Гуштер;2255893 schrieb:
Im Kapitalismus kann man keine Gleichheit haben, es muss die armen Schlucker geben die sich kaputt schuften damit andere deren "Glück" finden. Es geht einfach nicht das alle Menschen im Kapitalismus "glücklich" sind. Da kannst du mir erzählen was du willst.
Der Sozialismus/Kommunismus hatte nun schon beinahe 100 Jahre Zeit, seine Möglichkeit und sein Ideal unter Beweis zu stellen. DDR, UdSSR, Kuba, Vietnam, Korea, einige afrikanische Staaten, ihnen allen waren folgende Merkmale gemein: Ein diktatorisches Regime, das sich auf Waffengewalt und die Vernichtung von Menschen stützte (ich finde es ehrlich gesagt höchst dreist, dass man eine derartig unkritische Ikonenvergötterung z.B. Guevaras zulässt, der höchstpersönlich für die Einrichtung von Konzentrationslagern auf Kuba verantwortlich war), menschliche Freiheit massiv einschränkte, auf ständige Propaganda angewiesen war und keine freien Wahlen zulassen konnte. Ferner kam es auch nie zu solch prosperierendem Wohlstand, wie ihn die Planwirtschaft für alle schaffen sollte. 40 Jahre Indoktrination in der DDR, und der sozialistische Mensch ward immer noch nicht erschaffen. Und das in jenem sozialistischen Land, das wohl den höchsten Lebensstandard von allen hatte. Kaum ließ man auch nur ein wenig Spielraum, kippte die Bevölkerung das System. Kann es also einen weltumspannenden Sozialismus geben? Ja. Mit einer Pistole an der Schläfe eines jeden Menschen, der darin lebt.
Lieblingsargument eines jeden Linken, der an dieser Stelle sein Ideal verteidigen möchte (wie es auch bei manchen Balkanforumsusern der Fall ist ): Es gab nie einen tatsächlichen Sozialismus. Mag wahr sein, aber angesichts dieser traurigen Faktenlage sollte man sich langsam mal fragen, ob das überhaupt möglich ist. Zumindest muss man wohl zugeben, dass Marx mit seiner Klassendialektik recht behielt: An die Stelle des kapitalistischen Ausbeuters rückte der Parteibonze.
Linksruck in Südamerika, und schon jubelt die deutsche Linke, das nun doch endlich eine andere Welt möglich sei, Chavez wird als neue Hoffnung für eine gerechtere Welt gepriesen, offenbart sich jedoch auch immer mehr als autoritärer Präsident, der äußerst bedenkliche Mittel nutzt (denn ich weiß nicht, wie man Schüsse auf protestierende Studenten sonst nennen soll). Wollen wir mal schauen, wann man dort endgültig kippt.
Da ist immer diese sozialistische Milchmädchenrechnung:
Mindestlohn? Finde ich geil. Bürgergeld? Immer her damit. Krankenversicherung ohne Ende? Will ich auch. Wirklich! All das hätte ich nur _zu_gerne! Aber wer soll das bitte bezahlen? Aber natürlich, die Unternehmer und die Reichen, denn die haben es ja. Man nehme sich einen Taschenrechner und rechne diese Kapitalvolumina mal auf die Gesamtbevölkerung um - Viel bleibt da nicht für jeden. Man macht die Armen nicht reich, indem man die Reichen arm macht. Und Geld kann man bekanntermaßen auch nicht essen. Aber wisst ihr, wo man meiner Meinung mal anfangen könnte? Die gigantischen Summen an Subventionen streichen. Von mir aus kann man die da frei werdenden Ressourcen in Bürgergeld umwandeln, wie das kürzlich ein Referent, dessen Namen ich vergessen habe, in der Uni vorschlug. Mir wäre es aber lieber, wenn die Äquivalenz an Steuern gestrichen würde. Ich habe aber keine Lust, das Geld weiter industriellen Raffgeiern in den Rachen zu schmeißen, die marode und unproduktiv gewordene Wirtschaftszweige aufrecht erhalten.
