J
jugo-jebe-dugo
Guest
02.03.2005
Nahostkonferenz: Abbas verspricht Ordnung
Palästinenserchef punktet bei Nahostkonferenz in London - Palästinenser seien "durstig nach Frieden"
US-Außenministerin Rice forderte Palästinenserpräsident Abbas erneut zu Reformen in seiner Autonomiebehörde auf, mahnte aber zugleich Israel zur Zurückhaltung.Von Frank Herrmann aus London
Interview mit Tony Blair am Rande der Nahostkonferenz
Guardian
Tony Blair nickt zu fast jedem Satz, er schaut den weißhaarigen Gentleman zu seiner Linken aufmunternd an, und manchmal scheint es, als müsse der britische Premier staunen. Mahmud Abbas, der Mann, der am Konferenztisch neben dem Gastgeber sitzt, hat so gar nichts von der Freischärler-Generation Yassir Arafats, obwohl er doch selber dazugehört.
Mehr zum ThemaHaus
Umzug: Neues OnlineService von Wien Energie
bezahlte EinschaltungKeine olivgrüne Uniform, keine schwarz-weiß gewürfelte Kufija, Abbas trägt Maßanzug, Goldrandbrille und dezente Krawatte. Er redet geschäftsmäßig, unaufgeregt, als wäre er der Chef einer Kreissparkasse und nicht der Präsident der Palästinenser.
Der Londoner Kongress, so Abbas, müsse Wege ebnen, damit der Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt endlich ein Ende habe. Er verurteile den jüngsten Terroranschlag in Tel Aviv, die Palästinenser seien "durstig nach Frieden". "Wir bringen unser Haus in Ordnung. Wir haben nur eine einzige Forderung: Dass es entsprechend der Roadmap Gegenleistungen gibt."
In nüchternen Worten macht Abbas deutlich, dass er auf Dauer nur dann für Ruhe in den eigenen Reihen sorgen kann, wenn ihm Israel politisch entgegenkommt, die auf Eis liegenden Verhandlungen über den "Friedensfahrplan" schnellstens wieder aufnimmt. Was er außerdem brauche, seien konkrete Hilfszusagen der Geberländer.
Debatte im Zweckbau
Politiker aus 23 Ländern, Kofi Annan, der UN-Generalsekretär, und Vertreter anderer internationaler Organisationen sind für einen Tag an die Themse gereist, um über die Reform der Palästinenserbehörde zu diskutieren. Schauplatz ist das "Queen Elizabeth II Conference Centre", ein grauer Zweckbau im 70er- Jahre-Stil. An diesem Tag sieht der Klotz noch trostloser aus als sonst.
Ringsum versperren Stahlgitter und graue Betonblöcke den Weg, überall laufen Polizisten mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen Patrouille. Es herrscht höchste Terroralarmstufe. Vor den Betonbarrieren skandieren britische Muslime, Mitglieder radikaler Organisationen wie Hizb al-Tahrir und Al-Muhadschirun, Sprechchöre: "Ja zum islamischen Staat – Nein zur westlichen Demokratie!", "Nur das Kalifat kann die Palästinenser befreien!", "Abbas – Verräter!"
