Neue Irak-Strategie lautet Rückzug
Die Baker-Kommission hat US-Präsident George W. Bush ihre Empfehlungen für eine neue Irak-Strategie vorgelegt. Bush sprach von einer "harten Einschätzung" der Lage im Irak und kündigte an, die Vorschläge "sehr ernsthaft" zu prüfen.
Weniger Kampfeinsätze
Nach Presseberichten empfiehlt das vom US-Kongress eingesetzte Expertengremium, die Truppenstärke im Irak von derzeit 141.000 Soldaten zu halbieren. Das US-Militär im Irak solle zunehmend auf Kampfeinsätze verzichten. Stattdessen solle es sich auf die Unterstützung der irakischen Truppen konzentrieren, berichtet der Sender CNN.
Abzug aller Kampftruppen bis 2008
Der Bericht empfiehlt gleichzeitig, den Druck auf die irakische Regierung zu erhöhen. So sollten die USA mit einer Kürzung der wirtschaftlichen und militärischen Hilfe drohen, falls die Sicherheitslage im Lande nicht verbessert werde, berichtete die "Washington Post". Die Kommission unter Leitung des früheren US-Außenministers James Baker schlage vor, dass die USA bis Anfang 2008 nahezu alle Kampftruppen aus dem Land abziehen. Zurückbleiben sollten Soldaten, die irakische Sicherheitskräfte beraten und ausbilden. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte dazu, es gebe weder einen Zeitplan noch eine Empfehlung für einen solchen Rückzug.
"Irgendwie einen Weg finden"
"Niemand hat ein Interesse daran, dass die Truppen zu schnell aus dem Irak zurückgezogen werden und dass die Situation sich weiter destabilisiert", sagte ein Berater im US-Außenministerium dem Fernsehsender N-TV. "Das könnte zu einer Ausweitung des Konflikts auf Syrien, Teile der Türkei, des Irans und sogar Saudi Arabiens führen. Unsere Vorgabe ist, irgendwie einen Weg aus dieser schlechten Situation zu finden, um das Land zu stabilisieren."
Direkte Verhandlungen mit Iran
Die Baker-Kommission schlägt den Medienberichten zufolge auch eine breit angelegte diplomatische Initiative der US-Regierung vor, die die anderen Konflikte im Nahen Osten mit einbeziehen müsse. Die USA müssten an "allen Fronten" eine Befriedung der gesamten Region anstreben. Die Experten rufen deshalb zu direkten Gesprächen mit dem Iran und Syrien auf. Bush hatte das bislang strikt abgelehnt.
Gates: USA können nicht gewinnen
Der Baker-Kommission gehörte auch der designierte US-Verteidigungsminister Robert Gates an, der am Dienstag vom Streitkräfteausschuss des Senats als Nachfolger des zurückgetretenen Ministers Donald Rumsfeld empfohlen wurde. Bei einer Anhörung vor dem Ausschuss warnte Gates vor einer Ausweitung des Irak-Konflikts. Die Frage, ob die USA den Krieg gewinnen könnten, beantwortete er mit "Nein".
Fast 3000 tote US-Soldaten
Derzeit sind 141.000 US-Soldaten im Irak eingesetzt, davon zählen 100.000 zu den Bodentruppen, 22.000 zur Marineinfanterie, 10.000 zur Luftwaffe und 4000 zur Marine. Die US-Armee verfügt über 15 Kampfbrigaden und vier- bis fünftausend Militärberater und -ausbilder. Die 27 anderen Staaten der Militärkoalition stellen insgesamt 16.000 Soldaten. Mehr als 2880 US-Soldaten kamen im Irak ums Leben, davon mehr als 2300 im Kampfeinsatz. Verletzt wurden rund 22.000 US-Soldaten.
http://onnachrichten.t-online.de/c/98/20/91/9820910.html