100 Jahre seit Beginn des Bürgerkrieges in Russland
Im Oktober 1917 fand in Russland die sozialistische Revolution statt und die Bolschewiki übernahmen die Macht im Land. Im März 1918 wurde im Brest-Litowsk zwischen Russland und Deutschland Frieden geschlossen. In der russischen Gefangenschaft befanden sich tausende tschechischen und slowakischen Militärs, ehemalige Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee. Im Dezember 1917 wurde aus den tschechoslowakischen Gefangenen auf Grund des Erlasses der französischen Regierung vom 19. Dezember 1917 über die Organisation der autonomen tschechoslowakischen Armee in Frankreich einen Korps formiert, formell dem französischen Kommando unterstellt und angewiesen, mit Schiffen von Wladiwostok nach Frankreich zu fahren. Nach Fernen Osten wurden insgesamt 63 Zugzüge geschickt. Im Mai 1918 erstreckten sich die Eisenbahnzüge der Tschechoslowaken über mehrere tausend Kilometer von Ural bis nach Wladiwostok.
Aus Angst vor dem Auftauchen eines 50.000sten tschechoslowakischen Korps an der Westfront forderte Deutschland Russland auf den Vormarsch der Eisenbahnzugen nach Osten zu stoppen. Trotzki schickte ein entsprechendes Telegramm mit der Anweisung die Züge anzuhalten. Die Tschechoslowaken vermuteten dass die Bolschewiki sie nach Deutschland ausliefern wollten und erhoben sich zu einem bewaffneten Aufstand. In Städten vom Ural bis Wladiwostok stürzten sie die Macht der Bolschewiki, etwas später wurden sie von den Gegnern der Bolschewiki unterstützt. Am 23. Juni 1918 verkündeten in Sibirien ehemalige zaristische Offiziere unter Führung von General Koltschak die Schaffung einer neuen Regierung, Sibirien selbst wurde als autonom erklärt. Danach begannen die Kämpfe im ganzen Land.
Der Bürgerkrieg dauerte bis 1922, forderte 10,5 Millionen Menschenleben und endete mit dem Sieg der Bolschewiki. Die Bevölkerungszahl des Russischen Reiches vor dem Ersten Weltkrieg 1914 betrug 175 Millionen Menschen. Anhand von Bevölkerungszählungen, die bis 1923 durchgeführt wurden, lässt sich feststellen, dass im Russland des Jahres 1920 9-10 Mil. Menschen weniger lebten, als zum Ende des Weltkrieges. Nach der Berücksichtigung der Emigration von ca. 2 Mil. Menschen und der Hungersnot von 1921 führt dies zu einer Zahl von rund 8 Mil. zivilen Opfern. Dies entspricht dem Vierfachen der Verluste des Zarenreichs im Ersten Weltkrieg. Nach Krieg und Hungersnöten lebten auf sowjetischem Territorium rund 7 Mil. Waisenkinder auf der Straße. Nur ein kleiner Teil der Kinder konnte in Waisenhäusern untergebracht werden. Ein anderer Teil wurde als Kinderarbeiter beschäftigt und somit wenigstens von der Straße weggebracht.
Die Verluste während des Krieges (in tausend Personen)
Total gefallen und gestorben an Wunden 2.500
Die Rote Armee 950
Die Weiße und Nationale Armee 650
grüne Rebellen 900
Getötete Opfer des Terrors 2000
Der Rote Terror 1200
Der Weiße Terror 300
Der Grüne Terror 500
Starb an Hunger und Epidemien 6.000
Insgesamt 10.500 Tote
Emigrierte 2.000
Gesamtverlust 12.5 Mil.
(Ehrlichman V.V. Handbuch "Verlust der Bevölkerung im XX Jahrhundert", 2004)