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[Sammelthread] Welcome to Kurdistan

INTERVIEW
[h=1]«Die Kurden sind sehr frustriert und gereizt »
[/h]Im Konflikt mit der Zentralregierung haben sich die Kurden im Nordirak aus Kirkuk und weiteren Gebieten zurückgezogen. Wie geht es nun weiter? Die NZZ-Korrespondentin Inga Rogg ist vor Ort. Im Interview berichtet sie von dem innerkurdischen Zwist und der Enttäuschung über den Westen.
Daniel Steinvorth17.10.2017, 15:28 Uhr

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[h=2]Ein Militärfahrzeug mit irakischer Nationalflagge auf dem Dibis-Ölfeld nahe Kirkuk (Bild: Alaa al-Marjani / Reuters).[/h]
Die irakische Armee hat am Montag die bisher von Kurden kontrollierte Grossstadt Kirkuk übernommen. Sie hat damit nach eigenen Worten auf das Unabhängigkeitsreferendum der Kurden reagiert. Befinden sich die Kurden und die Zentralregierung jetzt faktisch im Krieg?
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Im Moment sieht es nicht nach Krieg aus. Gestern wurde vereinzelt gekämpft. Dann aber haben sich alle Peschmerga-Kämpfer aus Kirkuk zurückgezogen. Und heute sind sie aus fast allen umstrittenen Gebieten abgerückt – von Sinjar an der Grenze zu Syrien bis nach Jalawla und Khanaqin an der Grenze zu Iran. Darunter auch Bashika, wo sie mir vor wenigen Tagen noch sagten, sie würden es niemals aufgeben. Und das kampflos.
Der kurdische Teilstaat schrumpft damit gewissermassen auf das Gebiet, das die Kurden vor dem Einmarsch der Amerikaner und dem Sturz des Saddam-Regimes beherrschten. Die beiden grossen Kurdenparteien KDP (Demokratische Partei Kurdistans) und PUK (Patriotische Union Kurdistans) haben ihre Peschmerga nach Erbil und Suleimaniya verlegt, wo sie ihre Hochburgen haben. Angesichts des grossen Verlusts rechne ich nicht so bald mit einem Versuch der Kurden, Kirkuk zurückzuerobern.
Wie ist denn die Stimmung unter den Kurden?
In Erbil, wo ich gerade bin, sind die Kurden sehr frustriert und gereizt. Die KDP-Anhänger glauben, dass die PUK sie verraten habe. Tatsächlich hat sich die PUK mit der Zentralregierung in Bagdad geeinigt, ihre Stellungen in Kirkuk aufzugeben, was die KDP und Regionalpräsident Masud Barzani strikt abgelehnt haben. Die PUK-Anhänger wiederum sagen, dass sie angesichts der Militäroffensive aus Bagdad nicht das Leben Tausender Peschmerga aufs Spiel setzen wollten.
Das heisst, die Kurden ziehen nicht an einem Strang?
Nein, und deswegen gab es auch keine Gegenwehr in Kirkuk. Ich habe mit Peschmerga gesprochen und sie gefragt, warum sie keinen Widerstand geleistet hätten. Sie sagten mir: «Was hätten wir denn machen sollen, wo sich alle Einheiten, die unter dem Kommando der PUK stehen, freiwillig zurückzogen? Alleine zu kämpfen, wäre zu riskant gewesen.» Das innerkurdische Bündnis ist damit faktisch zerbrochen.
War das Unabhängigkeitsreferendum nur ein Vorwand für den irakischen Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi, um Kirkuk einzunehmen? Hätte die irakische Armee nicht sowieso früher oder später angegriffen?
Schwer zu sagen. Aber das Referendum war natürlich eine Provokation. Im Vorfeld hatten alle Parteien, auch die Amerikaner und Europäer, die Kurden gedrängt, das Referendum nicht abzuhalten, und schon gar nicht in den umstrittenen Gebieten. Dass sie es dennoch taten, sorgte für grosse Empörung. Die Führer der schiitischen Milizen hätten am liebsten sofort angegriffen. Deswegen musste Abadi reagieren, wollte er nicht als der grosse Verlierer dastehen. Es hätte natürlich auch Verhandlungen zwischen Bagdad und Erbil über den Status von Kirkuk geben können. Aber diese Chancen haben beide Seiten verspielt.
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Inwiefern?
Zum einen haben die Kurden versäumt, die Araber und die Minderheit der Turkmenen in Kirkuk davon zu überzeugen, Teil von Kurdistan zu werden. Deswegen haben die meisten Araber auch nicht an der Abstimmung teilgenommen. Für dieses Referendum fehlte aber auch jede Gesetzesgrundlage. Ein Prozess, der unter anderem eine Volkszählung und dann eine Abstimmung über den Status von Kirkuk vorsieht, ist nie in Gang gekommen. Dafür sind beide Seiten verantwortlich.
Heute haben sich die Peschmerga auch aus der Sinjar-Region zurückgezogen. Dieses Gebiet wird vor allem von Jesiden bewohnt. Was bedeutet der Rückzug der Kurden für die Minderheit?
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8 BILDER



