Hängepartie für deutsche Wirtschaft
Ifo-Index sinkt deutlicher als erwartet
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt sich weiter ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt im Oktober zum sechsten Mal in Folge - und wesentlich deutlicher als angenommen. Die schlechte Nachricht ist derzeit nur eine von vielen.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober den sechsten Monat in Folge eingetrübt. Der Geschäftsklima-Index fiel unerwartet deutlich von 104,7 auf 103,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit Dezember 2012. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 104,3 Zähler erwartet. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft.
"Die konjunkturellen Aussichten haben sich nochmals verschlechtert", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die Führungskräfte schätzten sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter ein als zuletzt. Der deutsche
Börsen-Leitindex Dax, der zu Handelsbeginn am Montag noch positiv auf die Ergebnisse des europäischen
Banken-Stresstests reagierte hatte, reagierte negativ und lag am späten Vormittag um 0,04 Prozent niedriger bei 8984 Punkten.
Auch die beiden anderen Ifo-Stimmungsindikatoren gaben deutlich nach. Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen sank im Oktober auf 108,4 von 110,4 Punkten im Vormonat. Die Ökonomen hatten hingegen auf einen Stand von 110,0 getippt. Der Index für die Geschäftserwartungen büßte 1,0 Punkte auf 98,3 Zähler ein, während die befragten Analysten eine Stagnation prognostiziert hatten.
Internationale Krisen verunsichern
Angesichts der Verunsicherung durch zahlreiche Krisen wie in der Ukraine und im Nahen Osten haben viele Experten ihre Wachstumsprognosen zuletzt deutlich nach unten korrigiert. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag
rechnet in diesem Jahr noch mit einem Plus von 1,3 Prozent und geht für 2015 sogar nur von 0,8 Prozent aus.
Es gibt aber auch positive Impulse für die Konjunktur: Die Verbraucher in Deutschland
lassen sich ihre Konsumlaune auch von den gedämpften Wachstumsprognosen nicht vermiesen. Nach zwei Rückgängen in Folge hatte sich die Verbraucherstimmung der Bundesbürger wieder leicht gebessert. Die Konjunkturerwartungen stabilisierten sich nach einem massiven Einbruch wieder, die Einkommensaussichten sowie die Anschaffungsneigung legten auf ohnehin hohem Niveau sogar wieder zu. Der Konsumklimaindex stieg von 8,4 Zählern im August auf 8,5 Punkte für November.
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"Konjunktur ausgebremst"
Wirtschaft rechnet nur mit Mini-Wachstum
Um die Konjunktur in Deutschland ist es möglicherweise schlechter bestellt als angenommen: Das Wirtschaftswachstum könnte 2015 sogar unter ein Prozent sinken - das ist das Ergebnis einer Unternehmensbefragung des DIHK.
Die deutsche Wirtschaft tritt beim Wachstum auf die Bremse und erwartet für nächstes Jahr einen regelrechten Einbruch - anders als die Regierung und führende Wirtschaftsforscher. Grundlage ist eine neue Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die ernüchternde Ergebnisse brachte. Der DIHK senkt nun seine Prognose für 2014 auf 1,3 von bisher 1,5 Prozent und erwartet für 2015 eine Zunahme des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um nur noch 0,8 Prozent.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und die
Bundesregierung hatten im Oktober angesichts der internationalen Krisen und der Wirtschaftsschwäche des Euroraums ihre Prognosen für das deutsche Wachstum bereits deutlich heruntergeschraubt. Die Regierung rechnet seitdem mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 1,2 Prozent in diesem und um 1,3 Prozent im kommenden Jahr. Die Institute prognostizieren für 2014 eine Steigerung des deutschen BIP von 1,3 Prozent und für 2015 von 1,2 Prozent.
Doch der DIHK zeigte sich für 2015 noch deutlich skeptischer und verwies unter anderem auf schwächere Geschäftserwartungen in seiner aktuellen Konjunkturumfrage, für die im Herbst mehr als 27.000 Antworten deutscher Unternehmensvertreter ausgewertet worden waren. Laut der Erhebung, die den ernüchternden Titel "Konjunktur ausgebremst" trägt, erwarten für die kommenden Monate 64 Prozent der Unternehmen stagnierende Geschäfte - mehr als in allen bisherigen Umfragen. Bessere Geschäfte sehen nur noch 21 Prozent der befragten Firmen, hingegen rechnen 15 Prozent mit einer Verschlechterung. Der sich hieraus ergebende Saldo der Geschäftserwartungen brach gegenüber dem Frühsommer von 18 Punkten auf 6 Zähler ein.
Internationale Konflikte trüben Investitions- und Konsumklima
"Vor allem die Nachfragerisiken verschärfen sich", warnte der DIHK. Beim Auslandsgeschäft stiegen die Sorgen der Exportindustrie nach den ersten Warnzeichen vom Frühsommer mittlerweile deutlich, aber auch bei der Inlandsnachfrage befürchteten deutlich mehr Unternehmen Rückschläge. "Die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten trüben inzwischen nicht nur die Exporterwartungen, sondern zunehmend auch das heimische Investitions- und Konsumklima," konstatierte die Kammerorganisation. "Die Inlandsnachfrage ist damit erstmals seit einem Jahr wieder Geschäftsrisiko Nummer eins."
Der DIHK rechnet vor diesem Hintergrund mit einer Steigerung der privaten Konsumausgaben um 0,8 Prozent in diesem und um ein Prozent im kommenden Jahr. Für die Exporte erwartet der DIHK Zuwächse von 2,8 Prozent in diesem Jahr sowie 4,0 im kommenden und für die Importe von 3,6 und 5,0 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen werden nach der Prognose der Wirtschaftsexperten 2014 um 2,8 Prozent, 2015 aber nur noch um 1,7 Prozent zunehmen. Die Unternehmen seien zunehmend besorgt über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Wirtschaft-rechnet-nur-mit-Mini-Wachstum-article13848246.html