Es wird amtlich: EU-Beitritt der Türkei 2013 ! Erdogan "besteht" auf dem Termin.
Aus leider aktuellem Anlass ein Mailing zum extrem wichtigen Thema "Türkeibeitritt zur EU". Trotz Dementis bei einschlägigen offiziellen Nachfragen kristallisiert sich immer klarer heraus, dass die Anfang 2006 begonnenen und "mind. 20-25 Jahre dauernden" Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei per 2013/14 zum Abschluss führen sollen! Der ursprünglich genannte lange Zeitraum war offenbar nur als Beruhigungspille für die aufgebrachte Bevölkerung gedacht, die mit riesigen und noch wachsenden Mehrheiten EU-weit gegen diesen Beitritt ist. Übrigens hatten sich neben Schröder und Fischer auch viele Unionspolitiker diese bequeme aber bewusst irreführende Argumentation zu eigen gemacht - und tun dies noch immer.
Aus einem Verhandlungszeitraum bis mindestens 2026 (eigentlich sogar bis 2030) ist nach nur einem Jahr Schamfrist nun 2013 geworden! Wer weiß und (z.B. im Falle von Bulgarien und Rumänien) beobachtet hat, dass ein Beitritt politisch und legislativ jahrelang vorbereitet wird und im Prinzip schon 5 Jahre vorher unumkehrbar beschlossen wird, der weiß zugleich, dass dieser Beitritt in den kommenden beiden Jahren unumkehrbar werden wird. Die EU bekommt in dieser Sache totalitäre Züge - und das ist ein wohl bedachter Ausdruck, den wir hier nicht leichtfertig in diese Email schreiben !
Daher kommt die gestern erhobene Forderung von Tayyip Erdogan nicht zufällig [siehe SZ von heute, 17. April 2007]. Erdogan will von der EU-Ratspräsidentin und der CDU-Vorsitzenden Merkel schon jetzt einen "Fahrplan" haben, der eben ein solches Beitrittsdatum 2013/14 zementiert [was auch perfekt zur kommenden Finanzrahmenplanung der EU passen würde...] ! Ein solcher Fahrplan würde -wie immer bei derartigen Prozessen- alle inhaltlichen Verhandlungen zur Farce machen und jeden Druck von der Türkei nehmen, auch nur die grundlegendsten Reformen anzugehen und durchzuführen. Das Prinzip "Prozess folgt Inhalt" wird skandalöserweise so umgekehrt! Soviel zum Versprechen "ergebnisoffener" Verhandlungen! Erdogan weiß das; und "besteht" daher auf dem Zieldatum. Bis heute war von der CDU-Vorsitzenden und Kanzlerin kein einziges Wort einer gegenteiligen Meinung zu hören. Es ist unfassbar, dass die noch im Wahlkampf explizit erklärte Gegnerin einer türkischen Mitgliedschaft noch nicht einmal angesichts dieses Affronts Herrn Erdogan widerspricht! Ganz im Gegensatz dazu werden unter deutscher Ratspräsidentschaft sogar 2-5 weitere Verhandlungskapitel mit der Türkei eröffnet, ohne dass es dafür irgendeine erkennbare türkische Bewegung in den vielen Defizit-Bereichen gäbe.
Das vor der Öffentlichkeit sorgsam verborgene, für die Brüsseler Beamten aber schon lange (in)offizielle Zieldatum 2013/14 war auch uns bereits länger bekannt. Daher hatten wir schon Wochen vor Erdogans gestriger offizieller Forderung das untenstehende Beschwerdeschreiben an einen hochrangigen deutschen Öffentlichkeitsarbeiter der EU-Kommission nach dessen Auftritt bei einer Fachdiskussion zum Thema „EU-Beitritt der Türkei?“ versendet. Mittlerweile ist auch eine Antwort des Adressaten Dr. A. eingetroffen, an der man einmal mehr erkennt, wie weit die EU-Kommission mit ihren Ansichten gerade bei diesem Thema bereits von der überwältigenden Mehrheit der Bürger entrückt ist. Sowohl die EU-Kommission als auch der Brüsseler Beamtenapparat wie auch die Regierung Erdogan streben als Beitrittstermin eindeutig das Jahr 2013/14 (!) an. Dies geht aus diversen türkischen und EU-Quellen hervor, die "natürlich" nicht veröffentlicht werden. Aus Chronistenpflicht schreiben wir die entscheidenden Passagen der Antwort von Dr. A. (die nur in Papierform vorliegt) an passender Stelle in den Beschwerdetext. Wir halten diese Antworten für eine Irreführung der Bürger und Wähler der EU. Die beiden Antwortpassagen sind nicht glaubwürdig bzw. angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der EU inakzeptabel! Die EU-Kommission muss sich angesichts ihres arroganten und realitätsfernen Verhaltens nicht wundern, wenn die Legitimation der EU als demokratische Institution dramatisch erodiert!
