B
Babsi
Guest
phiz waren und bereits weite strecken erfüllten. eine so kräftige masse kann weder später auf einmal vorgerückt sein noch sich anders als in gemächlicher weile überaus fruchtbar entfaltet haben.
Ihren gesamtnamen der Slaven hatten diese völker damals so wenig empfangen, als die Germanen den der Deutschen; unsern vorfahren aber hieszen sie Winden, Wenden (ahd. Winidâ, ags. Veonodas) und unter dieser benennung Veneti wurden sie auch den Römern auf einzelnen puncten bekannt, gerade wie die Römer die Finnen mit einem unter dem volk selbst ungewöhnlichen deutschen namen kennen lernten. Dies alles dargelegt hat Schafarik, der dem namen Winden für sein volk wolbefugt einen andern einheimischen an hohem alter gleich stellt, den schon bei Plinius 6, 7 unter den maeotischen völkern erwähnten namen Serbi, bei Ptolemaeus Sirbi, wie er noch heute für zwei entlegne slavische stämme, Sorben und Serben, fortbesteht.* nur darin scheint mir der gründliche forscher fehl zu treten, dasz er jetzt die früher von ihm selbst erkannte identität der Serben und Sarmaten leugnet und für den ausdruck Srb cfie vage wurzel su (generare) aus 172dem sanskrit herholt, welche mutter eines jeden mit diesen buchstaben anlautenden worts werden könnte. nichts aber ist natürlicher, als dasz unmittelbar im rücken der Germanen hausende Sarmaten, bei Âlfrêd Sermende **, den Griechen Sauromaten genannt, die grundlage des. slavischen volks bilden; durch ihre wegnahme würde den Slaven ein anhalt in der älteren geschichte entzogen, wie man ihn den Deutschen durch das verkennen ihrer verwandtschaft mit den Geten entrissen hat und das plötzliche verschwinden beider, der Sarmaten wie der Geten, bliebe gleich unerklärlich. den übergang der buchstaben SRB in SRM rechtfertigen e'ine menge ähnlicher***, und das heutige Sirmien (Srijem, Srem) in Serbien, lat. Sirmium zeugt dafür f; Diodors meldung vom auszug der Sauromaten aus Medien über den 'fanais um 633—605 vor Chr. (2, 43) behält ihren vollen werth, ohne dasz vonnöthen wäre weder alle Sarmaten daher zu leiten, noch der slavischen sprache einen näheren bezug auf medische zu geben, als er schon aus der urverwandtschaft mit medischen und persischen völkern folgt. die frühe rührigkcit der Slaven bewährt hier Diodor so willkommen, als die der Deutschen Herodots nachricht von den Geten. sarmatische
* darf man statt der bei Strabo 290 neben Butonen und Mugilonen genannten 2ißivot mutmaszen Siçßivoi4. deuten sich Mugilonen aus sl. mogila, hügel? ** wie Dalemense, Daleminzi = Datmatae. *** bair. alm für alb; lapp. zhialbme, tjalmi oculus, finn. silmä. wahrscheinlich skr. sarpa, sl. tscherv, tat. serpens mit vermis für evermis, goth. vaurms f. hvaurms, skr. krimi verwandt.
■ f noch die attböhm. mater verborum übersetzt Sarmatae durch zirbi (= sirbi.) Sträubt man sich aber wider die gleichstellung von Serben und Sarmaten, so wird eine andere nahliegende deutung des letzten namens noch weniger gefalten. den Litthauern ist sarmata dedecus, was dem böhm. sramota, poln. sromata genau entspricht, altsl. ist sramiti èvrçsnsiv pudore afficere, und mit sram hängt unser ahd. harm, ags. hearm genau zusammen. die litthauischen nachbarn könnten nun in sehr früher zeit den Staven diesen namen aufgehängt haben.
wildheit angeblicher sittigung und milde der Slaven entgegenzusetzen scheint mir unrathsam, da noch die jüngeren Slaven an kriegerischem, rohem aima. den Germanen nirgend nachstehn. * 2nôçoi, nach Procop 173 de bell. goth. 3, 14 alter gesamtname aller Slaven, und von ihm anоçá3r¡v Sitaxr¡vr¡fxtvoi ausgelegt, soll versetztes Serpi Srbi sein; wer das zend. SP für SV erwägt (aspa f. skr. asva, spenta f. sl. svent), könnte andere deutungen vorschlagen.
