Sloweniens Piran ist reichste Gemeinde Ex-Jugoslawiens
Der Tourismus rettet einige Gemeinden im ex-jugoslawischen Raum aus den Fängen der Rezession -Küstenstädte haben teils höhere Kaufkraft als Landeshauptstädte.
Wien. Die malerische slowenische Küstenstadt Piran ist die kaufkraftstärkste Gemeinde im gesamten Ex-Jugoslawien -mit einer durchschnittlichen Kaufkraft von 10.900 € pro Kopf im Jahr übertrumpft die 17.000-Seelen-Gemeinde auch Ljubljana, die Hauptstadt des reichsten Landes im ex-jugoslawischen Raum. Das ist das Ergebnis der aktuellen Kaufkraftstudie des Wiener Instituts Regio-Data Research. Die Studie zum Jahr 2010 ergibt, dass die Unterschiede im ex-jugoslawischen Raum weiter vertieft wurden: "Slowenien verfügt über 188 Prozent mehr, Kosovo über nahezu 60 Prozent weniger Kaufkraft als der Durchschnitt aller ex-jugoslawischen Länder", sagt Mark Ruhsam, Sprecher von RegioData Research.
Tourismus sei Dank
Peter Bossman, Bürgermeister von Piran, ist ob des Ranking-Ergebnisses zwar etwas überrascht, führt die Top-Position aber auf die verhältnismäßig starken Einnahmen aus dem Tourismus zurück. "Wir sind im Tourismus die stärkste Gemeinde in Slowenien und haben mit 1,5 Millionen Nächtigungen im Jahr drei Mal so viel wie Ljubljana." Tourismus sei der einzige Wirtschaftszweig in der Region, der trotz Rezession gut unterwegs ist, sagt Bossman.
Gräben werden tiefer
RegioData-Sprecher Ruhsam merkt an, dass aufgrund der geografischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten der Tourismus nicht überall als Zugpferd herhalten kann: "Während Slowenien und insbesondere Kroatien vom Adria-Tourismus profitieren, ist das touristische Potenzial in anderen Ländern noch beschränkt, mit der Ausnahme Montenegros." Der Zerfall Jugoslawiens habe generell keineswegs zu einer Wohlstandsangleichung in der Region geführt: Alle Regionen außerhalb Kroatiens und Sloweniens weisen eine deutlich unterdurchschnitt liche Kaufkraft auf - mit der großen Ausnahme Belgrads.
Die Wirtschaftskrise habe sich verhältnismäßig drastisch auf die Kaufkraft in Kroatien ausgewirkt, da dieses Land vor der Krise die stärksten Zuwachsraten hatte, sagt Wolfgang Richter, Chef des Standortberaters RegioPlan. Die Konsumneigung sei in Kroatien deutlich geringer als vor drei Jahren. Davon sei als Erstes der Handel betroffen (siehe Artikel unten).
Grafik: Kaufkraft in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Kosovo; Tabelle: Kaufkraft
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