Ich würde sprachlich Dostojewski unbedingt positiv hervor heben. Insbesondere die Ausgestaltung von Narrativität hat er sehr gut beherrscht, teils in Vorbild- oder Vorreiterfunktion für weitere. Und was das letzte betrifft. Das war das, wo er unter anderem verstanden hat, Spannungsbögen zu schaffen. Er hat, denke ich, ja wirklich selten auch eine Person wirklich "stringent gezeichnet". Sondern oft angedeutet usw. und in der Tat, dann betritt schon jemand Neues die Szene und man muss sich das Bild von Personen und Geschehen irgendwie quasi wie zusammen klauben.
Ich bin keine Literaturwissenschaftlerin oder -expertin. Aber so scheint es mir.
In der Tat war und ist seine Rezeption in Russland wahrscheinlich eher ambivalent. Ob nun konkret seiner Werke oder des Bildes, was man sich von seinen Ansichten machte. Was auch immer. Antisemitismus ist ein Stichwort. Was ich aber denke ich sagen kann, dass ihm in unserer Gesellschaft auf jeden Fall immer ein Platz sein wird, begleitet vonr Respekt die Würdigung als herausragender Vertreter von Weltliteratur aus Russland. Gar nicht soo lange her, da gab es auch eine wirklich sorgfältig und liebevoll kann man sagen gemachte Miniserie über ihn im Fernsehen.
Interessanterweise hatte er wohl auf seinem Totenbett in etwa vorher gesagt, dass unsere Hoffnung und Zukunft in Asien liegen. Man denke an heutige Gegebenheiten...
Es gibt ein Zitat von Gorki, einem seinen größten russischen Kritikern.
In etwa:
Unbestritten und zweifelsohne ist Dostojewski ein Genie, aber unser böses Genie. Er hat erstaunlich gut gefühlt, verstanden und mit Freude dargestellt zwei Krankheiten, die im russischen Menschen erzogen wurden durch seine hässliche Geschichte und sein schweres und trauriges Leben: sadistische Brutalität eines von allem enttaüschten Nihilisten und - das Gegenteil dazu - den Masochismus eines Menschen, geschlagen, eingeschüchtert, fähig, sich an seinen Leiden zu erfreuen, nicht ohne Schadenfreude, jedoch, dies ausmalend vor allen und sich selbst.
Übersetzung von mir und ich denke, da ist etwas dran und inhaltlich steckt da bis heute viel Wahrheit