Sollte der Beitritt der Türkei zur EU nun sogar noch massiv beschleunigt durchgeprügelt werden, was wir seit Jahren befürchtet und prognostiziert haben, wird das Wahlvolk jede Gelegenheit nutzen, die EU abzulehnen. Dazu gehören dann auch möglich künftige Abstimmungen zur EU-Verfassung! Aber die EU-Kommission wird dazu sicherlich wieder ausführen, man müsse dem (unmündigen und uninformierten) Bürger lediglich die Problematik "richtig erklären".
Nachfolgend nun der Beschwerdetext zu Ihrer Kenntnis. Wir dürfen uns nicht länger mit einschläfernder Rhetorik der Politiker zufriedengeben! Wenn sich die Bürger Europas nicht wehren, wird der Supergau für Europa in 2 Jahren unwiderruflich beschlossen und in 6 Jahren eintreten…
Werden Sie bitte an allen möglichen Schalthebeln schnell aktiv gegen diesen Beitritt! Die Wähler in Deutschland werden jede demokratische Partei wählen, die bei den anstehenden Wahlen aktiv den sofortigen Abbruch dieses fatalen Verhandlungsprozesses einfordert und nach ihrem dann sicheren Wahlerfolg auch durchsetzt!
Trotz allem beste Wünsche für den Tag. Mit freundlichem Gruß
PB
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München, März 2007
Sehr geehrter Herr Dr. A. ,
Sie haben gestern interessante Ausführungen zur Lage und zu den Aktivitäten der EU gemacht. Vielen Dank für Ihr Kommen und für die dafür aufgewandte Zeit. Da man wie immer bei diesen Gelegenheiten keine ausreichende Gelegenheit zur Diskussion bekommt, nachfolgend einige Ergänzungen zum so extrem wichtigen und folgenreichen Thema „EU-Beitritt der Türkei“: Wir schreiben als einschlägige Arbeitsgruppe zu eben diesem Thema, bei der wir viele Experten und Bürger eingebunden haben. Mit sehr großer Mehrheit lehnte diese Arbeitsgruppe sowohl den Beitritt der Türkei zur EU, als auch die Fortführung der Beitritts*verhandlungen ab. Leider waren in Ihren Aus*führungen zum Teil erhebliche Abweichungen von unseren Ergebnissen erkennbar.
Sie haben als ein direkt der EU-Kommission unterstellter leitender EU-Beamter sicherlich nicht nur Ihre eigene Überzeugung, sondern eben auch die der Kommission vorgetragen. Unsere Arbeitsgruppe wiederum repräsentiert mit ihrer in zentralen Teilen abweichenden Überzeugung eine sehr große Mehrheit der Unionsbasis und nach Umfragen sogar der SPD-Basis. Wir bitten Sie daher, die nachfolgenden Ausführungen auch unter dem aktuellen Blickwinkel „EU-Krise wegen andauernder Bürgerferne der EU-Kommission“ in dieser für die Menschen sehr wichtigen Frage zu lesen.
