Es gibt auch eine andere Tatsache, die man nicht bestreiten kann, nämlich dass die Slawen als alleiniges staatstragendes Element momentan in der Bringschuld sind und ihrer Schuld nicht nachkommen. Man fordert Integration der Albaner im mazedonischen Staatsgefüge, ein solches kann es aber nicht geben, solange die Albaner nicht verfassungsrechtlich als Staatstragendes Volk anerkannt werden und politisch und bürgerlich gleichberechtigt für diesen Staat partizipieren können. Wer von jemandem verlangt, dass er seinen Pflichten nachkommt, muss demjenigen auch Rechte einräumen. Man verlangt quasi von den Albanern, ist aber nicht bereit etwas dafür zu geben. Wo ist da die Logik dahinter, als dem Faschismus und Chauvinismus, ferner der Hegemonialpolitik einer bestimmten Volksgruppe über die andere?
Die Proteste sehe ich daher als eine völlig logische Folge einer solchen Diskriminierungspolitik, die schon früher hätte aufflammen können, jedoch dank der großzügigen albanischen Zurückhaltung dem Friedensprozess und den Verhandlungen eine Chance eingeräumt wurde. Das wurde von einem Liliputaner, genannt Gruevski maßlos ausgenutzt, um seine nationalistische Politik auf Kosten der Albaner und auch selbst der Slawischstämmigen Bevölkerung auszutragen. Ob die Slawisschtämmige Bevölkerung das länger erduldet, ist eine andere Sache, zumal das ihr gewählter Führer ist. Die Albaner sind weder mit der Politik Gruevskis noch mit der ihrer albanischen Politiker zufrieden und lassen diesen Zirkus nicht mehr mit sich machen. Zurecht auch! Wer einer EU, die höchste Anforderungen an Menschen- und Minderheitenrechten sowie Demokratie- und Wirtschaftsprozessen aber auch einer NATO, die höchste Anforderungen an Sicherheit und Zusammenarbeit stellt, angehören möchte, muss diese auch erfüllen und nicht heuchlerisch daher kommen und versuchen andere Ethnien im Gewand des radikalen Islam und anderen abstrusen Gewändern zu zwängen, denn damit werden weder innere noch äußere Probleme gelöst. Die Probleme werden nur dann gelöst werden können, wenn es eine Gleichberechtigung und ein Miteinander auf Augenhöhe zwischen Slawischen und Albanischen Mazedoniern gibt, die die Probleme gemeinsam anpacken.
Die ganze Situation in Mazedonien erinnert mich ein wenig an die Anekdote, wo zwei Menschen versuchen den Baum hochzuklettern aber aus Angst, dass es der eine vor dem anderen schafft, sie sich die Äste gegenseitig absägen, so kommt keiner von beiden hoch. Entweder gemeinsam oder auf ewig einsam.