Wladimir Putin könnte einst ein Verdienst zugeschrieben werden, das der Neo-Imperialist im Kreml niemals angestrebt hat. Es werde eine "neue Betrachtung der gesamten Energiepolitik geben", so beschrieb es kürzlich Kanzlerin Angela Merkel. Das heisst, Europa muss sich vom russischem Erdgas befreien und dem Kreml die Möglichkeit zur Erpressung nehmen.
Nicht, dass diese Möglichkeiten für Europa wirklich furchteinflößend wären. Europa deckt nur rund ein Drittel seines Gasbedarfes aus Russland. Für Russland dagegen ist Europa der Hauptkunde, der mehr als die Hälfte seiner Gasexporte abnimmt. Rund 50 Milliarden Euro rollten 2012 in die Kassen des Kreml. Es ist Geld, auf das Russland nicht verzichten kann!
Doch obgleich Europa versuchen könnte, Lieferausfälle etwas mit norwegischem Gas zu kompensieren - unangenehm, riskant und teuer wäre es allemal, vor allem für Staaten wie dem baltischen Trio oder Rumänien und zukünftig auch Serbien, die am massivsten am Kreml-Tropf hängen.
Also: Raus aus der Abhängigkeit. Wie fatal die Sucht nach russischem Gas, aber auch nach arabischem Öl und billiger amerikanischer Kohle ist, weiß die Wissenschaft längst. Die in gewaltigem Ausmaß nötige Verbrennung dieser Kohlenstoffe zur Energiegewinnung heizt die Atmosphäre gefährlich an. Das Eis der Polkappen schmilzt. Der Meeresspiegel steigt. Hitze und Dürre breiten sich aus. Landstriche werden unbewohnbar, Böden unfruchtbar...
Es ist unbestritten: Die Abhängigkeit unserer Wirtschaftssysteme von fossiler Energie ist fatal. Fein, dass das nun auch die Politik zu verstehen beginnt, wenn auch nicht ganz im gewünschten Maß. Regierungschefs wie der Kanadier Stephen Harper oder der Australier Tony Steven Abbott wollen nur die sicherheitspolitische Seite sehen. Sie bieten dreckiges Öl aus Teersand oder den Klimakiller Kohle an, um Europa von russischem Gas zu erlösen.
Nicht gut!
Europa muss andere Weichen stellen. Erneuerbare Energien müssen ausgebaut und noch marktfähiger gemacht werden. In den Preis für Kohlestrom und Öl müssen die Kosten der Klimaerwärmung einfließen. Die Energieeffizienz muss verbessert werden. Das benötigt Zeit. Doch es könnte rascher gehen, als viele Bedenkenträger und fossile Profiteure meinen - Putin sei Dank.
So abgedroschen es klingen magt: In jeder Krise steckt (für irgendwen) ein Chance.
Die ganze Geschichte gibts in den Salzburger Nachrichten (Print)