Zur Frage der EU-Fähigkeit der Türkei haben wir in der Arbeitsgruppe ein Dokument mit über 20 ausführlich dargestellten Einzelkriterien geschrieben, das Sie bei Bedarf jederzeit bekommen können. Alleine aus diesem ergeben sich über 15 Gründe, warum dieses Land weder heute noch in absehbarer Zukunft EU-fähig sein wird. Die Haltung zu Zypern ist dabei ein zwar wichtiges – aber im Prinzip ein „kleineres“ Problem der türkischen EU-Fähigkeit. Im Prinzip wird derzeit so gut wie kein Kopenhagener Kriterium von der Türkei erfüllt – darunter sind elementare Frauen-, Bürger-, Minderheiten-, Religions- und Menschenrechte. Schlimmer noch: Seit 1999 (Verheugen/Fischer/Schröder brechen den Widerstand vieler ande*rer Länderregierungen und machen erste konkrete Versprechungen in Richtung Kandidatenstatus) über 2005 (Beginn der Verhandlungen mit Aussicht „20-25 Jahre Verhandlungsdauer“- wiederum durchgesetzt durch die bereits abgewählte rot-grüne Regierung) bis heute bewegt sich die Türkei unter der AKP-Regierung von Erdogan in der Tendenz klar weg von einem säkularen, demokratischen Europa. Weder die anhaltende Tendenz zur Islamisierung noch die zunehmenden, geradezu extremen nationalistischen Auswüchse in der Türkei lassen eine Annäherung an Grundprinzipien der EU erhoffen. Die kommenden Wahlen werden nach allen Umfragen wiederum die streng gläubigen Moslems der AKP, aber auch die extremen Nationalisten und sogar türkisch-rassistische Kräfte stärken. Da diese Tendenz weg von Europa natürlich auch in der Türkei selbst registriert wird (Ihre eigene Kommission misst ja regelmäßig die EU-Zustimmung der türkischen Bevölkerung, die sich innerhalb kurzer Zeit von über 90% auf nun unter 50% reduziert hat), kann die Regierung gegenüber der EU praktisch keine „Zuge*ständnisse“ machen, die aber für eine Mitgliedschaft zwingend und elementar sind. Dabei geht es heute noch nicht einmal um den ja erst mit Beginn der Mitgliedschaft anstehenden Verzicht auf wichtige nationale Souveränitätsrechte, sondern derzeit nur um relativ kleine Schritte, zu denen sich die Regierung Erdogan nicht in der Lage sieht. Was will die EU mit einem solchen Mitglied, das noch dazu per 2013 mit etwa 85-90 Millionen Einwohnern die EU-Institutionen dominieren würde?
Sie haben in der Sitzung mehrfach „pacta sunt servanda“ argumentiert. Nun: Der hier zu erfüllende Vertrag ist zunächst nur das (1999 / 2002 / 2005 leichtfertig gegebene) Versprechen der EU, mit der Türkei als EU-Kandidat zu verhandeln. Entgegen Ihrer gestrigen Aussage hat man sich im Falle der Türkei entschie*den, nicht etwa mit den schwierigsten und relevantesten Kapiteln zu beginnen, sondern eben diese auszuklammern und (trotz des Zypern-Affronts ohne jede Pause und nach Kommissar Rehn 2007 sogar beschleunigt) mit den leichten oder weniger relevanten Kapiteln zu beginnen! Der Inhalt folgt unverständ*licherweise dem Prozess – anstatt umgekehrt! Das Kalkül ist offensichtlich: Man will nach ca. drei Jahren den Bürgern Europas die Fortschritte in den Verhandlungen präsentieren („Schaut her - wir haben nun schon xx von etwa 32 Kapiteln abgeschlossen.“) und so einen Fortschritt suggerieren, den es bei den wirklich relevanten Themen und Problemen bis dahin niemals geben wird. Darunter fallen die o.g. fehlenden Fortschritte bei Frauen- und Menschenrechten ebenso wie die Zypern-Problematik und viele andere Punkte.
Das Ergebnis dieses inszenierten Fortschrittsspektakels ist heute schon klar: Der Prozess wird sich ebenso wie jüngst bei Bulgarien und Rumänien verselbstständigen! Ebenso wie bei der derzeit geplanten „Roadmap“ zur Verfassung werden künstlich zeitliche Zielmarken gesetzt, die Druck auf alle Beteiligten aufbauen und hinter denen jede inhaltliche Debatte zurückstehen muss, die –wenn überhaupt– stattdessen in „Geheimdiplomatie“ erfolgt. Sie haben ehrlicherweise unwidersprochen gelassen, dass ab 2013 mit der Türkei als Mitglied in der EU geplant wird, obwohl die berühmten „20-25 Jahre“, die dem Volk als Beruhigungspille genannt worden sind, frühestens 2025 vorüber wären. [Antwort Dr. A hierzu: "Wenn Sie mich am 1. März so verstanden haben, dass die Türkei 2013 oder 2014 aufgenommen werden soll, dann ist dies ein Missverständnis. Was ich deutlich machen wollte ist, dass ... der EU-Finanzrahmen 2007-2013 ihre Mitgliedschaft nicht vorsieht. Dies bedeutet nicht, dass die Türkei schon 2014 tatsächlich aufgenommen würde. ...]
