[h=2]Urknall-Gravitationswellen: Physiker entdecken Urbeben des Universums[/h]
DPA
Physiker wollen in der kosmischen Hintergrundstrahlung Signale aus den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall entdeckt haben. Die Messungen wären der erste Nachweis von Gravitationswellen, die von Einsteins Relativitätstheorie vorhergesagt werden.
Die Gerüchteküche köchelt schon seit Tagen - nun haben Forscher der Harvard University ihre Entdeckung
offiziell verkündet: In der kosmischen Hintergrundstrahlung wollen sie Hinweise auf Gravitationswellen gefunden haben, die aus der Anfangszeit des Universums stammen.
Die Beobachtung wäre aus zweierlei Gründen sensationell: Zum einen könnte sie die Existenz von
Gravitationswellen beweisen - eine Vorhersage aus Einsteins
Allgemeiner Relativitätstheorie. Zum anderen soll das nun nachgewiesene Signal aus einer Zeit Sekundenbruchteile nach dem Urknall stammen, in der sich das Universum extrem schnell vergrößerte. Physiker nennen diese Phase Inflation, sie wurde bislang nur aus der Theorie postuliert. Sollte sich die Interpretation der Daten als richtig herausstellen, hätten die beteiligten Forscher wohl gute Chancen auf einen Nobelpreis. Mancher vergleicht die Entdeckung auch mit der des
Higgs-Bosons, die 2013 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Daten würden auch eine Verbindung zwischen Quantenmechanik und Allgemeiner Relativitätstheorie herstellen.
"Zurückblicken zum Beginn der Zeit"
"Dieses Signal aufzufangen, ist eines der wichtigsten Ziele der Kosmologie", sagte John Kovac vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, der das Projekt leitet. Der Blick 14 Milliarden Jahre zurück zu den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall gelang mithilfe des Teleskops Bicep2 am Südpol, das Mikrowellenstrahlung aus dem Kosmos erfasst.
Die Entdeckung erlaube einen Blick auf das Universum, als es nicht einmal eine Billionstel Sekunde alt war, sagte Lawrence Krauss von der Arizona State University, der an dem Forschungsprojekt nicht beteiligt ist. "Das ist faszinierend: Wir können zurückblicken zum Beginn der Zeit." An der Entdeckung waren auch Forscher University of Minnesota, der Stanford University, California Institute of Technology und der Nasa beteiligt. Die Erkenntnisse sollten in einem wissenschaftlichen Fachmagazin veröffentlicht werden, sagte Harvard-Forscher John Kovac. Die Daten sind aber bereits
online publiziert.
Die Wissenschaftler hatten drei Jahre lang zwei Prozent des Himmels beobachtet. Wegen der besonders trockenen Luft wählten sie dafür das Teleskops Bicep2 am Südpol. Sie suchten nach speziellen Mustern in der Mikrowellenstrahlung, die als Beleg für die Inflation gelten würden - jene rasante Größenzunahme des Universums unmittelbar nach dem Urknall. Nun wollen sie diese B-Mode Polarisation genannten Signale auch gefunden haben. Die Muster seien durch Gravitationswellen entstanden, so die Forscher.
hda