Das Grauen an der Drina
Vor über 31 Jahren ertränkten serbische Freischärler Tausende bosnische Muslime im Fluss Drina. Damals vergewaltigte Frauen suchen heute nach Gerechtigkeit.
Es gibt Stätten des Grauens, die man auch nach über 31 Jahren nicht verdrängen kann. Das mulmige Gefühl in der Magengegend stellt sich beim Anblick der berühmten Brücke über die Drina in der bosnischen Kleinstadt Višegrad aber nur bei jenen ein, die wissen und wissen wollen, was damals hier vorgefallen ist.
Vor 30 Jahren ertränkten serbische Freischärler Tausende bosnische Muslime im Fluss Drina. Damals vergewaltigte Frauen suchen heute nach Gerechtigkeit.
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Die Massaker in der Region wurden in den folgenden Monaten fortgesetzt. Allein im Dorf Žepa wurden Ende 1941 etwa dreihundert Menschen getötet. Anfang Januar massakrierten die Chetniks vierundfünfzig Muslime in Čelebić und brannten das Dorf nieder.Im selben Monat drangen die Chetniks in Srebrenica ein und töteten rund tausend muslimische Zivilisten in der Stadt und in den umliegenden Dörfern.Tausende weitere wurden in Višegrad getötet. Ein Augenzeuge der Massaker in Višegrad sagte: "In diesen Tagen haben wir gesehen, wie die Drina sechs, vier und am häufigsten zwei [Opfer] beförderte, die zusammengebunden waren und deren Kehlen durchgeschnitten waren. Dies waren, wie ich Ihnen sagte, nur Die ersten Opfer und die Flüchtlinge sagen, dass es auf dem Land noch viel mehr gibt, zum Beispiel im Wald, in Bächen usw. "
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Aufmarsch der Tschetniks
Hunderte serbische Nationalisten erinnern an den Tschetnik-Führer Draza Mihailovic. Das löst in Bosnien heftige Debatten aus.
Hunderte serbische nationalistische Extremisten, sogenannte Tschetniks, haben am vergangenen Wochenende in Visegrad, einer bosnischen Stadt an der Grenze zu Serbien, ihres Führers im Zweiten Weltkrieg, Draza Mihailovic, gedacht. Er wurde1946 von einem Gericht in Sarajevo zum Tode verurteilt.
In der gesamten Region tobt seitdem eine heftige Debatte. Vor allem für die bosniakische Bevölkerung stellt dieser Aufmarsch eine ungeheure Provokation dar. Denn in Visegrad und dem gesamten Drinatal begingen die Tschetniks 1943 schwere Verbrechen. Tausende von Menschen wurden unter dem Oberkommandierenden Draza Mihailovic ermordet.
50 Jahre später, 1993, wiederholten sich die Ereignisse. Serbische Extremisten überfielen die Städte Foca, Visegrad und töteten Tausende von Bosniaken, brachten überlebende Frauen in Vergewaltigungslager – so zu einem Hotel drei Kilometer von Visegrad – und warfen lebende Männer gefesselt in die Drina. 3000 Menschen sollen damals ermordet worden sein.
„Wir kommen von den Bergen, die Drina wird wieder blutig sein,“ sangen die Tschetniks am vergangenen Wochenende. Opferorganisationen und die Zivilgesellschaft zeigten sich entsetzt. Das bosniakische Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums, Sefik Dzaferovic, verurteilte den Aufmarsch und erklärte, er sei gegen den Geist jeglicher Versöhnung.
Hunderte serbische Nationalisten erinnern an den Tschetnik-Führer Draza Mihailovic. Das löst in Bosnien heftige Debatten aus.
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