„Pacta sunt servanda“: Die EU hat nun über ein Jahr (de facto sogar seit 1999!) mit einer Türkei verhandelt, die sich keinen Millimeter auf die EU zubewegt hat. Ganz im Gegenteil. Das Verhandlungsversprechen ist somit u.E. seitens der EU klar erfüllt worden! Die Verhandlungen sind nur ergebnisoffen versprochen worden. Wäre es –wie Sie gestern suggeriert haben– anders, hätte man nicht verhandeln müssen, sondern die Türkei schon 2005 aufnehmen können. Wozu verhandeln, wenn das Ergebnis (Mitgliedschaft) ohnehin schon von Anfang an feststeht? Ebendies haben sinnigerweise übrigens Schröder/Fischer etc. schon 2005 gefordert – Sie werden sich an die heftigen Diskussionen Ende 2005 um das Wort „ergebnisoffen“ erinnern. Da wir nun aber zum Glück einen ergebnisoffenen Prozess gestartet haben, ist dieser bei offensichtlichem Unwillen einer Partei zu echten Verhandlungen, die ganz erhebliche Zugeständnisse bezüglich der Aufgabe nationaler Souveränität bedingen, problemlos und „juristisch“ und politisch sauber abbrechbar. Genau dies fordern die Bürger in praktisch allen Mitgliedsstaaten mit mehr oder minder großen Mehrheiten, und auch unsere Arbeitsgruppe kam 2006 mit riesiger Mehrheit zu diesem Ergebnis.
Unabhängig von all diesen z.T. legalistischen und prozessualen Fragen muss man aber noch einen Schritt weiter gehen und die Frage nach dem demokratischen Selbstverständnis der EU-Kommission und z.T. auch der nationalen Staats- und Regierungschefs stellen. Sie sind ja Öffentlichkeitsarbeiter für die EU. In dieser Eigenschaft kann man Sie nur bitten, dieses Thema und den Umgang der EU mit der Mehrheitsmeinung der Bürger als eine der Hauptursachen für die offensichtliche Krise der EU-Institutionen zu erkennen und weiterzugeben.
Wir schätzen den Beitrag, den alleine die Türkei-Frage für die Ablehnung der EU-Verfassung bei den Referenden in Frankreich und den Niederlanden gespielt hat, auf mehr als 20% der Stimmen. Es gab daneben ein oder zwei andere wichtige Themen, die das „Non“ bzw. „Nej“ herbeigeführt haben. Aber die Themen „politisch-religiöser islamischer Einfluss in Europa“, verbunden mit „Zuwande*rungsprobleme durch islamische Einwanderung über EU-Freizügigkeits*regelungen“ sind für sehr viele Bürger mit vollem Recht zentral und wichtig. Man kann dies als „uninformierte Reflexe bildungsarmer Bürger“ abtun, wie Sie dies –dem schlechten Beispiel vieler Ihrer Politikerkollegen folgend– getan haben. Dennoch haben die Menschen gute Argumente. Selbst wenn sie diese nicht hätten, wären sie doch Wähler und Bürger der EU und ihre Meinung muss als solche von den nationalen Regierungen und von der EU-Kommission respektiert und umgesetzt werden.
Wenn Sie sagen „wir haben keine direkte Demokratie in den EU-Staaten“, dann kann das doch nicht bedeuten, dass der rationale und eindeutige Volkswille in dieser Frage von den „Volksvertretern“ permanent nicht umgesetzt wird! [Antwort von Dr. A. hierzu: "In einer repräsentativen Demokratie werden Entscheidungen durch demokratisch legitimierte Mandatsträger und nicht aufgrund von Meinungsumfragen getroffen."...] Sie haben korrekterweise erklärt, dass jedes Verhandlungskapitel einstimmig von den EU-Nationalstaaten eröffnet und auch wieder geschlossen werden muss. Angesichts der völlig klaren, weitere Verhandlungen ablehnenden Mehrheiten in vielen Mitgliedsstaaten (meist sind die Mehrheiten sogar parteiübergreifend vorhanden!), ist die immer wieder erreichte Einstimmigkeit in der Türkei-Frage ein andauernder Skandal. Man muss vermuten, dass die EU-Kommission (wohl auch unter mehr oder weniger offenem amerikanischen Druck) ihrerseits ganz erheblichen Druck auf die Mitgliedsstaaten ausübt, um die absurde und undemokratische Einstimmigkeit zugunsten eines beim Souverän (=Bürger und Wähler!) niemals mehrheitsfähigen Verhandlungsprozesses immer wieder zu erzwingen. Aus diesem Grund muss man von „totalitärem Verhalten der EU“ sprechen, auch wenn Sie dies selbstredend anders sehen.
