Schön geschrieben.
Mit dem "Zyniker" hast Du in gewissem Sinn auch recht. Einem Zyniker ist nichts heilig, nicht einmal eine Religion. Wenn es sein muss, zertrümmert er mit seinen Aussagen auch gesellschaftliche Konventionen.
Ich bin- und war noch nie "everybodys Darling". Aber das macht nichts, solange ich mich am Abend noch in den Spiegel sehen, und darin einen ehrlichen Menschen erkennen kann.
Was Russland betrifft, habe ich einen interessanten Zusammenhang entdeckt. Wenn man sich die Liste der Parteichefs bzw. Präsidenten (wer auch immer real die Macht in der Hand hat - in Russland kann man das nie so genau sagen) an sieht, dann kann eine Art Pendelbewegung der politischen Orientierung im Rhythmus von ziemlich genau 15 Jahren festgestellt werden. Diese Zeit braucht es offenbar, in der anfängliche Zustimmung und hohe Erwartungen einer Ernüchterung und Enttäuschung weicht, weil Alle Versprechungen wieder nicht eingehalten wurden. Unabhängig welche Richtung gerade eingeschlagen wurde.
Chruschtschow -> westlich orientiert
Breschnew, Andropow -> Russland orientiert
Gromyko -> guter Diplomat, kurz im Amt und am Übergang von Ost- nach Westorientierung
Gorbatschow/Jelzin -> westlich orientiert
Putin -> Russland orientiert
Nachfolger -> ? Ich gehe davon aus, dass sich dieser wieder eher westlich orientiert. Wenn das russische Volk nicht ganz vergesslich ist, dann kann es sich zumindest daran erinnern, in welchen Perioden eine gewisse Freiheit und eine Phase geringerer Repressalien herrschte. Und irgendwann geht´s auch um so banale Dinge wie Auslandsreisen und Flachbildfernseher.
Historisch gesehen, ähneln sich viele Aussagen von führenden Politikern und stellen sich im Nachhinein (oder von außen gesehen) nur als Durchhalteparolen dar. "Esst russische Äpfel...!", "Kauft nicht bei Juden,...!"
Putin ist seit 1999 an der Macht. Rechnet mal nach. Ich gehe davon aus, dass es 2015 in Russland zu gravierenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen kommt.