Ich habe umgekehrt den Eindruck, dass in der griechischen Politik bezüglich der Republik Mazedonien sehr viel von dem Gedanken an territoriale Ansprüche, ergo Gebietsverluste geleitet ist.
Und dein Eindruck ist nicht richtig, weil du nur eine Seite der Medaille beleuchtest, Lilith. Dass die griechische Politik bspw. behauptet, aus dem Norden würden territoriale Ansprüche existieren, ist kein erfundenes Märchen. Des öfteren habe ich hier fundierte Belege geliefert, dass die jetzige Regierung (VMRO) in den 90er offiziell territoriale Ansprüche stellte. Diese Haltung änderte sich (formell) nach der Grenzschließung und Wirtschaftsblockade Griechenlands. Auch ist klar, dass diese Ansprüche heute, aufgrund des NATO- und EU-Beitritts, nicht offiziell gestellt werden. Die Denke jedoch (Thema: Antikisierung, okkupiertes Süd-Makedonien, Groß-FYROM Mythen, etc.) ist großflächig in allen Schichten vertreten und wird auch seitens der Regierung gefördert.
Griechenland ist sich bewusst dass keine Gefahr einer Umsetzung dieser "Mythen" besteht; selbst die kläglichen Versuche die Weltwissenschaft davon zu überzeugen, dass sie (die slawischen Mazedonier) Erbe antiker hellenischer Weltgeschichte sind, fällt doch immer aufs neueste ins Wasser. Ist ja auch klar, weil die Auffassung FYROMs einfach nicht aufgeht und die Züge/Versuche ja schon ins lächerliche gehen (TV-Gott, Antikisierungskampagne, etc.). Es geht eher darum, dass überhaupt so welche Aktionen getätigt werden, welche gegen Griechen und Griechenland gerichtet sind.
Lilith schrieb:
Deswegen imo vieles an dem Umgang mit Menschen geschuldet, von denen man etwa ziemlich sicher weíß, dass sie einst vertrieben wurden. Ist in Tschechien und Polen etwa mit gewissen deutschen Gästen nicht anders. Obwohl auch du mir nicht belegen konntest, welches ernsthafte entsprechende außenpolitische Programm es dazu geben soll.
Die Tatsache dass Menschen während des Bürgerkrieges vertrieben wurden (auch zig Griechen) wird in Griechenland nicht totgeschwiegen. Was meinst du wie viele Griechen ich kenne, die nach der Vertreibung in der DDR, Jugoslawien, UDSSR, usw. gelebt haben und erst nach dem Sturz der Diktatur wieder Fuß in Griechenland fassen konnten? Ob Slawen oder Griechen - alle die im Verdacht standen für die Kommunisten zu arbeiten, wurden vertrieben oder eben auch durch die Kommunisten selbst aufgesammelt (meist Kinder) und in kommunistische Staaten zwangsumgesiedelt.
Es braucht auch kein offizielles außenpolitisches Programm mit territorialen Ansprüchen seitens FYROM zu geben. Die gibt es auch nicht seitens der Türkei bzw. seitens der AKP. Trotzdem hörst du Spitzenpolitiker grölen, dass griechische Inseln eigentlich türkisch seien. Ähnlicher Fall auch bzgl. FYROM, als Milososki mit der Vergina-Sonne auf dem Olymp posierte und dies sogar in Facebook stellte - die Symbolik sollte verständlich genug sein.
Lilith schrieb:
Um es etwas "kurz und trocken" auszudrücken: Kein "Problem" mit ehemaligen oder tatsächlichen Minderheiten, kein "Problem" mit sezessionistischen Gedanken etc. Und sag was du willst, aber im Kern schein ein Korn Wahrheit dran. Ist auch nicht böse gemeint, just my two irrelevant Cents.
Denk was du willst. Ich habe bzgl. des Themas genug Material geliefert, dass meine Meinung auch unterstreichen konnte. Hast du natürlich wieder einmal übersehen. Fakt ist - und darum ging es auch - dass diese potentielle Gefahr (ethnischer Konflikt) in Griechenland nicht gegeben ist. Nicht weil Griechenland zu 99,12345769670% griechisch ist, wie der eine Dummkopf behauptete, sondern weil die Unstimmigkeiten zwischen Minderheiten und Staat nicht so groß sind, wie in FYROM. Mal abgesehen davon dass Griechenland bei einem derartigen Szenario militärisch voll und ganz ausgerüstet wäre. Das wäre FYROM bspw. nicht, sollte sich die 2001-Krise wiederholen.