Dieses Thema hat die Qualität, die EU und sogar Europa selbst zu zerstören! Zunächst durch den Widerstand der eigenen Wähler/Bürger, den die EU im Falle einer Aufnahme der Türkei wegen mangelnder Legitimation für einen solchen Schritt zu erwarten hätte. Und nach der Aufnahme auch noch in Form einer Dominanz der EU durch einen türkischen Staat, dessen islamisch-missio*narische und zugleich nationalistische Kultur mit der heutigen EU ebenso inkompatibel wäre wie die millionenfache visumsfreie und dauerhafte Zuwanderung von Türken nach Europa. Alleine für Deutschland wurden bei Umfragen in der Türkei etwa 5-10 Millionen Zuwanderer innerhalb weniger Jahre nach Gewährung der Personenfreizügigkeit ermittelt! Die EU-Kommis*sion muss diesen Prozess stoppen, bevor er zum Selbstläufer wird – und bevor die bürgerkriegsähnlichen Zustände in den französischen und mittlerweile auch in englischen Vorstädten durch millionenfache Zuwanderung auch in die deutschen Städte und schließlich in die gesamte Fläche der EU getragen werden. 2013 ist noch nicht einmal mehr 6 Jahre entfernt. Wir reden von überschaubaren Zeiträumen, in denen die Türkei keinesfalls EU-fähiger werden wird.
Das von Ihnen gestern ebenfalls angerissene Thema „geopolitische Bedeutung der Türkei“ wollen wir hier aus Platzgründen nicht vertiefen. Man muss aber feststellen, dass zunächst formal nach den EU-eigenen Regeln die Geopolitik keine Rolle bei Auf*nahmeentscheidungen spielen darf. Auch sind die vermeintlichen Vorteile (Energie*korridor) nicht ohne ganz erhebliche Nachteile zu haben (kaum kontrollier*bare EU-Außengrenze zu offen anti-westlichen, fundamental-islamischen, zum Teil auch sehr instabilen Ländern oder Kriegsgebieten, innertürkische Konflikte, kurdischer Bürgerkrieg, etc.). Und zudem sind ein freundschaftliches Verhältnis der EU zur kleinasiatischen Türkei und die Wahrung unserer Interessen im Gebiet des NATO-Partners Türkei auch ohne eine EU-Mitgliedschaft denkbar, sinnvoll und machbar. Wir grenzen auch an Weißrussland oder an Ägypten – ohne dass wir ernsthaft an deren EU-Mitgliedschaft denken. Wer mit seinem Nachbarn ein gutes Verhältnis haben will, reißt doch als Bürger auch nicht den Gartenzaun ab und lädt die Nachbarsfamilie per „Niederlassungsfreiheit“ und „Freizügigkeit“ ein, seine Wohnung zu okkupieren…
Geben Sie bitte die Quintessenz dieses Briefs mit Nachdruck an die Kommission weiter. Die Mehrheit der Bürger denkt so und spricht zum Teil sogar noch viel schärfer zu diesem Thema –sowohl der „informierte und gebildete Teil“– als auch die eher intuitiv denkenden Menschen. Wenn die EU diesen Beitrittsprozess endlich stoppt, tut sie sehr viel für ihre Akzeptanz beim Bürger und gegen die EU-Krise! Wir sprechen hier übrigens auch nicht von einem „Verständnisprob*lem“ der Bürger oder von einem „Vermittlungs*problem“ der EU. Es geht einfach nur darum, die einzig mögliche und überfällige Entscheidung gegen den Türkei-Beitritt und insbesondere gegen die Personenfreizügigkeit zu treffen!
Wir behalten uns vor, diesen Brief in geeigneter Form auch offen zu verbreiten. Die Bürger wollen im Falle der Türkei nicht wie bei Rumänien und Bulgarien überrumpelt und vor ein „fait accompli“ gestellt werden. Dafür ist diese Beitrittsentscheidung viel zu weitreichend und potenziell gesellschafts*verändernd. Wir könnten vor unseren Kindern (insbesondere vor unseren Töchtern) diesen Beitritt und die mittelfristig damit eingeleitete Aufgabe des säkularen europäischen Rechtsstaats niemals rechtfertigen.
Mit freundlichem Gruß, …
www.buergerbewegungen.de