SKANDERBEG UND DER TOD
Als zur Dämmerstunde,
so blaß und krank,
auszog Skanderbeg
in die letzte Schlacht,
trat vor ihn der Tod,
des Unheils Bote!
"Skanderbeg, kehre um!"
"Sag mir, wer du bist!"
"Tod nennt man mich,
zu Ende ist dein Leben."
"Fliehender Schatten
ohne schlagendes Herz,
aller Menschen Schrecken,
woher weißt du,
daß ich sterbe?"
"Gestern im Himmel
schlug man es auf,
das Totenbuch,
und ein Schleier,
so kalt und schwarz,
sank rasch nieder
auf dein Haupt
und dann auf andere."
"So soll ich nicht mehr leben",
und Skanderbeg dachte
an die kommenden Zeiten.
Sah seinen jungen Sohn,
so jung und ohne Vater,
sah im Unglück sein Land.
Betrübt scharte er um sich
die Gefährten und Freunde:
"Meine unbesiegbaren Heere
werden einst doch unterliegen.
Das Land nimmt der Türke,
macht euch zu Sklaven.
Dukagjini, mein Guter,
meinen Sohn bringe zu mir,
damit ich ihm sage,
was gesagt werden muß!"
Man brachte ihm den Knaben
mit den goldenen Locken.
"Du verlassene Blume,
Blume meines Herzens,
nimm deine Mutter,
die drei besten Schiffe,
gehe fort von hier.
Denn ergreift dich der Türke,
so wird er dich töten,
und deine Mutter
wird er mit sich nehmen.
Wenn du kannst, ehe du gehst:
gleich am Ufer des Meeres
wirft ihren Schatten
eine starke Zypresse,
binde an dort mein Pferd."
Und als er so spricht,
zerfließen in Tränen
ringsum die Edlen.
"Und über dem Pferd
entfaltet die Fahne,
und inmitten der Fahne
befestigt mein Schwert.
Weht wild dann der Nordwind,
wird das Pferd wiehern,
wird die Fahne flattern,
wird klingen das Schwert
an der düstren Zypresse.
Mit Schaudern hört's der Türke
und wird euch nicht folgen,
denn er denkt an den Tod,
der in meinem Schwert schläft."