Die Bilder aus Nahost, die wir sehen und nicht sehen
Fotos aus Gaza dominieren gerade in der Berichterstattung. Viele aus Israel sind zu entsetzlich, um sie zeigen zu können
Kolumne/Hans Rauscher
Wir sehen in den Abendnachrichten: Die Szenen in Gaza nach den israelischen Luftangriffen. Die schreienden Frauen, die weinenden Kinder, die Männer, die blutige Bündel wegtragen. Die Schutthaufen, wo einmal Wohnhäuser standen. Wir sehen die Videos von den Einschlägen und die gewaltigen Rauchwolken.
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Wir sehen die Meldungen über das angebliche israelische Bombardement des christlichen Krankenhauses in Gaza mit angeblich hunderten Toten. Dass wenig später schwere Zweifel an der Täterschaft der israelischen Armee auftauchen; dass Analysen des Funkverkehrs der Hamas ("das war eine von uns, oder?"), der Flugbahn einer Rakete, die für israelische Munition untypische Zerstörung auf dem Parkplatz des Krankenhauses plausibel machen, dass es eine fehlfunktionierende Rakete der Terroristen war – das kann den ersten Eindruck und die Schuldzuweisung an die Israelis, vor allem im arabisch-muslimischen Raum, kaum mehr verwischen.
Zivile Opfer
Ganz abgesehen davon, dass es ja tatsächlich zahlreiche zivile Opfer der israelischen Angriffe gibt – das "Narrativ" der Hamas, der ganzen palästinensischen Gruppen, dass hier willkürlich eine ganze Bevölkerung für einen "Freiheitskampf" bestraft wird, verfestigt sich. Denn wir sehen auch die Kolonnen der Menschen in Gaza, die aus dem Norden des Territoriums flüchten müssen. Was wir nicht oder kaum sehen: den Horror und die Szenen der Bestialität, die von den Hamas-Terroristen bei ihrem Überfall auf den Süden Israels verbrochen wurden.
Fotos aus Gaza dominieren gerade in der Berichterstattung. Viele aus Israel sind zu entsetzlich, um sie zeigen zu können
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