Sotschi 2014: Ein erfolgreiches Image-Projekt
Die Olympischen Winterspiele in Sotschi haben sich als Erfolg erwiesen, auf Wladimir Putins Rating haben sie sich aber kaum ausgewirkt, schreibt die Zeitung "RBC Daily" am Montag.
Vor den Spielen hatte der russische Präsident in einem Fernsehinterview gesagt: „Es muss ein Ruck durch das Land gehen. Wir müssen verstehen und spüren, dass wir große, umfassende Projekte umsetzen können.“
Die Investitionen in die Winterspiele schätzte Putin auf insgesamt 214 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa fünf Milliarden Euro), von denen 100 Milliarden Rubel der Staat und 114 Milliarden Rubel private Investoren bereitgestellt hatten. Wenn man diese Summe durch die Zahl der von den russischen Athleten gewonnenen Medaillen dividiert, dann kostete jede Medaille Russland 6,48 Millionen Rubel.
Am Eröffnungstag der Spiele hieß es beim Organisationskomitee, dass die Eintrittskarten für die Wettbewerbe durchschnittlich 6400 Rubel kosteten. Vizepremier Dmitri Kosak sagte am 22. Februar, dem vorletzten Tag der Spiele, dass 1,176 Millionen Tickets verkauft worden seien. Somit brachte der Kartenverkauf etwa 7,53 Milliarden Rubel ein. Die Besucherzahl im
Olympia-Park schätzte Kosak auf etwa zwei Millionen. Nimmt man an, dass jeder Besucher im Olympia-Park etwa 1000 Rubel ausgegeben hat, dann kommt man auf einen Umsatz von zwei Milliarden Rubel.
Diese Einnahmen belaufen sich insgesamt auf etwa fünf Prozent von den von Putin genannten Ausgaben.
Die Übertragung der Spiele brachte den TV-Sendern Perwy Kanal und Rossija-1 etwa 140 Millionen Rubel an Werbegeldern ein. Etwa die gleiche Summe könnte auch die Abschlussfeier eingebracht haben, aber diese Gelder haben die Sender erhalten, wobei der Staatshaushalt nur einen relativ geringen Teil davon als Steuern bekommen wird. Der Verwaltungsdirektor des Fernseh- und Marketingdienstes des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Timo Lumme, äußerte, dass die Spiele in Sotschi wesentlich mehr Geld als die in Vancouver (2010) eingebracht haben. Die Wettbewerbe seien von 464 Sendern übertragen worden (von denen 310 kostenlos waren). Zum Vergleich: Vor vier Jahren waren die Wettbewerbe von 240 Sendern (128 davon kostenlos) ausgestrahlt worden. Lumme zufolge wurden die Spiele von drei Vierteln der russischen Bevölkerung verfolgt. In den USA habe der Anteil bei mehr als 50 Prozent gelegen, in Kanada bei mehr als 90 Prozent, in Südkorea bei etwa zwei Dritteln und in China bei etwa neun Prozent.
Diese Zahlen beweisen, dass die Spiele in Sotschi vor allem ein Imageprojekt und kein kommerzielles Projekt waren. Image ist kein klarer Begriff, und seine Dynamik lässt sich nicht so einfach berechnen. Nach Angaben der Firma Medialogia entfiel in Russland ein negativer Medienbericht über die Olympischen Spiele auf fünf positive. Allerdings sind diese Zahlen nicht ganz objektiv, wenn man bedenkt, dass die meisten russischen Medien mehr oder weniger vom Staat kontrolliert werden.
Im Ausland waren die
Medienberichte deutlich kritischer: Gespottet wurde über falsch montierte Heizungskörper, eine Panne bei der Entfaltung der Olympischen Ringe während der Eröffnungsfeier und den umstrittenen Sieg der russischen Eiskunstläuferin Adelina Sotnikowa. Auch die Rolle Wladimir Putins und die Terrorgefahr während der Spiele wurden ausführlich beleuchtet. In der zweiten Woche der Spiele wurde auch Russlands Rolle bei den Ereignissen in der Ukraine erörtert. Die "Washington Post" schrieb aber, dass die Entscheidung, die Winterspiele in Sotschi auszurichten, „doch richtig“ gewesen sei.
Was das Vertrauen der Russen zu ihrem Staatschef angeht, so haben die Spiele in Sotschi keine große Rolle gespielt. Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts „Öffentliche Meinung“ würden 46 Prozent der Russen erneut für Putin stimmen, wenn die Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag stattfinden würde (vor den Spielen waren es 44 Prozent). Anfang Januar lag Putins Popularitätsrating noch bei 49 Prozent.
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Putin: Olympia in Sotschi zeigte der Welt erneuertes, vielfältiges und offenes Russland
Die Olympischen Spiele in Sotschi haben laut dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Festigkeit der russischen Sporttraditionen bewiesen und der Welt ein erneuertes, vielfältiges und offenes Russland gezeigt.
„Es war notwendig, nicht nur die modernen Sportobjekte und die Infrastruktur, sondern vor allem die Elite des russischen Sports zu zeigen. Jene, die das Banner seiner ruhmreichen und großen Traditionen würdig tragen“, sagte Putin bei der feierlichen Zeremonie der Überreichung staatlicher Auszeichnungen an die russischen Olympiasieger und Medaillengewinner.
„Sie haben bewiesen, dass diese Traditionen fest sind und unser Land nach wie vor hervorragende und starke Athleten ausbildet, die die Welt erstaunen lassen und entzücken sowie den Menschen Freude bringen können“, hieß es weiter.
Im Namen von Millionen Sportfreunden und der Bürger Russlands bedankte sich Putin bei allen, die bei diesen Olympischen Spielen all ihre Kräfte aufgeboten hatten. „Bei allen, die sogar dann gekämpft hatten, als die Situation hoffnungslos schien, und uns mit ihrer Energie und Leidenschaft erfüllt hatten.“
Er wies darauf hin, dass es bei den Olympischen Spielen zahlreiche Beispiele für persönlichen Mut und schwersten Kampf gegeben habe.
„Das russische Nationalteam vollbrachte das Unerwartete und gewann Medaillen dort, wo unsere Athleten schon längst nicht mehr bzw. überhaupt niemals zu den führenden Sportlern gehört hatten“, so der Staatschef.
http://de.ria.ru/sotschi2014/20140224/267906819.html
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