Wachablösung in Manchester - Balotelli wie Messi
Im Derby kassiert Manchester United eine historische Klatsche. Ferguson kündigt eine Reaktion an, City-Coach Mancini stapelt tief.
München/Manchester – Sir Alex Ferguson stand fassungslos auf dem Rasen im Stadion Old Trafford.
Gerade hatte er seinen "absolut schlimmsten Tag" als United-Trainer erlebt. "Ich kann das Ergebnis einfach nicht glauben, ich bin am Boden zerstört", sagte der Schotte nach dem dem 1:6-Debakel im Derby gegen Manchester City
(Bericht).
"In der Kabine herrscht Betretenheit", berichtete Ferguson.
Statt die Tabellenführung zu übernehmen, kassierte sein United eine historische Pleite und liegt nun fünf Punkte hinter dem ungeliebten Nachbarn.
Kampfansage von Ferguson
Trotzdem schickte Ferguson unmittelbar nach dem Debakel eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Wir werden wieder aufstehen, keine Frage."
Das 1:6 sein "ein perfektes Resultat um eine Reaktion zu zeigen", fand Sir Alex und ergänzte entschlossen: "Wir kommen zurück. Im Januar stehen wir wieder besser da. In der Rückrunde sind wir immer stark - und das wird auch dieses Mal so sein."
Ferguson ärgern Gegentore
Für die "Red Devils" bedeutete die 1:6- Klatsche die höchste Derby-Pleite seit über 85 Jahren. In der Saison 1925/26 ging United ebenfalls im Old-Trafford mit 1:6 gegen City unter.
Das Zustandekommen und die Höhe der Niederlage hinterlassen Spuren beim englischen Rekordmeister.
Mittelfeld-Spieler Darren Fletcher beschrieb das Auftreten seiner Mannschaft als "naiv", Ferguson ging mit seinen Spielern hart ins Gericht und ärgerte sich über die unnötigen Gegentore in der Schlussphase: "Was mich stört sind die Gegentore. Die Tordifferenz kann entscheiden. Das war letztes Jahr unser Vorteil, dieses Mal vielleicht nicht."
Wachablösung in England?
Trotzt der starken Leistung und der beängstigenden Dominanz der "Citiziens", die zuletzt Jahr für Jahr mit Millionen-Transfers verstärkt wurden , stapelte Trainer Roberto Mancini tief und wies die Rolle des Titelfavoriten von sich.
"Dieser Sieg ist wichtig für unser Selbstvertrauen. Aber wir sollten die Klasse von United anerkennen. Sie sind uns immer noch etwas voraus. Wir können das erst ändern, wenn wir die Meisterschaft holen", bremste der Italiener die Euphorie.
Doch trotz allen Abwiegelns macht der Triumph im Derby in Kombination mit dem Top-Start in der Liga die Mancini-Elf zu einem ernsthaften Titelaspiranten.
"City ist nun der Titel-Favorit"
"City ist nun der Titel-Favorit. Wenn es jemals Zweifel daran gegeben hat, dann sind diese jetzt zestreut", urteilte der "Guardian" stellvertretend für die zahlreichen Experten im Mutterland des Fußballs.
Aktuell führt City die Tabelle mit nunmehr fünf Punkten Vorsprung vor United an. Die 0:1-Niederlage des Chelsea bei den Queens Park Rangers rundete den perfekten Spieltag für Dzeko und Co. ab.
Eine Vorentscheidung im Titelkampf sei aber noch längst nicht gefallen: "Ich denke, dass es vier oder fünf Teams gibt, die am Ende die Meisterschaft gewinnen können", meinte Mancini.
Starke Offensivabteilung
Der Italiener hat es anscheinend geschafft, aus einem Haufen zusammengekaufter Individualisten eine Mannschaft zu formen, die durch eine überragende Offensive besticht.
Im Derby fiel besonders David Silva auf, der an der Entstehung von vier Toren beteiligt war und einen Treffer selbst erzielte.
Neben dem Ex-Wolfsburger Edin Dzeko, der nach seiner Einwechslung zweimal traf, und Sergio Agüero, der gegen United sein neuntes Tor im zehnten Spiel erzielte, glänzt auch das einstige Sorgenkind Mario Balotelli.
Mancini: Balotteli bald so gut wie Messi
Das "Infant terrible", das immer wieder durch Schlagzeilen abseits des Platzes auffällt, erzielte mit seinem Doppelpack im Derby seine Saisontore vier und fünf.
Die "Sun" feiert ihn als "Raketen-Mann" und auch sein Trainer schwärmte von ihm: "Er ist verrückt. Aber ich liebe ihn, denn er ist ein guter Typ."
Gleichzeitig sieht Mancini aber auch Steigerungspotenzial. "Als Spieler ist er unglaublich und ich hoffe für Mario, dass er seine Einstellung eines Tages ändert. Sollte er das schaffen, wird er neben Messi und Ronaldo einer der besten drei Spieler der Welt", prophezeit der 46-Jährige seinem Stürmer eine erfolgreiche Zukunft.
Tevez zu Tottenham?
Dass Carlos Tevez keine Zukunft mehr bei ManCity hat, ist bekannt.
Aber vielleicht schnürt der Argentinier bald seine Fußballschuhe für einen Londoner Verein.
"Ich würde ihn nehmen, wenn es möglich wäre", sagte Harry Redknapp, Teammanager von Tottenham Hotspur gegenüber dem Boulevardblatt "Mirror".
"Falls ManCity Tevez ausleihen will, werde ich ihn sofort an die White Hart Lane holen", ergänzte Redknapp, dessen Spurs am Sonntag 2:1 bei den Blackburn Rovers gewannen und mit 16 Punkten auf Platz fünf stehen.
Obenauf ist nach dem Triumph vom Sonntag Manchester City. "Die Stadt gehört uns", skandierten die Fans der Blauen. Kann gut sein, dass sie "die Stadt" am Ende der Saison durch "das Land" ersetzen müssen.