Riza Nur stand der Politik Mustafa Kemals kritisch gegenüber. So sprach er sich für die Reinstallation des Kalifats, die Instrumentalisierung der religiösen Orden statt des getätigten Verbots, der Rückbesinnung der Stellung der Frau in die häusliche Ebene und einer islamisch-pantürkischen Vereinigung aus. Zwar kein offizielles Mitglied, war er doch Unterstützer der
Terakkiperver Cumhuriyet Fırkası. Als in
Izmir Pläne für ein Attentat auf Atatürk auftauchten und daraufhin die Führer dieser Oppositionspartei der Prozess gemacht wurde, floh er aus Angst vor Repressalien ins Exil nach Frankreich und von dort nach Ägypten, wo er die Zeitschrift
Türk Birlik publizierte. Als Atatürk 1938 starb, kehrte Nur in die Türkei zurück. Bis zu seinem Tod 1942 blieb Nur in Istanbul.
Als umstrittenstes Werk zählt seine im französischen Exil in vier Bänden verfassten
Memoiren Hayat ve Hatıratım („Mein Leben und meine Erinnerungen“). Der erste Teil behandelt seine Jugend, letztere Abschnitte beschreiben aus seiner Sicht die Zustände und Beziehungen der damaligen Regierung. Das Werk gilt unter Historikern größtenteils als eine politische Abrechnung und Schmähschrift. So wird die Rolle Inönüs bei den Verhandlungen von Lausanne geschmäht und seine Rolle hervorgehoben. Die von ihm in den Memoiren wiedergegebenen Gespräche sind beim Vergleich mit den veröffentlichten und von ihm unterschrieben
Protokolle nicht aufzufinden und gelten als fabriziert. Als Grund wird sein Zerwürfnis mit den Führern der
Republikanischen Volkspartei, die Kränkung durch die Flucht und seine Morphinabhängigkeit angegeben. Neuerdings erfreut es sich unter monarchistischen und islamistischen
Geschichtsrevisionisten große Beliebtheit.[SUP]
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