Warum Indien plötzlich viel weniger russisches Erdöl importiert
Marktforschern zufolge werden die indischen Öleinfuhren aus Russland ab Dezember um zwei Drittel einbrechen. Die verschärften Sanktionen zeigen Wirkung – vorerst zumindest
Wenn Indiens Premierminister Narendra Modi Ende dieser Woche den russischen Präsidenten Wladimir Putin empfängt, werden neue Themen auf den Tisch kommen. Es ist nämlich das erste bilaterale Treffen seit dem Beginn des Ukrainekriegs im Februar 2022, der auch die wirtschaftlichen Beziehungen beider Staaten wie bei Rohöl neu ausgerichtet hat. Für Indien spielte russisches Öl beim letzten Aufeinandertreffen mit weniger als einem Prozent der Importe so gut wie keine Rolle. Inzwischen liefert kein anderes Land mehr Erdöl nach Indien als Russland, im November betrug der Anteil noch mehr als ein Drittel aller Einfuhren. Deren Gesamtwert seit 2022 beläuft sich laut indischen Importdaten auf mehr als 140 Milliarden Dollar.
Damit ist zunächst aber Schluss, denn im Dezember werden sich die Käufe abrupt abschwächen. Denn fünf der größten indischen Raffinerien haben keine weiteren Kaufaufträge für russisches Öl mehr abgegeben, berichtet die indische Tageszeitung Business Standard. Auslöser dürften die neuen Sanktionen der USA und EU gegen Russland sein, die es Indien erschweren sollen, die profitablen Öldeals fortzuführen. Zunächst gelten nun US-Strafmaßnahmen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil, wodurch deren indischen Geschäftspartnern Sekundärsanktionen drohen. Dann folgt am 21. Jänner ein Einfuhrverbot für aus russischem Öl erzeugte Treibstoffe.
Ertragreiche Geschäfte
Es wird also für indische Raffinerien gleichzeitig erschwert, an russisches Öl zu gelangen und die daraus gewonnenen Produkte abzusetzen. Der belgische Datenanbieter Kpler rechnet damit, dass die Ölimporte aus dem sanktionierten Land daher von täglich fast 1,9 Millionen Barrel auf etwa 600.000 Fass zurückgehen werden, das ist eine Verringerung um mehr als zwei Drittel. Bisher war es für die indische Ölindustrie sehr ertragreich, das wegen der westlichen Sanktionen zu deutlich verringerten Preisen aus Russland erstandene Öl weiterzuverarbeiten und als Treibstoffe in Europa weiterzuverkaufen.
Marktforschern zufolge werden die indischen Öleinfuhren aus Russland ab Dezember um zwei Drittel einbrechen. Die verschärften Sanktionen zeigen Wirkung – vorerst zumindest
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