Tacitus ist zweifelhaft, ob die in seiner Germania den schlusz bildenden Peucini, Veneti und Fenni germanische oder slavische völker seien; wir sehn ihn hier wirklich auf der scheide zwischen Deutschen, Slaven und Finnen angelangt. doch Peucini als Bastarnae sind ihm der sprache nach mit recht Deutsche: nur die unreinheit ihrer ehen scheint ihm undeutsch und sarmatisch. die räuberischen Veneti in den waldgebirgen zwischen Finnen und Peucinen hält er deshalb für Germanen, weil sie schon in häusern wohnen, nicht auf wagen wie die Sarmaten. Wenden und Serben, die wir für das nemliche volk erkennen, weichen ihm im stamm von einander ab; doch die verbrüderung der Sarmaten und Daken um diese zeit unter Decebalus läszt beide ungefähr auf gleiche stufe der bildung setzen und den nomadenstand der Sarmaten mag Tacitus übertreiben.
Die Finnen sind der siebente sprachstamm, und da er noch heute über den Ural in das nordöstliche Asien reicht, in Europa den äuszersten norden besetzt hält, so musz er für mächtig und uralt gelten. wahrscheinlich war er in Europa schon vor den Kelten eingezogen 174 und durch Kelten, Germanen und Slaven aus der mitte gegen norden gedrängt worden; merkwürdige spuren fmnischer sprache haften in Scandinavien, aber ebenwol in andern deutschen mundarten, namentlich der gothischen und niederländischen, vermutlich auch in keltischer zunge. zwischen lappischer und fmnischer sprache waltet gröszerer unterschied, als zwischen litthauischer und lettischer oder welscher und irischer; näher den Finnen als den Lappen stehn Tscheremissen, Syriänen, Morduinen, Ostiaken, Votiaken, und was in der ungrischen fmnischer sprache gehört, trägt sie am weitesten südwärts. Der ganze grammatische bau dieser sprachen steht aber von der sechs übrigen urgemeinschaft so wesentlich ab, dasz man schon darum nicht zaudern darf jene einer früheren in undenkliche vorzeit reichenden einwanderung aus Asien, mit dem sie noch immer in verband bleiben, zuzuschreiben.
Der' name Finnen wurde diesen völkern schon im holien alterthum, wie Tacitus lehrt, von den Deutschen ertheilt (bekanntlich heiszen in altn. sagen auch die Lappen Fiimar), und die Benennung eines damals noch germanischen volks, der Aestier, gieng im verfolg der zeit auf das finnische der Esten über. Sein land und volk heiszt der Finne Suome, der Lappe Sabme; Suomalainen bezeichnet den Finnen, Sabmelats. Sabmeladzh den Lappen. Schweden nennt der Finne Ruotsi, der-Lappe Ruotti, Deutschland der Finne Saksa, Ruszland Venäjä, worin jenes Wendenland anklingt; Slaven heiszt der Finne Tschud. merkwürdig dasz der Finne für Lappland Pohja, wie der Lappe für Norwegen Vuodn gebraucht: beide namen sind das nemliche und bedeuten fundus (schwed. bottn, boden.) es läszt sich nachweisen, wie der Name Finnar und Qvenir ursprünglich auch derselbe sei.
Von den Iberern, die gleich den Finnen in Europa vorangiengen und den achten stamm bilden, ist bis auf die baskische sprache alles erloschen; sie müssen aber in frühster vorzeit auf italische und keltische viJlker, wie schon der name Keltiberer zeigt, vielfach eingewirkt haben. 175 Auf Thraker und Skythen, oder den neunten und zehnten volk
stamm Europas werde ich alsbald ausführlicher zu sprechen kommen. hier schliesze ich die gewonnene übersieht aller einwanderungen mit dem anhang, dasz sie auf der meersküste immer rascher vorzuschreiten scheinen, als im innern des landes, wie eine überströmende flut schnell die seiten, hernach erst die mitte erreicht. So erblicken wir bereits zur Römerzeit germanische Friesen und Bataver westlich vorgedrungen, früher Guttonen und Teutonen, endlich Slaven über Pommern nach Meklenburg und Holstein, während inmitten der länder einheimische kerne der Gallier und Germanen längeren widerstand leisteten.
IX.
THRAKER UND GETEN.
