Wenn Faschisten Angst vor anderen Faschisten haben. Was hält der Chef des Regierungspropagandakanals Russia Today vom russischen Volk?
Russische Medien von innen - Margarita Simonyan, Chefredakteurin von Russia Today
Einmal im Monat trifft sich Oleg Kashin mit den Verantwortlichen für staatliche Propaganda in der russischen Presse. In der ersten Ausgabe spricht Margarita Simonyan über Kudrin, Prokhorov, Zensur im Westen und Faschismus in Russland.
Kaschin: Sie als Bürgerin, nicht als Leiterin des Fernsehsenders (Russia Today), was sagen Sie dazu, dass die Präsidialverwaltung Führer der Parteien ernennen und absetzen kann, und noch vieles anderes mehr?
Simonjan: Ich werde Ihnen ein schrecklich unliberales Ding erzählen. Wenn man in unserem Land alle politischen Zügel lockert und zulässt, dass es sich politisch absolut unkontrolliert entwickelt, dann erwartet uns Faschismus. Und wir beide werden an einen Baum gehängt.
Ich möchte auch, dass wir Demokratie haben. Es ist offensichtlich, dass wir noch keine echte Demokratie haben. In den frühen 90er Jahren kamen Demokratie und Liberalismus. Ging es der Bevölkerung besser?
Kaschin: Und es erschien der Sender Russia Today ...
Simonjan: Der Sender erschien 15 Jahre später. Wenn morgen der Faschismus kommt, wird vielleicht in 15 Jahren auch jemand glücklich sein, aber ich möchte, dass Menschen die jetzt in diesem Land leben, glücklich sind. Unser politisches System ist nicht ganz demokratisch, aber wir haben keine politischen Gefangenen. Wenn ich zwischen dem, was wir heute haben, und dem Chaos wählen sollte, dann wähle ich definitiv das, was wir haben.
https://daily.afisha.ru/archive/gorod/archive/ministry-of-truth-simonyan/
Mit anderen Worten, die Chefredakteurin des Sprachrohrs des Regierungspropagandasender Russia Today, ist der Meinung, dass das russische Volk seine Herrscher nicht frei Wählen darf, sonst wird es die Faschisten wählen, und deshalb muss in Russland Putinismus herrschen, die "gelenkte Demokratie", wie Putin sein Regime nennt - eine kleptokratische KGB-Diktatur mit faschistischen Zügen.
Simonyan sagte das im Oktober 2011, vor den Präsidentschaftswahlen im März 2012, wo Putin gewählt werden sollte und auch gewählt wurde. Mit ihrer Arbeit ist er zufrieden, sie ist seit der Gründung von Russia Today in 2005 dort die Chefredakteurin, 2019 hat Putin Simonjan den Alexander Newskij Orden verliehen. Auch das russische Volk muss mit dem herrschenden Regime zufrieden sein, sonst hätte es Putin 20 Jahre lang nicht zum Präsidenten gewählt, das letzte Mal mit 77% im 2018