Schoigu: Russland verteidigt seine Interessen in Arktis notfalls mit Waffen
Russland sieht sich laut Verteidigungsminister Sergej Schoigu einem zunehmenden Gefahrenpotenzial in der Arktis ausgesetzt und kann sich vorstellen, seine Interessen in dieser Region auch mit Waffen zu verteidigen.
„In die Arktis drängen Industriestaaten, die keinen unmittelbaren Zugang zu Polargebieten haben. Sie tun politische und militärisch-ökonomische Schritte in diese Richtung“, sagte Schoigu am Mittwoch in einer Kollegiumssitzung des Verteidigungsministeriums in Moskau. Auch Anrainer-Staaten versuchen laut Schoigu, „ihre nationalen Territorien um den Festlandssockel und Inseln des Nordpolarmeeres zu erweitern.“
„In der Arktis entsteht ein breites Spektrum an potentiellen Herausforderungen und Gefahren für die Sicherheit unseres Landes. Deshalb ist der Ausbau der militärischen Infrastruktur in dieser Region eines der Hauptanliegen des Verteidigungsministeriums“, sagte Schoigu. Die Arktis verwandle sich in eine der wichtigsten Öl- und Gasförderregionen und einen internationalen Verkehrsknotenpunkt. „Eine ständige militärische Präsenz in der Arktis und die Möglichkeit, die Interessen des Staates mit Mitteln des bewaffneten Kampfes zu verteidigen, wird (von Russland – Red.) als Bestandteil der allgemeinen Politik betrachtet, um die Sicherheit der Nation zu gewährleisten.“
Die Rivalität um die Arktis, wo laut Expertenschätzungen mehr als ein Viertel der weltweiten Öl- und Gasreserven mit einem Gesamtwert von mindestens 30 Billionen US-Dollar liegen, hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Um die reich gefüllte Naturschatzkammer buhlen Russland, die USA, Kanada, Großbritannien und andere Anrainerstaaten. Mehr als ein Fünftel des russischen Landesgebietes liegt in der Arktis-Zone. 2013 beauftragte der russische Präsident Wladimir Putin das Verteidigungsministerium, in der Arktis eine militärische Infrastruktur aufzubauen und Truppen aufzustellen.
Auf den Neusibirischen Inseln soll ein Marine-Stützpunkt entstehen. Darüber hinaus sollen neue Radare aufgestellt und die Grenztruppen verstärkt werden. Laut Verteidigungsminister Schoigu plant Russland auch eine Verstärkung der Truppen auf der nördlichen Pazifik-Halbinsel Tschukotka verstärken, die für die Sicherheit der Schifffahrt in der Nordostpassage sorgen. U-Boote sollen Arktis-Einsätze üben.
Laut dem Seerechtsübereinkommen der Uno von 1982 haben die Arktis-Anrainerstaaten (Russland, USA, Kanada, Norwegen sowie Dänemark mit Grönland) das Recht auf den Festlandssockel bis zu einer Entfernung von 200 Seemeilen. Diese Staaten dürfen Anspruch auf Gebiete außerhalb der 200-Meilen-Zone erheben, wenn sie bei der UN-Kommission zur Begrenzung des Festlandsockels einen entsprechenden Antrag stellen und ihn mit wissenschaftlichen Erhebungen untermauern.
Russland hat 2001 als erster Arktis-Anrainer eine Abgrenzung seines Festlandssockels beansprucht. Im August 2007 erreichte eine russische Expedition den Nordpol. In einer Rekordtiefe von 4261 Metern wurden im Nordpolarmeer Bodenproben genommen. Nach deren Auswertung gelangten die Forscher zu dem Schluss, dass der Lomonossow-Rücken geologisch zum russischen Festlandssockel gehört und daher Russland Rohstoffe auf einer Fläche von mehr als einer Million Quadratkilometer beanspruchen darf.
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Zypern öffnet sich russischen Streitkräften
Russland festigt seine Position im Mittelmeerraum, schreibt die "Nesawissimaja Gaseta" am Mittwoch.
Während seines gestern begonnenen Moskau-Besuchs wurde dem zyprischen Präsidenten Nikos Anastasiadis zufolge unter anderem der Ausbau der militärpolitischen Kontakte mit Russland besprochen.
Zuvor hatte der russische Präsident bei seinem jüngsten Besuch in Ägypten ein engeres militärisches Zusammenwirken mit diesem Land vereinbart. Auch mit Griechenland könnte in absehbarer Zeit ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet werden.
Präsident Anastasiadis zufolge wird es für russische Kriegsschiffe und Kampfjets in Zukunft einfacher sein, in Zypern anzulegen bzw. zu landen. Ein russischer Militärstützpunkt auf der Insel komme jedoch nicht infrage. Nach seinen Worten führen die Seiten einen Dialog über das Zusammenwirken in Krisensituationen und bei humanitären Operationen. Dabei stünden den Russen der Luftwaffenstützpunkt „Andreas Papandreou“ bei Pathos und der Hafen Limassol zur Verfügung.
Diese „halbmilitärischen“ entgegenkommenden Schritte Zyperns wären sehr günstig für Moskau, das seit mehr als zwei Jahren einen Schiffsverband im Mittelmeer hat (laut dem russischen Verteidigungsministerium handelt es sich aktuell um zehn Kriegsschiffe). Künftig dürfen die russischen Streitkräfte nicht nur den syrischen Hafen Tartus, sondern auch den zyprischen Hafen Limassol nutzen.
In Nikosia macht man kein Hehl daraus, dass die zyprische Regierung unter dem Druck der USA und der Nato den Russen bislang immer die Verpachtung von Militärobjekten verweigert hatte. 2013 hatte Moskau aber die Umschichtung der zyprischen Schulden in Höhe von 2,5 Milliarden Euro akzeptiert. Aus diesem Grund musste Nikosia nun entgegenkommen.
In welcher Form Russland den Luftwaffenstützpunkt „Andreas Papandreou“ nutzen kann, steht noch nicht fest. Experten zufolge könnte dort ein Kampfjetverband stationiert werden, der etwa die Größe des britischen Verbands auf der Insel (20 bis 25 Maschinen) hätte.
Russische und auch westliche Analysten sind überzeugt, dass Russlands Präsenz auf Zypern nicht nur militärische, sondern auch wirtschaftliche Gründe hat. Denn im Levantischen Meer (östlicher Teil des Mittelmeeres) wurden vor kurzem riesige Erdgasvorkommen entdeckt. An ihrer Erschließung sind Israel, der Libanon, Zypern, die Türkei und Syrien interessiert.
Nicht auszuschließen ist auch, dass Moskau wegen seiner Rohstoffprojekte in Europa seine Militärkontakte mit Griechenland ausweiten will. Laut griechischen Medienberichten hat sich Verteidigungsminister Panos Kammenos mit dem russischen Botschafter in Athen, Andrej Maslow, getroffen. Dabei seien „die Möglichkeiten zum strategischen Zusammenwirken und zur Organisation des Jahres der griechisch-russischen Freundschaft“ 2016 besprochen worden. „Ich bin vom russischen Verteidigungsminister eingeladen worden, in der nächsten Zeit Moskau zu besuchen“, teilte Kammenos nach dem Treffen mit.
Griechenland ist EU- und Nato-Mitglied, hat aber bekanntlich große Probleme, bei deren Lösung Russland helfen könnte. Die Intensivierung der Militärkontakte mit Athen gibt Moskau die Chance, die mit der Aufstellung von neuen Nato-Stützpunkten in Osteuropa verbundenen Gefahren zu kompensieren.
http://de.sputniknews.com/zeitungen/20150225/301260794.html