Den Griechen nordwärts über den Humus nach der Donau und 176 zum schwarzen meer dehnte sich Thrakien, sie pflegten aus nordwesten her wehenden wind d-çaaxiùç zu nennen*, mit ihrem frühsten alterthum war thrakisches eng verwachsen: es ist schwer zu sagen, ob die Griechen bei ihrer ankunft schon thrakische stämme vorfanden, oder diese, wie mir wahrscheinlicher wird, ihnen unmittelbar nachrückten. Bereits Homer gedenkt der Thraker und Herodot 5, 3 sagt sogar: Qçr¡ixwv Sé td-voç fityiaróv tari fitrá yt IvSovç navrwv àvd-çuтwv, es musz sich also vormals viel tiefer nach osten erstreckt**, im lauf der zeit zusammengezogen haben. den Griechen mag lebensart und sprache der Thraker, schon ihrer nachbarschaft wegen, und weil einzelne derselben als knechte oder fremdlinge in Griechenland auftraten, bekannt gewesen sein. weiter ab lagen ihnen die Römer, Plinius 4, 11 die einzelnen thrakischen völker herzählend, beginnt: Thracia sequitur inter validissimas Europae gentes, in stra-177 tegias quinquaginta divisa. Als sich römische herschaft in Illyrien, Makedonien und Thrakien gefestigt hatte, konnte es auch den Römern nicht an gelegenheit fehlen, über die thrakischen verhältnisse eigne kunde einzuziehen. wie hätte, seit den dakischen kriegen, diese sich nicht noch erweitern sollen?
Die Griechen, bevor sie den Römern unterwürfig wurden, wusten fast noch nichts von den Deutschen und diese verschmolzen ihnen unter dem namen der Galater mit den Kelten. Römern dagegen, welche Gallier von Germanen zu scheiden gelernt hatten, konnte auch ein abstand germanischer von thrakischer sprache kaum verborgen bleiben.
* wie andere völker winde nach der gegend des landes, woher sie streifen: ein wint von Barbarle waet, der ander von Türkie, heiszt es beim Tanhaser MS. 2, 68b. Auch nachtigall und schwalbe ftiegen den Griechen aus Thrakien zu, Babr. 12,8 sagt die eine zur andern:
riqÖnov ßXejiio as or¡fieçov ¡leià 0ç(ixr¡v. ** Herodot 1, 28. 3. 90. 7, 75 kennt natürlich noch in Asien Thraker.
Ihren gesamtnamen der Slaven hatten diese völker damals so wenig empfangen, als die Germanen den der Deutschen; unsern vorfahren aber hieszen sie Winden, Wenden (ahd. Winidâ, ags. Veonodas) und unter dieser benennung Veneti wurden sie auch den Römern auf einzelnen puncten bekannt, gerade wie die Römer die Finnen mit einem unter dem volk selbst ungewöhnlichen deutschen namen kennen lernten. Dies alles dargelegt hat Schafarik, der dem namen Winden für sein volk wolbefugt einen andern einheimischen an hohem alter gleich stellt, den schon bei Plinius 6, 7 unter den maeotischen völkern erwähnten namen Serbi, bei Ptolemaeus Sirbi, wie er noch heute für zwei entlegne slavische stämme, Sorben und Serben, fortbesteht.* nur darin scheint mir der gründliche forscher fehl zu treten, dasz er jetzt die früher von ihm selbst erkannte identität der Serben und Sarmaten leugnet und für den ausdruck Srb cfie vage wurzel su (generare) aus 172dem sanskrit herholt, welche mutter eines jeden mit diesen buchstaben anlautenden worts werden könnte. nichts aber ist natürlicher, als dasz unmittelbar im rücken der Germanen hausende Sarmaten, bei Âlfrêd Sermende **, den Griechen Sauromaten genannt, die grundlage des. slavischen volks bilden; durch ihre wegnahme würde den Slaven ein anhalt in der älteren geschichte entzogen, wie man ihn den Deutschen durch das verkennen ihrer verwandtschaft mit den Geten entrissen hat und das plötzliche verschwinden beider, der Sarmaten wie der Geten, bliebe gleich unerklärlich. den übergang der buchstaben SRB in SRM rechtfertigen e'ine menge ähnlicher***, und das heutige Sirmien (Srijem, Srem) in Serbien, lat. Sirmium zeugt dafür f; Diodors meldung vom auszug der Sauromaten aus Medien über den 'fanais um 633—605 vor Chr. (2, 43) behält ihren vollen werth, ohne dasz vonnöthen wäre weder alle Sarmaten daher zu leiten, noch der slavischen sprache einen näheren bezug auf medische zu geben, als er schon aus der urverwandtschaft mit medischen und persischen völkern folgt. die frühe rührigkcit der Slaven bewährt hier Diodor so willkommen, als die der Deutschen Herodots nachricht von den Geten. sarmatische
* darf man statt der bei Strabo 290 neben Butonen und Mugilonen genannten 2ißivot mutmaszen Siçßivoi4. deuten sich Mugilonen aus sl. mogila, hügel? ** wie Dalemense, Daleminzi = Datmatae. *** bair. alm für alb; lapp. zhialbme, tjalmi oculus, finn. silmä. wahrscheinlich skr. sarpa, sl. tscherv, tat. serpens mit vermis für evermis, goth. vaurms f. hvaurms, skr. krimi verwandt.
