Die Russen mal wieder alles Fake
Kunstskandal in Gent Wie echt sind die Kandinskys?
Stand: 22.01.2018 09:27 Uhr
Gent gilt als Kunstmetropole. Seit einer Woche stellen sich dort viele die Frage: Sind 24 Gemälde russischer Künstler echt, die das Museum für Schöne Künste zeigt?
Von Pascal Lechler, ARD-Studio Brüssel
Wenn eine Stadt in Belgien mit Kunst in Verbindung gebracht wird, ist das wohl Gent. In der flämischen Stadt gibt es jetzt aber vielleicht einen handfesten Kunstskandal. Seit einer Woche stellen sich Experten, Kunstliebhaber und Museumsbesucher dieselbe Frage: Sind die zwei Dutzend Gemälde russischer Avantgarde-Künstler im Museum für Schöne Künste in Gent wirklich echt? Ein offener Brief von zehn Kunstkennern hatte den Stein ins Rollen gebracht.
Der offene Brief wurde bereits vor einer Woche in der Zeitung "de Standaard" veröffentlicht. Die Experten bezweifeln darin, dass die Werke von Kandinsky, Malewitsch und anderen wirklich echt sind.
Der Besitzer der Bilder, Igor Toporovski, lebt seit 2006 in Belgien. Er sieht in der Aktion eine Verleumdungskampagne: "Das Ganze lässt sich mit einer Spekulationsblase im russischen Markt erklären", sagt er. "Diese Blase wird von den Händlern selbst aufgepumpt. Sie treiben die Preise in astronomische Höhen. Malewitschs und Kandinskys kosten inzwischen 30 bis 40 Millionen. Vor einigen Jahren waren das noch Preise von einer bis zwei Millionen."
Minister gibt Expertise in Auftrag
Will heißen: In den Augen Toporovskis würden es die Kunsthändler offenbar gern sehen, wenn die Bilder auf den Markt kämen. Damit ist aber der Vorwurf, bei den in Gent gezeigten Bildern handele es sich um Fälschungen, noch nicht ausgeräumt. Eine Expertise, die vom flämischen Kulturminister in Auftrag gegeben wurde, könnte zumindest die Frage der Fälschungen beantworten.
Das mit der Überprüfung sei aber gar nicht so einfach, erklärt Kunstexperte Philippe Serck im belgischen Fernsehen:
"Es muss einerseits technisch geklärt werden, ob die Bilder mit Materialien der Epoche auch wirklich in der Epoche entstanden sind. Und andererseits muss man schauen, ob es Vorbesitzer gab und ob die Bilder schon mal in Ausstellungen gezeigt wurden. Dafür muss man in die Archive der Museen gehen. Das ist eine Riesenarbeit."
Museum ließ sich Zertifikate zeigen
Die Frage ist nun, ob das Museum der schönen Künste in Gent die Echtheit der Bilder schon vor Ausstellungsbeginn hätte überprüfen müssen. Offenbar hatte sich die Museumsleitung Zertifikate des Besitzers zeigen lassen. Eine chemische Echtheitsprüfung gab Direktorin Catherine de Zegher aber nicht in Auftrag, schließlich wollte das Museum die Bilder nur ausstellen, aber nicht erwerben. "Das kostet zwischen 7000 und 8000 Euro. Bei einer Leihgabe von 24 Bildern können sie sich vorstellen, dass das sehr teuer wird. Das kann sich ein kleines Museum wie das unsrige nicht leisten", sagte sie.
Ende Februar sollen die ersten Ergebnisse der Expertise vorliegen. Sollte sich herausstellen, dass die Bilder nur Fälschungen sind, werden sie abgehängt.
Kunstskandal in Gent: Wie echt sind die Kandinskys? | tagesschau.de