Leider kann ich diese doku nicht finden....vielleicht hast du mehr glück.Ist sehr interessant.....und man sieht wie sich langsam einige türken gedanken darüber machen.Das was früher nicht der fall war.
stanbul war ein Märchen
Film von Kamil Talan
Istanbul (Quelle: PHOENIX/NDR/Botschaft der Republik Türkei)
Im Jahr 2010 wurde die türkische Metropole Istanbul als Europäische Kulturhauptstadt gefeiert. Doch schon die Kandidatur der Stadt hatte in Europa eine Debatte ausgelöst...
Denn wie bei der seit Jahren anhaltenden Diskussion über einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union wurde auch hier die Frage gestellt, ob diese Stadt denn tatsächlich zu Europa gehöre. "Ja" sagen die bekannten Künstler und Literaten in der Stadt, und "ja" sagt Filmautor Kamil Taylan, ein gebürtiger Istanbuler, der seit vierzig Jahren in Deutschland lebt und den es doch immer wieder in diese Stadt zurückzieht - mit sehr unterschiedlichen Gefühlen.
Sendetermine
Mi, 22.06.11, 08.15 Uhr
Mi, 22.06.11, 19.15 Uhr
Der sehr persönliche Film ist eine ebenso historische wie autobiografische Stadtbegehung dieser uralten wunderbaren Stadt, die einst kulturell so reich und kosmopolitisch war wie kaum eine zweite und der der türkische Nationalismus so viele Wunden schlug. Dennoch ist sie so vital und aufregend, dass sie immer noch das Zentrum der türkischen Künstler und Schriftsteller der Türkei schlechthin geblieben ist. Kaum einer versagt ihr seine Liebeserklärung, und fast alle schöpfen aus ihr: Orhan Pamuk, Literaturnobelpreisträger und leidenschaftlicher Istanbuler; die junge und erfolgreiche Autorin Elif Safak, die in ihren Romanen nicht wenige Tabubrüche begeht und deren Bücher riesige Auflagen erreichen; der türkisch-jüdische Schriftsteller Mario Levi, dessen Romanfiguren in dieser Stadt ihre Wurzeln haben und der von der untergegangenen jüdischen Welt Istanbuls erzählt. Sie alle hat der Autor getroffen, auch den griechischen Schriftsteller Petros Markaris, gebürtig aus Istanbul, dessen Familie das schreckliche Pogrom des 6./7. September 1955 erlebt hat, bei dem die armenische und griechische Minderheit brutal vertrieben werden sollte.
In dem Film macht sich der Autor aber auch auf die Suche nach seinem persönlichen Istanbul-Märchen, die Erinnerung an eine Zeit, als die Stadt wie ein Füllhorn der Kulturen war, als Türken und Armenier, Griechen und Juden friedlich und sich gegenseitig bereichernd zusammenlebten. Das Zentrum seiner Ortsbegehung ist das Pera-Viertel, wo er aufgewachsen ist. Pera bedeutet auf Griechisch "auf der anderen Seite" - auf der anderen Seite des Goldenen Horns. In Pera haben seit dem 13. Jahrhundert zunächst Genueser, später dann Griechen, Armenier und Juden gelebt. In Pera schlug jahrhundertlang das kulturelle Herz von Istanbul. Hier hat er mit seinen griechischen und armenischen Freunden gespielt, hat als Kind das Pogrom von 1955 miterlebt. Gibt es noch Spuren dieser ehemals so reichen, offenen und toleranten Welt von damals, bevor die türkischen Nationalisten alle fremden Kulturen bekämpften?
Kamil Taylan findet Hinweise, dass sein "Märchen Istanbul" wieder Lebenszeichen von sich gibt, oder wie es Elif Safak sagt: "Millionen Menschen aus dem Mittleren Osten, aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und aus Europa leben jetzt hier, und Istanbul ist heute wieder eine kosmopolitische Stadt." Orhan Pamuk meint: "Das alte Istanbul war sehr arm, die Menschen waren unterdrückt, sie haben ihre Identität verheimlicht. Aber Istanbul ist jetzt reicher und stärker und wieder ein Ort voller Selbstvertrauen."
Am Ende wird der Film, der sehr kritisch mit der politischen Vergangenheit und Gegenwart seiner Stadt und seines Landes umgeht, doch noch eine Liebeserklärung: "Ich komme immer wieder in diese Stadt zurück", sagt Kamil Taylan, "weil ich immer noch an Istanbul glaube. Ich suche nach den alten Bildern und finde immer wieder neue. Über viele freue ich mich, manche machen mich traurig und manche zornig. Aber vielleicht ist es das, was mein Märchen, was Istanbul ausmacht."