■ f noch die attböhm. mater verborum übersetzt Sarmatae durch zirbi (= sirbi.) Sträubt man sich aber wider die gleichstellung von Serben und Sarmaten, so wird eine andere nahliegende deutung des letzten namens noch weniger gefalten. den Litthauern ist sarmata dedecus, was dem böhm. sramota, poln. sromata genau entspricht, altsl. ist sramiti èvrçsnsiv pudore afficere, und mit sram hängt unser ahd. harm, ags. hearm genau zusammen. die litthauischen nachbarn könnten nun in sehr früher zeit den Staven diesen namen aufgehängt haben.
wildheit angeblicher sittigung und milde der Slaven entgegenzusetzen scheint mir unrathsam, da noch die jüngeren Slaven an kriegerischem, rohem aima. den Germanen nirgend nachstehn. * 2nôçoi, nach Procop 173 de bell. goth. 3, 14 alter gesamtname aller Slaven, und von ihm anоçá3r¡v Sitaxr¡vr¡fxtvoi ausgelegt, soll versetztes Serpi Srbi sein; wer das zend. SP für SV erwägt (aspa f. skr. asva, spenta f. sl. svent), könnte andere deutungen vorschlagen.
Tacitus ist zweifelhaft, ob die in seiner Germania den schlusz bildenden Peucini, Veneti und Fenni germanische oder slavische völker seien; wir sehn ihn hier wirklich auf der scheide zwischen Deutschen, Slaven und Finnen angelangt. doch Peucini als Bastarnae sind ihm der sprache nach mit recht Deutsche: nur die unreinheit ihrer ehen scheint ihm undeutsch und sarmatisch. die räuberischen Veneti in den waldgebirgen zwischen Finnen und Peucinen hält er deshalb für Germanen, weil sie schon in häusern wohnen, nicht auf wagen wie die Sarmaten. Wenden und Serben, die wir für das nemliche volk erkennen, weichen ihm im stamm von einander ab; doch die verbrüderung der Sarmaten und Daken um diese zeit unter Decebalus läszt beide ungefähr auf gleiche stufe der bildung setzen und den nomadenstand der Sarmaten mag Tacitus übertreiben.
Die Finnen sind der siebente sprachstamm, und da er noch heute über den Ural in das nordöstliche Asien reicht, in Europa den äuszersten norden besetzt hält, so musz er für mächtig und uralt gelten. wahrscheinlich war er in Europa schon vor den Kelten eingezogen 174 und durch Kelten, Germanen und Slaven aus der mitte gegen norden gedrängt worden; merkwürdige spuren fmnischer sprache haften in Scandinavien, aber ebenwol in andern deutschen mundarten, namentlich der gothischen und niederländischen, vermutlich auch in keltischer zunge. zwischen lappischer und fmnischer sprache waltet gröszerer unterschied, als zwischen litthauischer und lettischer oder welscher und irischer; näher den Finnen als den Lappen stehn Tscheremissen, Syriänen, Morduinen, Ostiaken, Votiaken, und was in der ungrischen fmnischer sprache gehört, trägt sie am weitesten südwärts. Der ganze grammatische bau dieser sprachen steht aber von der sechs übrigen urgemeinschaft so wesentlich ab, dasz man schon darum nicht zaudern darf jene einer früheren in undenkliche vorzeit reichenden einwanderung aus Asien, mit dem sie noch immer in verband bleiben, zuzuschreiben.
