[h=1]Wenn die Fronten wegen Zigaretten gewechselt werden[/h]       
Thomas Pany   02.07.2013 
     [h=2]Syrien: Friedenskonferenz und dazu mehr Waffen an Oppositionelle?[/h]      US-Außenminister Kerry ist derzeit in Brunei, um mit  seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow über die  Syrien-Friedenskonferenz in Genf zu 
reden.  Beide Seiten seien "ernsthaft, mehr als ernsthaft" in dem Prozess  engagiert, so Kerry. Die Überbetonung fürs Protokoll lässt auf  ernsthafte Schwierigkeiten in der Realität schließen. "Die neue  Konferenz ist sinnlos, weil es keine friedliche Lösung dieses Problems  gibt", 
kommentiert  Alexander Chramtschichin vom Moskauer Institut für politische und  militärische Analysen. Und gibt zu bedenken: "Die Friedenskonferenz  braucht nur der Westen, um sein Gesicht zu wahren. Die syrischen  Konfliktseiten brauchen sie nicht."
       
 
           Ein umstrittener Punkt zwischen Moskau und Washington  ist die Forderung der USA, Großbritanniens, Frankreichs wie auch  Saudi-Arabiens, Katars und der Türkei nach einer Übergangsregierung -  ohne Baschar al-Assad.  Der syrische Staatspräsident 
verweist  darauf, dass er seinen Posten nur nach Wahlen räumen wurde, wie auch  eine "erweiterte Regierung" nur dadurch Legitimität habe. "Wer in diesen  Wahlen Erfolg hat, wird an der Regierung teilnehmen, wer nicht, hat  darin keinen Platz." Moskaus Äußerungen dazu werden in westlichen  Berichten seit längerer Zeit meist so wiedergegeben, dass sich die  russische Führung flexibel zeige und Distanz zu al-Assad erkennen lasse.  Doch waren diese Aussagen nie eindeutig.  
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  Sprecher wichtiger Oppositionsfraktionen haben aber  gerade die Forderung nach Übergangsregierung ohne al-Assad zur Bedingung  ihrer Teilnahme an der Genfer-Konferenz gemacht, umso leichter fällt es  Assad, sich demgegenüber als friedenswilliger und verhandlungsbereiter  Staatschef darzustellen. Zwischen Lawrow und Kerry gibt es Uneinigkeit  darüber, welche Opposition eingeladen werden soll.  
  Laut New York Times 
favorisiert  Lawrow, dass mehrere Delegationen der syrischen Opposition eingeladen  werden. Kerry würde demgegenüber darauf bestehen, dass eine vereinte  Opposition nach Genf kommt. Er befürchte, dass sich sonst deren Einfluss  verwässere. Man kann es natürlich auch so sehen, dass der Einfluss von  außen auf die Opposition dadurch schwieriger wird. Dass ihm nicht  besonders an Vielfalt, sondern mehr an Kontrolle, gelegen ist, zeigt  auch, dass Kerry nicht daran denkt, die Regionlamacht Iran einzuladen.  Sie spielt in dem Stellevertreter-Krieg keine unbedeutende Rolle. 
  Indessen werden erneut Forderungen aus den Reihen der  syrischen Opposition zitiert, die ihre Teilnahme an der Konferenz an  mehr Waffenlieferungen knüpfen. Dies soll der FSA-Kommandeur Salim Idris  zur Bedingung gemacht haben. Die bewaffneten Oppositionellen fürchten  angesichts der militärischen Erfolge der Regierungsarmee, dass man von  einer geschwächten Position aus an den Verhandlungstisch tritt. 
  Mehr Waffen für Frieden?
  Der Plan der CIA und der "Freunde Syriens" sei absurd,  so der Independent-Journalist Patrick Cockburn, der sich schon während  des Irak-Kriegs einen Namen mit kritischen Reportagen gemacht hat. In  seiner 
Syrien-Reportage  zeigt er anhand eigener Beobachtungen und Ortsbesuche, bis zu welchem  Grad die Wirklichkeit in Syrien in einer vorgefärbten Berichterstattung  verzerrt wird.  
  Dazu gehört laut seinen Beobachtungen außer überzogenen  Schilderungen von Kampfgeschehen und falschen Schuldzuweisungen auch die  Ansicht, dass es irgendwie möglich sein könnte, Waffen nur an die  "richtigen" Kämpfer, also solchen, die nicht mit Dschihadisten in  Verbindung stehen, sondern zu den "Moderaten" gehören, zu liefern. Die  Übergänge in der Opposition seien fließend. 
  Die Seiten, so Cockburn, würden schon für Zigaretten  gewechselt  seinem Bericht zufolge wird anscheinend die Nikotinsucht im  Lager der glaubensstrengen Dschihadisten der al-Nusra-Front nicht  geduldet. Einzig Geld, so Cockburn, regele die Loyalitäten, zitiert  Cockburn einen Diplomaten aus Damaskus: 
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[TD="class: min-td"]Money counts for more than ideology.[/TD]
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  Laut Human Rights Watch schließen die Nachbarländer Syriens immer mehr Grenzübergänge. 
Zehntausende von Flüchtlingen  würden an den Grenzen zum Irak, zu Jordanien und zur Türkei  zurückgeschickt. Zwar, so die Organisation, würden manche Regierungen  offiziell bestreiten, dass man die Grenzen geschlossen habe, tatsächlich  aber ergeben Berichte von Flüchtenden und eigene Überprüfungen ein  anderes Bild.   
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