[h=2]Die Anti-IS-Koalition im Nordirak droht endgültig zu zerbrechen. Einheiten der irakischen Armee und ihre Verbündete rücken in der Provinz Kirkuk gegen die kurdische Peshmerga vor (16. Oktober). (Bild: Reuters)[/h]

Ja, in Sinjar haben vor drei Jahren die Kämpfer des Islamischen Staats Massaker an den Jesiden verübt. Viele Jesiden konnten bis heute nicht in ihre zerstörten Städte und Dörfer zurückkehren. Das Schlimme ist, dass derzeit auf dem Rücken der Jesiden gleich mehrere Konflikte ausgetragen werden: Der Konflikt zwischen den Kurden und den Arabern, aber zum Beispiel auch der Konflikt zwischen der KDP und der militanten Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die ebenfalls im Nordirak präsent ist. Auf die Jesiden machen alle Seiten Druck, dass sie sich loyal verhalten. Ich war gerade in einem anderen Jesidengebiet, in Bashika, wo die Angst vor einem neuen Krieg extrem gross ist. Das örtliche religiöse Oberhaupt der Jesiden sagte mir: «Wir wollen internationalen Schutz!» Denn Fakt ist, dass die meisten Jesiden weder Bagdad noch den Kurden trauen.
Die Amerikaner haben gerade erst angekündigt, sich aus dem kurdisch-arabischen Konflikt herauszuhalten. Ist das nicht fahrlässig? Braucht es nicht gerade jetzt Vermittlung von aussen?
So sehen es auf jeden Fall die Kurden von der KDP. Sie sagen: Wo ist der Westen? Haben wir nicht für euch gegen den IS gekämpft? Ihr lasst uns schon wieder hängen! Viele Kurden vergleichen die momentane Situation mit 1974, als die Amerikaner den Peschmerga ihre Unterstützung entzogen und der Aufstand zusammenbrach. Aber die Lage ist heute komplett anders. Die Amerikaner haben von Anfang an klargemacht, dass sie gegen das Referendum sind. Aussenminister Rex Tillerson hat Barzani zuletzt vorgeschlagen, in allen strittigen Fragen zu vermitteln. Er sagte auch, dass die USA das Referendum dann unterstützen würden, wenn Bagdad keine Kompromissbereitschaft zeige.

[h=3]«Wir haben für euch gegen den IS gekämpft. Jetzt lasst ihr uns im Stich»
[/h]Inga Rogg, Kirkuk




Und auch davon liess sich Barzani nicht beirren?
Nein. Es ist für mich ein Rätsel. Die KDP unterhält eine Lobby in den USA, sie hat so viele gut ausgebildete Leute dort, und die Amerikaner sind seit 14 Jahren im Land. Ohne sie gäbe es den neuen Irak mit dem kurdischen Teilstaat ja gar nicht. Und trotzdem hat Barzani die Lage so verkannt. Aber ich denke, die Amerikaner werden auch in der jetzigen Lage vermitteln. Die USA kämpfen ja gegen den IS. Und sie wissen, dass der IS profitiert, wenn das Land im kompletten Chaos versinkt.
Wie geht es weiter?
Die Kurden wollen weiter unabhängig sein. Aber viele sind realistisch. Auch die KDP wollte ja nicht sofort einen eigenen Staat ausrufen, sondern zunächst zwei Jahre mit Bagdad verhandeln. Ich glaube, diese Chance haben sie jetzt verspielt. Bis vor kurzem hatten die Kurden nicht nur eine eigene Regierung, ein eigenes Parlament, eine eigene Aussen- und Innenpolitik, sie hatten sogar eigene Grenzkontrollen und internationalen Flugverkehr. Diesen Teil der Souveränität haben sie verloren. Das noch grössere Problem aber ist die Spaltung zwischen den beiden grossen Kurdenparteien. Das schwächt die Kurden und stärkt die Zentralregierung.
Und den IS . . .
Durchaus. Wenn sich die Peschmerga aus allen umstrittenen Gebieten zurückziehen, ohne dass es vonseiten Bagdads Vorbereitungen gibt, diese zu kontrollieren, ist das für den IS ein gefundenes Fressen. Er hat ja immer noch überall seine Schläferzellen. Der IS ist nicht geschlagen, er hält immer noch grosse Teile der Anbar-Region im Westirak. Und vom kurdisch-irakischen Konflikt profitiert er natürlich.

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Ja bitte am besten nehmt ihr diese pkkler gleich mit und gut ist es! Ich habe schon x-mal geschrieben, dass die europäer dieses künstliche Volk erfunden hat. Ist doch kein Wunder, dass
nix passiert. Setzt weiter auf eure "Bergiraner"

warum so aggressiv? Ich bin kein Freund von dem jetzigen Irakischen Kurdistans...
 
Ein absolutes Disaster. Dieselben Araber, die Kurden massakriert und ihre Frauen vergewaltigt und auf Basaren verkauft haben, überfallen das kurdische Volk mithilfe der Terrorstaaten Türkei und Iran erneut und die Welt schaut mal wieder zu und macht nichts. Mein Herz bricht für das kurdische Volk und ich bin angewidert von den Türken, die sich hier in Deutschland/Österreich ins Fäustchen lachen, wenn Kurden im Nordirak abgeschlachtet werden.
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