Der' name Finnen wurde diesen völkern schon im holien alterthum, wie Tacitus lehrt, von den Deutschen ertheilt (bekanntlich heiszen in altn. sagen auch die Lappen Fiimar), und die Benennung eines damals noch germanischen volks, der Aestier, gieng im verfolg der zeit auf das finnische der Esten über. Sein land und volk heiszt der Finne Suome, der Lappe Sabme; Suomalainen bezeichnet den Finnen, Sabmelats. Sabmeladzh den Lappen. Schweden nennt der Finne Ruotsi, der-Lappe Ruotti, Deutschland der Finne Saksa, Ruszland Venäjä, worin jenes Wendenland anklingt; Slaven heiszt der Finne Tschud. merkwürdig dasz der Finne für Lappland Pohja, wie der Lappe für Norwegen Vuodn gebraucht: beide namen sind das nemliche und bedeuten fundus (schwed. bottn, boden.) es läszt sich nachweisen, wie der Name Finnar und Qvenir ursprünglich auch derselbe sei.
Von den Iberern, die gleich den Finnen in Europa vorangiengen und den achten stamm bilden, ist bis auf die baskische sprache alles erloschen; sie müssen aber in frühster vorzeit auf italische und keltische viJlker, wie schon der name Keltiberer zeigt, vielfach eingewirkt haben. 175 Auf Thraker und Skythen, oder den neunten und zehnten volk
stamm Europas werde ich alsbald ausführlicher zu sprechen kommen. hier schliesze ich die gewonnene übersieht aller einwanderungen mit dem anhang, dasz sie auf der meersküste immer rascher vorzuschreiten scheinen, als im innern des landes, wie eine überströmende flut schnell die seiten, hernach erst die mitte erreicht. So erblicken wir bereits zur Römerzeit germanische Friesen und Bataver westlich vorgedrungen, früher Guttonen und Teutonen, endlich Slaven über Pommern nach Meklenburg und Holstein, während inmitten der länder einheimische kerne der Gallier und Germanen längeren widerstand leisteten.
IX.
THRAKER UND GETEN.
Den Griechen nordwärts über den Humus nach der Donau und 176 zum schwarzen meer dehnte sich Thrakien, sie pflegten aus nordwesten her wehenden wind d-çaaxiùç zu nennen*, mit ihrem frühsten alterthum war thrakisches eng verwachsen: es ist schwer zu sagen, ob die Griechen bei ihrer ankunft schon thrakische stämme vorfanden, oder diese, wie mir wahrscheinlicher wird, ihnen unmittelbar nachrückten. Bereits Homer gedenkt der Thraker und Herodot 5, 3 sagt sogar: Qçr¡ixwv Sé td-voç fityiaróv tari fitrá yt IvSovç navrwv àvd-çuтwv, es musz sich also vormals viel tiefer nach osten erstreckt**, im lauf der zeit zusammengezogen haben. den Griechen mag lebensart und sprache der Thraker, schon ihrer nachbarschaft wegen, und weil einzelne derselben als knechte oder fremdlinge in Griechenland auftraten, bekannt gewesen sein. weiter ab lagen ihnen die Römer, Plinius 4, 11 die einzelnen thrakischen völker herzählend, beginnt: Thracia sequitur inter validissimas Europae gentes, in stra-177 tegias quinquaginta divisa. Als sich römische herschaft in Illyrien, Makedonien und Thrakien gefestigt hatte, konnte es auch den Römern nicht an gelegenheit fehlen, über die thrakischen verhältnisse eigne kunde einzuziehen. wie hätte, seit den dakischen kriegen, diese sich nicht noch erweitern sollen?
Die Griechen, bevor sie den Römern unterwürfig wurden, wusten fast noch nichts von den Deutschen und diese verschmolzen ihnen unter dem namen der Galater mit den Kelten. Römern dagegen, welche Gallier von Germanen zu scheiden gelernt hatten, konnte auch ein abstand germanischer von thrakischer sprache kaum verborgen bleiben.
* wie andere völker winde nach der gegend des landes, woher sie streifen: ein wint von Barbarle waet, der ander von Türkie, heiszt es beim Tanhaser MS. 2, 68b. Auch nachtigall und schwalbe ftiegen den Griechen aus Thrakien zu, Babr. 12,8 sagt die eine zur andern:
riqÖnov ßXejiio as or¡fieçov ¡leià 0ç(ixr¡v. ** Herodot 1, 28. 3. 90. 7, 75 kennt natürlich noch in Asien Thraker.