Europas Problem mit humanitärer Hilfe
Ob Italien, Griechenland oder Polen: Menschen, die Geflüchteten helfen, werden in der EU zunehmend kriminalisiert. Das sagen mehrere NGOs gegenüber ORF.at. Helferinnen und Helfer würden vielfach mit Schleppern auf eine Stufe gestellt – ihnen drohten Verleumdungskampagnen wie Klagen. Die Verantwortung für den Missstand liege bei der EU, heißt es. Brüssel will prüfen.
Sean Binder weiß, was es heißt, für humanitäre Hilfe kriminalisiert zu werden. Vor fast fünf Jahren nahm die griechische Justiz Ermittlungen gegen den in Irland aufgewachsenen Deutschen auf. Die Behörden werfen ihm, seiner syrischen Kollegin Sarah Mardini und anderen humanitären Helfern unter anderem Spionage, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Menschenhandel und Geldwäsche vor. Bis zu 25 Jahre Haft drohen bei einer Verurteilung. Über dreieinhalb Monate hatte Binder 2018 deshalb bereits in Untersuchungshaft verbracht.
Der inzwischen 28-Jährige hatte bis zu seiner überraschenden Festnahme im Februar 2018 auf der Insel Lesbos Rettungseinsätze für in Seenot geratene Menschen koordiniert – und das im ständigen Austausch mit der griechischen Küstenwache und der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, wie er gegenüber ORF.at betont. Er war damals für die NGO Emergency Response Center International tätig. Die Causa sorgte für einen Aufschrei: Es handle sich um den „größten Fall der Kriminalisierung von Solidarität in Europa“, hieß es in einem Bericht des Europäischen Parlaments.
Vorwürfe „hängen wie Damoklesschwert über uns“
Ob Italien, Griechenland oder Polen: Menschen, die Geflüchteten helfen, werden in der EU zunehmend kriminalisiert. Das sagen mehrere NGOs gegenüber ORF.at. Helferinnen und Helfer würden vielfach mit Schleppern auf eine Stufe gestellt – ihnen drohten Verleumdungskampagnen wie Klagen. Die...
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