"Religion ist kein Vorwand für Gewalt"
Papst Franziskus ist bei einem Besuch in Albanien von tausenden Katholiken bejubelt worden. In einem Gottesdienst kritisierte er den Terror religiöser Extremisten. Niemand könne sich hinter Gott verstecken, wenn er Gewalt verübe.
Von: tagesschau.de
Stand: 21.09.2014
Papst Franziskus wählte für seine Botschaft erneut deutliche Worte. Jedwede Anwendung von Gewalt unter Berufung auf Gott sei nicht hinnehmbar. "Niemand soll meinen, er könne sich hinter Gott verstecken, während er Gewalttaten und Übergriffe plant und ausführt", so Franziskus in Albaniens Hautpstadt Tirana. Weiter forderte das Oberhaupt der Katholischen Kirche: "Niemand nehme die Religion zum Vorwand für seine Taten, die der Würde des Menschen und seinen Grundrechten entgegen stehen" forderte Franziskus.
Franziskus lobte hingegen Albanien. Dort herrsche "ein Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauens zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen". Das Land an der südlichen Adria beweise, "dass das friedliche und fruchtbare Zusammenleben von Menschen und Gemeinschaften, die unterschiedlichen Religionen angehören, konkret möglich und machbar ist."
Begeisterter Empfang für den Papst
Von tausenden Gläubigen umjubelt: Papst Franziskus in Tirana
Nach seiner Ankunft am Flughafen von Tirana feierten hunderttausende Menschen den Papst. Der 77-Jährige fuhr im offenen Jeep durch die Straßen und ließ den Wagen mehrfach anhalten, um Hände zu schütteln und Kinder zu segnen. Trotz eines kräftigen Regenschauers während der Messe im Zentrums Tiranas hielten Tausende aus. Sie jubelten dem Papst begeistert zu. Nach Warnungen vor Bedrohungen durch radikale Islamisten verstärkte Albanien noch kurz vor der Reise die Sicherheitsvorkehrungen. Etwa 2500 Polizisten wurden zur Absicherung des Besuchs in dem Balkanstaat mit seinen rund 2,8 Millionen Einwohnern eingesetzt.
Keine Toleranz für den Glauben
Katholiken sind in Albanien mit 15 Prozent der Bevölkerung in der Minderheit. Die Mehrheit der rund drei Millionen Albaner sind Muslime. Unter den Kommunisten war Albanien zum ersten atheistischen Staat ernannt worden. Moscheen und Kirchen wurden geschlossen oder sogar abgerissen. Viele Geistliche und Gläubige wurden ins Gefängnis geworfen und ermordet. Nach der Wende erlebten die Religionen einen Aufschwung. Der Besuch in Albanien war die erste Auslandsreise des Papsts in ein europäisches Land abseits von Italien. Seit seinem Amtsantritt im März vergangenen Jahres besuchte Franziskus bereits Brasilien, den Nahen Osten und Südkorea.
http://www.br.de/nachrichten/tagesschau/papst-franziskus-albanien-100.html