad: Ja, vielleicht nicht gleich Weltkrieg, aber wir werden eine Schlacht apokalyptischer Dimension erleben. Die Islamisten würden einen Rachefeldzug gegen die Ungläubigen führen. Man kann das im Kleinen dort beobachten, wo Islamisten die Macht in einem syrischen Ort übernehmen. Menschen werden dann getötet, nur weil sie Christen sind, sogar Kinder. Das ist purer Faschismus, dass Menschen nur aufgrund ihrer religiösen oder nationalen Zugehörigkeit hingerichtet werden. Wir können das überall dort beobachten, wo Islamisten die Macht übernehmen, im Irak, in Afghanistan, in Somalia, im Sudan, in Nigeria – egal wo.
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http://news.google.de/news/url?sr=1...r-Schlacht-mit-apokalyptischer-Dimension.html