Nachdenklicher Blair
Drinnen am blauen Tisch sagt Blair, der Nahostkonflikt sei die vielleicht am meisten benutzte und missbrauchte Sache der Welt. Schon deshalb gehe sie die ganze Welt etwas an. Der Brite, der sonst gern viel Pathos in seine Reden legt, klingt nachdenklicher als bei anderen Gelegenheiten. Alle wüssten, was für ein schwieriges Unterfangen der Friedensprozess sein, betont er. Rückschläge seien leicht möglich, und eines habe er im Laufe der Jahre gelernt: Fortschritte erreiche man nicht durch bloße Bekundungen guten Willens. Auch US- Außenministerin Condoleezza Rice gab eine Mahnung ab. Israel, so sagte sie, müsse alles unterlassen, was die Errichtung eines "wirklich existenzfähigen palästinensischen Staates" verhindern könnte. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.3.2005)
Nahostkonferenz: Abbas verspricht Ordnung
Palästinenserchef punktet bei Nahostkonferenz in London - Palästinenser seien "durstig nach Frieden"
US-Außenministerin Rice forderte Palästinenserpräsident Abbas erneut zu Reformen in seiner Autonomiebehörde auf, mahnte aber zugleich Israel zur Zurückhaltung.Von Frank Herrmann aus London
Interview mit Tony Blair am Rande der Nahostkonferenz
Guardian
Tony Blair nickt zu fast jedem Satz, er schaut den weißhaarigen Gentleman zu seiner Linken aufmunternd an, und manchmal scheint es, als müsse der britische Premier staunen. Mahmud Abbas, der Mann, der am Konferenztisch neben dem Gastgeber sitzt, hat so gar nichts von der Freischärler-Generation Yassir Arafats, obwohl er doch selber dazugehört.
Mehr zum ThemaHaus
Umzug: Neues OnlineService von Wien Energie
bezahlte EinschaltungKeine olivgrüne Uniform, keine schwarz-weiß gewürfelte Kufija, Abbas trägt Maßanzug, Goldrandbrille und dezente Krawatte. Er redet geschäftsmäßig, unaufgeregt, als wäre er der Chef einer Kreissparkasse und nicht der Präsident der Palästinenser.
Der Londoner Kongress, so Abbas, müsse Wege ebnen, damit der Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt endlich ein Ende habe. Er verurteile den jüngsten Terroranschlag in Tel Aviv, die Palästinenser seien "durstig nach Frieden". "Wir bringen unser Haus in Ordnung. Wir haben nur eine einzige Forderung: Dass es entsprechend der Roadmap Gegenleistungen gibt."
In nüchternen Worten macht Abbas deutlich, dass er auf Dauer nur dann für Ruhe in den eigenen Reihen sorgen kann, wenn ihm Israel politisch entgegenkommt, die auf Eis liegenden Verhandlungen über den "Friedensfahrplan" schnellstens wieder aufnimmt. Was er außerdem brauche, seien konkrete Hilfszusagen der Geberländer.
Debatte im Zweckbau
Politiker aus 23 Ländern, Kofi Annan, der UN-Generalsekretär, und Vertreter anderer internationaler Organisationen sind für einen Tag an die Themse gereist, um über die Reform der Palästinenserbehörde zu diskutieren. Schauplatz ist das "Queen Elizabeth II Conference Centre", ein grauer Zweckbau im 70er- Jahre-Stil. An diesem Tag sieht der Klotz noch trostloser aus als sonst.
Ringsum versperren Stahlgitter und graue Betonblöcke den Weg, überall laufen Polizisten mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen Patrouille. Es herrscht höchste Terroralarmstufe. Vor den Betonbarrieren skandieren britische Muslime, Mitglieder radikaler Organisationen wie Hizb al-Tahrir und Al-Muhadschirun, Sprechchöre: "Ja zum islamischen Staat – Nein zur westlichen Demokratie!", "Nur das Kalifat kann die Palästinenser befreien!", "Abbas – Verräter!"
Nachdenklicher Blair
Drinnen am blauen Tisch sagt Blair, der Nahostkonflikt sei die vielleicht am meisten benutzte und missbrauchte Sache der Welt. Schon deshalb gehe sie die ganze Welt etwas an. Der Brite, der sonst gern viel Pathos in seine Reden legt, klingt nachdenklicher als bei anderen Gelegenheiten. Alle wüssten, was für ein schwieriges Unterfangen der Friedensprozess sein, betont er. Rückschläge seien leicht möglich, und eines habe er im Laufe der Jahre gelernt: Fortschritte erreiche man nicht durch bloße Bekundungen guten Willens. Auch US- Außenministerin Condoleezza Rice gab eine Mahnung ab. Israel, so sagte sie, müsse alles unterlassen, was die Errichtung eines "wirklich existenzfähigen palästinensischen Staates" verhindern könnte. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.3.2005)