«Za dom spremni» ist in Kroatien nicht «illegal». Jeder Bericht, der solch eine Formulierung beinhaltet, kann man sofort bei Seite legen. Der historische Ursprung und seine Bedeutung wurde bereits 2 mal von unabhaengigen Gerichten bestaetigt. Ich will nicht allzu sehr in die aktuelle politische Lage Kroatiens eingehen, weil ich solche Diskussionen nicht an dieser Stelle fuehren moechte, aber die aktuelle Regierung hypersensibilisiert solche Themen. Daher ruht auch die ultra schnelle «Bestrafung», die vom DORH ausgesprochen wurde, nachdem Željko Jovanović (Minister fuer Sport, Bildung und Wissenschaft) den Strafantrag gegen Džo gestellt hatte. Dies hatte die automatische Strafe von ~3.200 Euro nach sich. Verhandlung oder Anhoerung gibt es da nicht, wird aber noch kommen. Und da wird nichts bei rauskommen, wenn man denn will und die Sache noch weitere ausfechten will. Was ich bezweifle, aber das nur nebenbei. Die Person Željko Jovanović spielt in der ganzen Causa auch eine gewichtige Rolle, aber das geht zu tief und zu weit an dieser Stelle. Das gehoert hier nicht hin.Bleiben wir mal beim generellen. ein Grossteil aller Kroaten verbinden ZDS mit der Souveraenitaet Kroatiens, mit dem puren Stolz auf das Land. Wie hier schon von Aleks und anderen erwaehnt. Nichts anderes, speziell Dijaspora-Kroaten wie Džo (siehe bspw. Andrew Bogut, etc.), wobei es bei Dijaspora-Kroaten durchaus mehr faschistichere Zuege zu beobachten gibt, als im Land selbst. Kann man nicht von der Hand weisen. «Za dom» hat seinen Urpsrung im 17. Jahrhundert, wobei auch ZDS in den Geschichtsbuechern erwaehnt wird im Laufe des 18-19-. Jahrhunderts, speziell im Raum Zagrebs. ZDS wurde von der Ustaša waehrend des Zeit des WWII missbraucht, richtig. Sowohl ZDS als auch «Za poglavnika i za dom – spremni» wurden direkt und in Abwandlungen genutzt, wobei letztere Parole «die» vergiftete ist, die auch innerhlab der Gesellschaft geaechtet wird. Jeglicher Vergleich zu «Sieg Heil» und dergleichen ist also voellig polemisch und zeugt einfach von fehlendem Verstaendniss oder blanker Unwissenheit. Wir verstehen groesstenteils die Problematik mit unserer Geschichte, weissen sie auch nicht von der Hand. Es gibt durchaus Menschen, die ZDS immer noch missbrauchen und als Schutzschild fuer ihr eigentliches Gedankengut benutzen. Aber, im Volksmund ist dieser «kroatische Gruss» emotional verbunden mit der Befreiung Kroatiens, der Souveraenitaet des Staates. Grob vergleichbar mit der «tri prsta» (serbische Gruss) in Serbien, wobei diese Symbolik ebenfalls belastet ist und bei einigen Menschen anstoessig ist. Ich will an dieser Stelle nicht sagen, dass alle Kroaten so denken, aber ein Grossteil vertritt diese Meinung und so ist momentan auch der grosse Tenor im Land selbst.Unseren Nationalstolz koennen viele Voelker in Europa nicht nachvollziehen, weil sie in ihrer jungen Geschichte nicht solche einschneidenen Erlebnisse hatten, wie sie in unserer Region vorgefallen sind. Das verstehe ich und akzeptiere es auch. Im Umkehrschluss sollte man bei solchen Dingen auch Nachsicht zeigen oder ein anderes Mass haben, was die Beurteilung solcher Aussagen angeht. Wie kommende Generationen damit umgehen werden, wird sich zeigen. Noch ist es allerdings allgegenwaertig mit der Souveraenitaet Kroatiens verankert. Unserer Sprache ist «haerter» und «kriegerischer», in vielerlei Hinsicht. Gerade in solchen Momenten, speziell bei sportlichen Erfolgen, werden diese Parolen angestimmt, die weder diffaminierend oder faschistisch gemeint sind. Egal ob das nun Kroatien, Bosnien oder Serbien ist. Egal ob Fussball, Handball, Wasserball oder sonstwas. Und auf nichts anderes zielte Džo ab, ohne weiteres ist dies erkennbar. Ich