Dann ist da die ewige Leier von den Produktionsmitteln:
Absolut richtig. Gebe ich jedem Linken sofort die Hand drauf. Wer die Produktionsmittel besitzt, hat alle Macht. Deswegen sollte man die sich natürlich mit Gewalt unter den Nagel reißen, um sie endlich gerecht verteilen zu können. Deswegen warten wir jetzt auf die Weltrevolution. Tja, hättet ihr euch früher jenen oben bereits erwähnten Taschenrechner geschnappt und ausreichend Anhänger für eure in diesem Punkt durchaus überzeugenden Argumente gefunden, wäre die Weltrevolution schon längst auf völlig legalem Wege geschehen. David Friedman hat das Ganze mal in "Machinery of Freedom" für die USA vorgerechnet, ich hab das mal mit deutschen DAX-Unternehmen und dem deutschen Durchschnittslohn getan: Wenn alle Angestellten eines Unternehmens 1/7 ihres Gehalts für den Kauf von Aktien ihres Unternehmens aufwenden würden (und etwaige Gewinne aus den Aktien hatte ich da noch gar nicht eingerechnet), würde es gerade mal 7-30 Jahre (je nach Unternehmen) dauern, bis die Arbeiter (und wirklich die und nicht ein zentralistisches Staatsmonopol) die Produktionsmittel übernommen hätten. Es dauert nur einen Bruchteil so lange, bis eine für die Aktionärsversammlung kritische Masse zusammengekommen ist. Jaja, der Kapitalismus denkt schon ausgesprochen kurzfristig. Aber so richtig vorausschauend sind Sozialisten offensichtlich auch nicht.
Will mir eigentlich wirklich noch irgendwer erzählen, dass der Sozialismus irgendwen außer die jeweilige Partei reich gemacht hat? Warum ignoriert man so vehement die Tatsache, dass nahezu jede Verstaatlichung nachteilige Folgen für die Volkswirtschaft hatte? Warum fordert man immer noch, das "grundlegende Industrien" wie z.B. die Stromversorgung in staatlicher Hand bleiben sollten, obgleich der Staat mit seiner Erhaltung des Stromoligopols (an dem er kräftig mitverdient) überhaupt erst Schuld an diesem Wucher hat? Da will man Mindestlöhne für Briefträger, weil der Staat seine überbezahlten Postbeamten nicht los wird und die Deutsche Post an der Backe hat. Da lässt man das Briefmonopol nicht fallen, obgleich so ziemlich jeder Mensch mitbekommen haben sollte, wie sich die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes ausgewirkt hat (nämlich ausgesprochen positiv für den Verbraucher). Alle fürchten Liberalisierung, wo sie nur lauert, obwohl Länder wie z.B. Neuseeland, die radikal liberalisierten, zwar kurzfristig eine Arbeitslosigkeit von 18% hinnehmen mussten, nun aber nur noch bei 4% rumdümpeln, was nahezu einer Vollbeschäftigung entspricht, einen wachsenden Lebensstandard und blühendes Wirtschaftswachstum verzeichnen können. Singapur ist auch ein gutes Beispiel.
Was größtenteils - und das völlig zu Recht - kritisiert wird, ist ein staatsgestützter Korporatismus. Der und Kapitalismus sind aber zwei völlig verschiedene Dinge, obgleich jeder Marxist vermutlich argumentieren würde, dass Kapitalismus zwangsläufig zu Korporatismus, wenn nicht sogar direkt in den Faschismus führt.
Und natürlich tun Unternehmen schlimme Dinge. Welch unsägliche Gräuel die sozialistische Wirtschaft den Menschen zugemutet hat, muss ich an dieser Stelle hoffentlich nicht noch einmal ausführlich runterbeten. Coca-Cola, Shell und wie sie nicht alle heißen, lassen sich tatsächlich Verbrechen gegen die Menschheit zu Schulden kommen, ohne Zweifel. Aber IHR, IHR habt es DANK DES FREIEN MARKTES jeden Tag in der Hand, ihnen augenblicklich den Saft abzudrehen. Man denke an die Brent Spar, das bislang wohl beste Beispiel für die Macht des Vebrauchers. Man kann meine Argumentation auch so zusammenfassen: Der Markt hat immer Recht, aber der Verbraucher ist in der Regel dumm. Aber dafür kann der Markt ja nichts.
Und ja, der Fetischcharakter der Ware. Und ja, künstlich geschaffene Bedürfnisse. Aber für diese Fehlwahrnehmung kann man doch nicht den Markt verantwortlich machen.
Dann immer der Punkt der Einsicht, dass der Kapitalismus Wohlstand im Westen geschaffen hat, aber dies natürlich nur konnte, weil er die arme dritte Welt ausbeutet. Jein. Natürlich wird die dritte Welt ausgebeutet, aber woran es auch hier krankt, ist mangelnde Liberalisierung. Man kann soviel Entwicklungshilfe in diese Länder pumpen, wie man lustig ist, es wäre mit aller Sicherheit viel mehr getan, wenn man europäische und US-amerikanische Märkte für deren Exportprodukte öffnen würde. Abgesehen davon, dass die Höhe der Entwicklungshilfe negativ mit dem Wirtschaftswachstum korreliert (Äthiopien ist das beste Beispiel). Wenn man endgültig zynisch werden will, kann man die Entwicklungshilfe auch als eine reine Selbstzweckwirtschaft des Westens betrachten. Ich mache das sogar.
Braucht man als den Kommunismus bzw Sozialismus überhaupt? Ich meine nein.