Brasilien darf – Iran darf nicht
Brasilien darf – Iran darf nicht
Zweierlei Maß: USA geben grünes Licht für Urananreicherung im größten lateinamerikanischen Land
Von Peter Muello, Resende/Brasilien
Während der Iran wegen seines Atomprogramms von seiten der Westmächte unter US-Führung massiv unter Druck gesetzt wird, eröffnet Brasilien ohne den geringsten Anstoß zu nehmen ein Zentrum zur Urananreicherung. In der Anlage in Resende soll noch in diesem Jahr mit der Produktion von Nuklearbrennstoff begonnen werden. Doch obwohl Brasilien der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nur begrenzte Inspektionen gestattet, kann der größte südamerikanische Staat seine Ambitionen völlig ungehindert verfolgen.
Zwar hat das Land den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, und die Verfassung verbietet die militärische Nutzung der Atomenergie. Doch die Chance, mehr Uran als für den Eigenverbrauch erforderlich zu produzieren, könnte in Brasilien ein Umdenken einleiten. »Brasilien ist auf einem Weg, der dem des Irans sehr ähnlich ist, aber der Iran bekommt die ganze Aufmerksamkeit«, sagt Marshall Eakin, ein brasilianischer Atomexperte von der Vanberbilt Universität. Letztlich profitiere Brasilien von den Problemen des Irans. Das US-Außenministerium weist Parallelen zwischen beiden Staaten zurück: Brasilien verfolge ein friedliches Atomprogramm, sagt Ministeriumssprecher Sean McCormack.
Vor kurzem hat die staatliche Industrias Nucleares do Brasil letzte Tests an der Urananreicherungsanlage Resende vorgenommen. Sobald diese mit der Produktion beginnt, gehört der Staat zur Atomelite. Er verfügt über die sechstgrößten Uranreserven, doch bisher mußte das Material zur Anreicherung nach Europa gebracht und reimportiert werden. Die Zentrifugen in Resende, etwa 150 Kilometer westlich von Rio de Janeiro, können nach Regierungsangaben natürliches Uranerz in Uranium-235 mit einer Konzentration von fünf Prozent umwandeln. Für Atomwaffen ist ein Anreicherungsgrad von 95 Prozent notwendig.
Ex-UN-Inspekteur David Albright hat für die Brasilianische Physikgesellschaft an einem Projekt gearbeitet, um zu zeigen, daß die Zentrifugen auch hochangereichertes Material herstellen können. »Die Zentrifugen sind sehr flexibel«, sagt er. Durch Neukonfigurierung der Kaskaden oder eine vielfache Wiederholung der Anreicherungsschritte könne in Resende durchaus waffenfähiges Material produziert werden. Die Weigerung der Regierung, den IAEA-Inspektoren Zugang zu den Zentrifugen zu gewähren, wird mit der Gefahr der Industriespionage begründet. Die Kontrolleure dürfen lediglich das Uran vor und nach der Anreicherung analysieren, die von Brasilien selbst entwickelten Zentrifugen sind gegen die neugierigen Blicke abgeschirmt. Die Regierung betont, mit der Anlage nur Brennstoff zur Energiegewinnung herstellen zu wollen. Das Land gehört schon jetzt zu den größten Lieferanten von Atomstrom in Lateinamerika. Um die Abhängigkeit vom Öl weiter zu reduzieren, sollen sieben neue Atommeiler gebaut werden.
warum darf iran nicht ?
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http://www.jungewelt.de/2006/04-25/018.php