war selbst im Stadion, habe ihn auf dem Feld nach dem Spiel gesehen und gehoert, wie er aus purer Freude «U boj» anstimmte, gefolgt von «Za dom». Das Stadion erwiderte komplett. Habe ich im ersten Moment beim «Za dom» kurz gezuckt? Ja, natuerlich. Aber nicht weil ich es persoenlich anstoessig finde, sondern weil Džo genau weiss, wie die aktuelle innenpolitische Lage ausschaut und mit welchen Konsequenzen er von der FIFA rechnen muss. Dass er als Praezendenzfall genutzt werden wuerde, damit musste man nach den vergangenen Monaten einfach rechnen, nachdem FIFA/UEFA abermals erhebliche Strafen gegen den kroatischen und serbischen Verband ausgesprochen hatte. Darin liegt in meinen Augen sein grosser Fehler. Oder sollte man jeden der ~22.000 Menschen im Stadion grundlos vor Gericht zerren, die die Parole erwiderten? Auch Kinder und Frauen. Zumal die Parole schon waehrend des Spiels angestimmt worden ist an verschiedenen Stellen des Stadions. Wie in den Jahren zuvor auch, was die Strafe nochmals irrsinniger macht, da bislang noch nichts derartiges beim Verband beanstandet wurde. Bis zum heutigen Tag nicht.Jeglichen Bezug zum Faschismus hat er von sich gewiesen, in einer - fuer seine Verhaeltnisse - sehr leidenschaftlichen Rede. Zwar erst am naechsten Tag, aber die Welle war nun einmal losgetreten. Dass sein trotziges Verhalten nach dem Spiel alles andere als foerderlich war, natuerlich. Muessen wir nicht drueber diskutieren. Ich weiss, dass die Person Šimunić fuer viele eine strittige Figur ist. Auch aufgrund seiner Aussetzer auf dem Feld und das er dadurch mit anderen Augen betrachtet wird. Ich masse mir aber an, ihn gut einschaetzen zu koennen. Und ihn ansatzweise mit irgendwelchem faschistischen Gedankengut zu assoziieren, ist blanker Unsinn. Er liebt die australische Kultur, bezeichnet Deutschland, bzw. Berlin als Heimat und ist trotzdem ein stolzer Kroate. Im Grunde ein Vorbild fuer viele Dijaspora-Kroaten, eben weil er auch die Sprache nie direkt erlernte und auch heute noch Probleme damit hat und eher einfaches kroatisch spricht. Er stellte selbst in der Nationalmannschaft eine «Minderheit» dar, ebenso wie Spieler wie Srna oder Eduardo. Hatte medial damals auch seine Probleme, auch wegen der Sprachbarriere. Er mag zwar kautzig wirken, aber ist der erste Spieler, der sich Spielern aus dem Ausland annimmt und den Dialog sucht. Unvergessen sein Verhaeltniss zum Serben Pantelić in Berlin, den er heute noch als «Bruder» bezeichnet. Auch mit dessen «tri prsta»-Geste hatte er damals keine Probleme - wie kann man diesen Menschen allen Ernstes in diesen faschistischen Zusammenhang bringen? Kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen.Was das Urteil angeht, aergert es mich einfach. Es aergert mich, mit wie wenig Weitsicht die UEFA/FIFA immer wieder reagiert. Bestraft ihn, ja. Kann ich mit leben, auch wenn ich ihm definitiv keine Spielsperre geben wuerde. Ist nur meine Ansicht. So wie man es aber angeht, zieht man die Wut von Kroaten und Dijaspora-Kroaten weltweit auf sich und erreicht im Endefekt das genaue Gegenteil. Anstatt einer geordneten Auseinandersetzung mit der Thematik, wird das Thema jetzt weltweit in den Medien zerrissen, wovon 90 % einfach journalistischer Abschaum ist. Ja, Abschaum. Ich weiss nicht, wie oft ich jetzt in diesen Artikeln exakt dieselben Redewendungen gelesen habe, die sich nicht unweigerlich von wikipedia-Eintraegen absondert und faktisch einfach falsch sind. Ich verlange nicht viel, aber nur eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Thematik und ein wenig Sachverstand. Egal wie oft man es wiederholt, es wird nicht richtiger. Jetzt hat man aber genau das erreicht, was man nicht wollte - auf allen Seiten